Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
trimmen, keine Zeit für irgendetwas sonst. Er konnte nur schiefe Bilder von den Dingen auffangen. Das gewaltige Innere einer Flugmaschine. Wie ein Maul öffneten sich riesige Türen. Und hinter den Türen der Nachthimmel.
    Um ihn waren hunderte von Fledermäusen. Sie rasten auf die Türen zu, als sie aus der Flugmaschine hinausgesaugt wurden. Man konnte sich nicht dagegen wehren und Schatten wollte das auch nicht. Er war frei von Goth, frei von dem Käfig der Menschen.
    Er traf auf die Luft im Freien.
    Marina zögerte keine Sekunde. Sie hatte keine Ahnung, wie lange ihr Stock die Klappe offen halten würde. Kalte Luft pfiff durch die Öffnung in die künstliche Wärme des Waldes. Sie ließ sich nach unten gleiten.
    „Beeilt euch!“, rief sie. „Wir müssen los! Wir müssen hier weg! Sofort!“
    Mit der untergehenden Sonne waren schon alle wach und auf der Jagd. Die Fledermäuse drehten sich überrascht über ihre Stimme nach ihr um. Aber sie verlangsamte ihren Flug nicht, um alles zu erklären. Sie flog zu der Stelle am Bach, wo die Silberflügel gern ihre Nahrung aufnahmen. Dort fand sie Ariel und Frieda, die ihr ängstlich entgegenblickten.
    „Wo bist du gewesen?“, wollte Ariel sofort wissen und dann mit vor Angst heiserer Stimme: „Wo ist Schatten?“
    „Sie haben ihn gefangen“, keuchte Marina und ließ sich nieder.
    „Komm erst mal zu Atem“, sagte Frieda bestimmt. Aber Marina schüttelte eindringlich den Kopf. „Ich habe den Eingang blockiert. Bitte, verlangt jetzt keine Erklärungen von mir. Wir müssen los.“
    „Was ist mit Schatten passiert?“, fragte Ariel erneut. „Sie haben ihn mit den anderen weggebracht.“
    Es gab ein Flügelklatschen und Arkadia ließ sich zu ihnen herab. Ihre Stirn war vor Wut gerunzelt. „Was ist los? Du verbreitest Panik!“
    Als Marinas Atmung sich etwas beruhig hatte, berichtete sie schnell, wie sie und Schatten durch den Bach geflohen waren, durch den Wald der Eulen und weiter in den von Goth. Sie erzählte ihnen von dem Raum, in dem die Menschen den Fledermäusen Metall anlegten, und wie sie in Käfige geladen und zu einer Flugmaschine gebracht wurden.
    Und mit jedem Herzschlag dachte sie an diese Eingangsöffnung und den Stock. Wie lange würde er wohl die Klappe offen halten?
    „Wir müssen uns beeilen“, sagte sie flehentlich. „Die Flugmaschine fliegt nach Süden und...“
    „Warum glaubst du, dass irgendetwas von diesen Dingen Anlass zur Sorge ist?“, sagte Arkadia streng.
    Ihre Frage schien so absurd, dass Marina sprachlos war.
    „Was ist daran so anders als das Beringen?“, setzte Arkadia nach. „Jahrelang haben wir die Ringe begrüßt; dies ist nichts anderes.“
    „Nein. Ich hatte selbst einen Ring. Das war anders. Oder vielleicht auch nicht, vielleicht ist alles das Gleiche, aber was sie da drin getan haben, war nicht gut. Ich habe es gesehen.“
    In ihrer Nase steckte noch der Geruch des Raumes, der Angst und der Qual wie ein giftiger Nebel.
    In der Zwischenzeit hatte sich eine gewaltige Menge um sie versammelt, ängstliche Fledermäuse, die Marina bei ihrer Geschichte zuhörten. Aber Arkadias Stimme war mächtig und zuversichtlich.
    „Nimmst du für dich in Anspruch mehr zu wissen als die Menschen – als Nocturna selbst? Wir sind winzige Geschöpfe. Wir müssen den Zeichen trauen und abwarten! Wie wollen wir wissen, dass die Eulen nicht hier eingesperrt sind, damit der Himmel für unsere Brüder und Schwestern draußen sicher ist? Und diese Kannibalenfledermaus, von der du sprichst, vielleicht ist sie auch zu unserem Nutzen gefangen.“
    Marina blickte Ariel und Frieda flehentlich an und die beiden schauten zu ihr zurück, als ob sie die Wahrheit in ihrem Gesicht und in ihren Augen finden könnten. „Wir brechen auf“, sagte Frieda, „und alle, die mitkommen wollen, sollten jetzt kommen!“ Sie breitete die Flügel aus und stieg durch die Äste nach oben. Ihre Stimme tönte durch das Laub des Waldes: „Alle, die diesen Ort verlassen wollen, fliegt mit uns. Wir haben Grund zu der Annahme, die Menschen schaden uns. Kommt nun mit, wenn ihr wollt!“
    Dankbar schraubte sich Marina mit Ariel hinter Frieda hoch. Arkadia folgte ihnen.
    „Folgt diesen Fledermäusen nicht!“, bellte sie. „Sie führen euch in die Irre. Sie sind nicht auserwählt, sie sind hier, um Angst und Misstrauen zu säen und euch vom Paradies wegzulocken. Bleibt hier!“
    Als Frieda ihre Botschaft über den Baumwipfeln verkündete, machten sich nur wenige

Weitere Kostenlose Bücher