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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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und schieden wieder aus, was sie nicht verwerten konnten, Knochen und Fell in einem Klumpen. Er hatte diese gräulichen Bälle schon einmal gesehen und sie hatten ihn krank gemacht vor Wut. Mehr Steine kamen herabgepoltert und sie mussten auf sie hinaufklettern, um nicht unter ihnen erdrückt zu werden.
    „Uns werden sie nicht kriegen“, sagte Schatten.
    „Was machst du da?“, fragte Marina besorgt, als er an der Rinde hochkletterte auf das Astloch zu.
    „Mach dich bereit zu fliegen.“
    Er kauerte sich flach hin, direkt unter dem Loch, und wartete darauf, dass wieder ein Schnabel hereingestreckt wurde. Dann, wenn er sich zurückzog, würde er hinausspringen und ihnen ein so entsetzliches Bild von Goth entgegenschreien, dass sie zu Tode erschrocken wären. Das würde ihm und Marina genügend Zeit verschaffen, um hinauszukommen, und dann – was dann käme, darum würde er sich später Sorgen machen.
    Schatten wartete, zählte seine wilden Herzschläge, siebenundsechzig, achtundsechzig, neunundsechzig, und immer noch kein Schnabel. Je länger er wartete, desto größer wurde seine Angst, und das machte ihn noch wütender – dann rümpfte er die Nase und runzelte die Stirn. „Riechst du das?“, flüsterte er über die Schulter zu Marina.
    Sie holte schnell Luft. „Süßlich.“
    „Das haben die Menschen auch benutzt, um uns einzuschläfern!“
    Ein gewaltiges keuchendes Seufzen ging durch den Wald. Er hörte Blätter rascheln und dann schwere Schritte, die er durch die Rinde des Baums sogar fühlen konnte. Vorsichtig kroch Schatten hoch und blickte zum Astloch hinaus. Keine Eulen waren zu sehen, aber das rhythmische Stampfen war nun lauter. Er beugte sich hinaus, um einen besseren Blickwinkel zu haben, und schnappte nach Luft.
    Durch den Wald gingen die gleichen gesichtslosen Gespenster aus seinem Traum, nur diesmal wusste er, dass es Menschen waren, weiß gekleidet und die Köpfe mit dicken Hauben bedeckt, in denen nur Schlitze für die Augen gelassen waren. Sie waren groß und Furcht erregend, wie sie mit langsamen, schweren Schritten durch den Wald kamen und sich zwischen den Bäumen verteilten.
    Die Eulen hatten sich, wie Schatten sah, alle auf den höchsten Ästen versammelt und kauerten in der Nähe der Stämme. Aber wenn sie geglaubt hatten, die Menschen könnten sie dort nicht erreichen, hatten sie sich geirrt. Diese hielten lange Metallstangen – in seinem Traum hatte er gedacht, es wären skelettartige Arme – mit großen Netzen am Ende. Und während sie sie hochhoben, wurden sie noch länger und reichten hoch hinauf in die Bäume.
    Er beobachtete, wie die Spitze einer Metallstange den Bauch einer Eule berührte. Es gab ein scharfes Knistern und die Eule plumpste in das Netz oben an der Stange.
    Viele von den Eulen schienen merkwürdig lethargisch – durch das Einschläferungsgas, wusste Schatten – und die Menschen konnten sie leicht in ihre Netze bekommen. Andere hatten noch Kampfgeist in sich, fingen an zu kreischen und plusterten ihr Gefieder auf, sodass sie doppelt so groß wirkten. Aber die fürchterlichen Stangen der Menschen mussten nur ihre Federn berühren, und die Eulen sanken zuckend in die Netze. Die Menschen machten weiter, methodisch und entschlossen. Schatten konnte ihre Stimmen hören: wie tiefes Donnergrollen.
    Seine eigenen Augen wurden schwer. Er warf den Kopf nach hinten und kämpfte gegen die bleierne Müdigkeit an, die durch seinen Körper sickerte. Er blickte nach unten und sah Marina, deren Augen benommen und heiter wirkten.
    „Wach auf!“, rief er. „Das ist jetzt unsere einzige Chance. Komm mit! Beweg dich!“
    Er ließ sich zu ihr hinunterfallen, schubste sie grob zum Astloch. Nach nur sekundenlangem Zögern kniff er sie in den Schwanz.
    „He!“
    „Flieg los!“
    Er sprang hinter ihr aus der Baumhöhle hinaus und flog eine enge Runde, um sich zu orientieren. Da, der Bach. Sie konnten nicht bachaufwärts, sondern nur weiter abwärts und hoffen, dass sie irgendwohin kamen, wo es sicherer war.
    „Das ist eure Schuld!“
    Er drehte sich langsam um und sah den Eulenjungen mit dem Blitzmuster auf dem Gefieder. Auch er schien von den Dämpfen im Wald benommen, seine Flügelschläge waren langsam und unbeholfen, sodass er mit etwas Schlagseite flog. Trotzdem kam er direkt auf sie zu und hatte die Klauen zum Kampf ausgestreckt.
    Schatten und Marina flogen weg. Er schaute über die Schulter zurück, die Eule verfolgte sie weiterhin, kam ihnen nahe genug, um gleich

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