Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
an der Innenwand fast bewusstlos. Benommen rückte er beiseite, als Marina halb in den Baum geflogen, halb gestolpert kam.
    „Zurück!“, schrie Schatten und sie zuckte von der Öffnung weg, gerade als ein Eulenweibchen seinen Schnabel hineinstieß und nach ihr schnappte. Dessen harte, spitze Zunge bebte, als es aufkreischte.
    Die beiden drückten sich am Boden der Höhle zusammen und Schatten beobachtete, wie die Eule ihr flaches Gesicht gegen das Astloch presste und mit einem riesigen, funkelnden Auge zu ihnen herabstarrte. „Warum sind wir hier?“, schrie sie.
    „Ich ... ich weiß nicht, was du...“
    „Sollen wir gefangen bleiben, bis wir sterben, ist das euer Plan?“
    „Was meinst du mit ‚euer‘ Plan?“, fragte Marina.
    Die Augen der Eule verengten sich drohend. „Euer Plan mit den Menschen. Ja, wir wissen alles darüber. Ihr habt sie gebeten, an eurer Seite zu kämpfen, und nun haltet ihr uns in ihrem Gebäude gefangen.“
    „Wie könnten wir sie denn bitten?“, fragte Schatten verwirrt. „Wir können gar nicht mit ihnen reden, genauso wenig wie ihr.“
    „Sag uns, wie man hier rauskommt!“, verlangte die Eule.
    „Ich weiß nicht, wie man rauskommt!“
    „Wie bist du dann hier reingekommen?“, fragte die Eule listig.
    Sollte er ihnen erzählen, dass die Menschen sie auch in eine Falle gelockt hatten, dass er auch einen Weg hinaus suchte genau wie sie? Nein, er würde nicht das Risiko eingehen, ihnen zu verraten, dass gleich auf der anderen Seite des Tunnels Tausende von Fledermäusen waren.
    Selbst wenn die Eulen gegen die Strömung ankamen, war der Tunnel doch zu eng für sie, da war er ganz sicher – aber er würde nichts riskieren.
    „Wir haben nichts damit zu tun, dass ihr gefangen seid“, sagte er.
    „Wir können warten, kleine Fledermaus. Wir haben Geduld.“ Damit zog die Eule ihren Kopf zurück. Schatten blickte Marina an. „Wir sind schon in schlimmeren Situationen gewesen.“
    ja doch“, sagte sie ohne Überzeugung.
    „Wir werden uns herausgraben.“
    Marina folgte seinem Beispiel und fing an in der Höhlung nach Rissen in der Baumrinde zu suchen. Dabei wurde ihm allerdings sofort klar, dass das wahrscheinlich vergebliche Liebesmüh war, aber er musste sich beschäftigen, um nicht innerlich zu zittern.
    „Was tun die Menschen nur?“, murmelte er wütend.
    „Vielleicht hat das Eulenweibchen Recht“, flüsterte Marina. „Vielleicht ist das Teil des Plans, so wie Arkadia gesagt hat. Alle Eulen hier drin einzusperren, dann können sie uns wieder rauslassen.“
    Schatten war einen Moment unsicher. Er konnte nicht leugnen, dass diese Vorstellung ihren Reiz hatte. Alle Eulen der Welt aus dem Weg geräumt? Hörte sich gut an. Aber ein großes Unterfangen, oder? Es gab eine Menge Eulen da draußen.
    „Da war ich nun glücklich, zum ersten Mal in meinem Leben“, murmelte Marina, „aber nein, du musstest daherkommen mit deinem großen Stirnrunzeln und deinen großen Fragen, und ich war blöd genug dir zuzuhören.“
    Schatten zuckte zusammen. Was wäre, wenn sie Recht hatte und die Menschen sich die ganze Zeit um alles kümmerten, und er nur nicht in der Lage war die Dinge zu akzeptieren? Er hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt und, schlimmer noch, das von Marina, nur um das herauszufinden. Sie hatte Recht: Er war eitel, er war selbstsüchtig.
    „Hast du was gefunden?“, fragte er schwach.
    „Ich denke, hier drüben ist es am dünnsten“, sagte sie.
    Schatten blickte hinüber und fühlte einen Hoffnungsschimmer. „Wie lange wird es dauern, um sich durchzukratzen?“
    „Etwa eine Woche. Ich nehme nicht an, dass du irgendwelche großartigen Echotricks auf Lager hast, um uns hier rauszuholen.“
    „Pass auf!“, schrie er.
    Marina sprang zur Seite, als ein Stein vom Astloch her herabplumpste und ihr fast den Schädel einschlug. Schatten schaute hin und sah, wie sich der Schnabel der Eule zurückzog. Einen Augenblick später stieß ein anderer Schnabel herein und ließ einen zweiten Stein fallen.
    „Halt dich an die Seiten!“, rief Schatten. Sie klebten sich an die Rinde und so gelang es ihnen, der stetigen Lawine von Steinen auszuweichen, die die Eulen von oben herabwarfen.
    „Sie füllen die Höhle auf “, sagte Marina dumpf. Schatten erkannte, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie durch das Astloch hinausgezwungen würden direkt in die wartenden Fänge der Eulen. Er wusste, was sie einem antaten. Schlangen einen ganz runter, manchmal bei lebendigem Leibe,

Weitere Kostenlose Bücher