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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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er die Wolkenoberfläche durchstieß, dann kamen Wirbel, und während er weiter fiel, wurde er hin und her geschleudert, wurde durch den Boden einer Wolkenbank geworfen, nur um Sekunden später in eine andere hineinzustürzen.
    Er wurde durchgeweicht. Sein Fell war mit Reif überzogen und er zitterte wild. Innerhalb der Wolken konnte er nichts sehen. Wo war Chinook? Wo war Goth?
    Plötzlich wurde es wärmer.
    Innerhalb von Sekunden waren seine Flügel aufgetaut und dann knochentrocken.
    Wumf ging es durch eine weitere Wolkendecke, und wieder wumf , und dann packte ihn die Hitze erst richtig, die gleiche feuchte Hitze, die er schon in Goths künstlichem Dschungel gespürt hatte.
    Alarmiert blickte er wieder hoch in den Himmel. Durch Lücken in den Wolken sah er Sterne und versuchte vertraute Sternbilder zu erkennen. Aber die Sterne fügten sich nicht zusammen, alle standen an den falschen Stellen. Er hatte wieder ein komisches Gefühl im Magen.
    Der Metallknopf in seinem Ohr fing an zu singen. Vor Überraschung zuckte er zusammen. Der Knopf malte ihm eine primitive Klangkarte in den Kopf – eine einfache Anordnung von Linien und Punkten. Vielleicht eine Stadt. Eine nächtliche Stadt. Und dann wurde der Umriss eines einzelnen Gebäudes heller als der Rest. Ein großer Gebäudeblock, nicht sehr interessant anzuschauen, von dem wie Speichen eines Rades mehrere schmale Bauten abgingen.
    Er schüttelte den Kopf und versuchte das Bild loszuwerden, aber es blieb und leuchtete immer wieder vor seinem inneren Auge auf.
    Wumf!
    Er trat aus einer letzten Wolkenschicht heraus und vor ihm leuchtete eine dichte Anordnung von Lichtern.
    Er war noch sehr hoch und die Stadt dehnte sich in alle Richtungen aus. Sie war noch größer als die letzte, die er im Norden gesehen hatte. Als er näher segelte, merkte er jedoch, dass diese Gebäude nicht so hoch aussahen und auch nicht von einem so hellen Strahlenkranz umgeben waren.
    Die Stadt unter ihm und die andere, die in seinem Kopf glänzte, schienen sich zu decken. Und er sah das blockförmige Gebäude abseits in Richtung auf den Horizont.
    Flieg dahin!
    Der Befehl drängte sich sehr grob in seinen Kopf und er ertappte sich dabei, wie er die Flügel anstellte und den neuen Kurs einschlug. Er bremste sich. Warum sollte ich?
    Aber es war, wie wenn man eine Stimme hört, die einem immer und immer wieder etwas sagt; nach einer Weile tut man es dann einfach. Flieg zu dem Gebäude! Aber warum, warum? Flieg dorthin! Er konnte den Befehl nicht aus seinem Kopf aussperren. Es würde ihn verrückt machen, wenn er nicht dorthin flog.
    Offenbar wollten die Menschen aus irgendeinem Grund, dass er dorthin flog, und für ihn war das Grund genug, nicht zu gehorchen.
    Aber was wäre, wenn sein Vater dort war?
    Flieg dorthin!
    Er war müde, und das Gewicht der Metallscheibe erschöpfte ihn. Er musste sich irgendwo niederlassen, warum nicht auf diesem Gebäude?
    Du bist ein Idiot, sagte er sich.
    Aber trotzdem neigte er die Flügel und begann einen langsamen Sinkflug auf das Gebäude zu. Um sich herum konnte er jetzt die anderen Fledermäuse sehen, die alle zur gleichen Stelle hinstrebten. Ihre Knöpfe mussten das gleiche Bild in ihre Köpfe singen. Flieg dorthin!
    Trotz der Hitze schauderte ihn und plötzlich brach ihm Schweiß aus. Es war genauso wie damals, als die Menschen sie mit diesem melodischen Gesang zu ihrem künstlichen Wald gelockt hatten. Und er war schneller hineingezogen worden als alle anderen – hatte nicht einmal nachgedacht, was er da tat. Und was war dann passiert! Dies war nur eine andere Falle.
    Er würde es nicht tun. Er würde nicht dorthin fliegen.
    Aber was wäre, wenn es tatsächlich ein Teil des Großen Versprechens war, eine Art Probe? Was, wenn sein Vater dort wäre, auf ihn wartete und hoffte, er möge die Probe bestehen?
    „Fliegt nicht hin!“
    Er hörte die Stimme, und es dauerte einen Augenblick, bis ihm klar wurde, dass er selber rief.
    „Fliegt dort nicht hin!“, jammerte er wieder und wieder in den Wind.
    Aber keine der anderen Fledermäuse hörte auf ihn.
    Sie schienen fest auf ihre Klangziele eingestellt zu sein und achteten auf nichts sonst.
    Ein Glanzflügel kam ganz nahe an ihm vorbei und Schatten rief ihm zu anzuhalten, schlug sogar auf seinen Flügel, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, aber die andere Fledermaus schaute ihn nur an, wie man ein unappetitliches Insekt anschauen würde, und segelte mit verschleierten Augen vorbei.
    „Hört nicht

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