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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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ich hin sollte, und nichts ist passiert. Nicht wie bei den anderen. Ich habe gesehen, was mit denen der anderen passiert ist.“
    Schatten starrte auf die Scheibe. Er traute ihr nicht. Er zuckte zusammen, als plötzlich Chinook neben ihm auftauchte.
    „Flieg mit Caliban zurück!“, sagte Schatten ungeduldig.
    „Ich bleibe bei dir.“
    „Verschwinde!“
    „Nein!“
    Schatten war über die Entschlossenheit in Chinooks Gesicht erstaunt. „Warum nicht?“
    „Ich fühle mich sicher“, murmelte dieser, dann fügte er fast ärgerlich hinzu: „Ich fühle mich in Sicherheit, wenn ich bei dir bin, okay? Und nur dann.“
    Schattens Ärger verflog. Es schien fast unmöglich, dass Chinook so etwas sagen sollte, dass Schatten, der ewige Knirps, ihm das Gefühl der Sicherheit gab. Er grinste dankbar.
    „Mir geht’s genauso, Chinook. Glaub mir.“
    Schatten wandte sich wieder der Eule zu. „Warum bist du allein?“, fragte er ihn.
    „Die anderen, die Eulen, die hier leben, wollen mir nicht zu nahe kommen. Sie haben mich beinahe umgebracht, als sie die Scheibe gesehen haben. Sie befürchten, dass sie explodiert.“
    Schatten konnte es ihnen nicht verdenken. Soweit er wusste, konnte sie jeden Augenblick in Flammen aufgehen.
    „Sie haben das Gleiche auch mit mir gemacht“, sagte Schatten. „Mit allen Fledermäusen. Schau her.“ Er legte sich in eine steile Querlage, sodass die Eule die noch nicht verheilte Wunde an seinem Bauch sehen konnte. „Deshalb waren wir alle in diesem Gebäude. Die Menschen haben uns alle benutzt.“
    „Ich will nach Hause“, jammerte die Eule. „Aber ich weiß nicht, wo das ist.“
    „Es gibt eine Gruppe von uns, die überlebt haben“, erzählte ihm Schatten. „Und wir brechen morgen Nacht auf. Komm mit uns.“
    Er sah den ängstlichen Blick, den Chinook ihm zuwarf, und er wusste, dass er ein Risiko einging, vielleicht ein tödliches. Aber die Einladung erfolgte nicht bloß aus Freundlichkeit, sie hatte auch eine selbstsüchtige Seite. Eine Gruppe nördlicher Fledermäuse war an diesem Himmel eine leichte Beute. Aber mit einer Eule als Begleitung könnten sie vielleicht Angriffe anderer Eulen vermeiden – und sogar die der Kannibalenfledermäuse. Caliban würde die Logik seines Plans schon erkennen.
    „Ihr kennt den Weg nach Norden?“, fragte die Eule.
    „Ja.“ Schatten fiel ein, dass Eulen nicht so viel Erfahrung wie die Fledermäuse darin hatten, sich an den Sternen zu orientieren.
    „Aber diese Scheibe hängt so schwer an mir“, sagte die Eule. „Letzte Nacht bin ich fast von einer Schlange gefressen worden. Hatte kaum Zeit hochzufliegen, bevor sich ihr Maul um mich geschlossen hatte.“
    „Du bist sicher, dass sie ein Blindgänger ist?“, fragte Schatten mit einem Kopfnicken zur Scheibe hin.
    „Ich bin hart auf dem Gebäude aufgeschlagen und nichts ist passiert.“
    Schatten holte tief Luft. „Hör zu. Ich kann dich davon befreien. Es wird wehtun. Ich muss die Stiche aus deinem Bauch herausreißen. Ich habe das aber schon mal gemacht. In Ordnung?“
    „Warum willst du mir helfen?“
    „Du hast mir mal das Leben gerettet.“
    „Du hast meins zuerst gerettet. Warum?“
    „Du hast ausgesehen, als ob du Angst hattest“, sagte Schatten einfach.
    „Dieses Monstrum, die Riesenfledermaus im Gebäude der Menschen, war das die, von der du gesagt hast, dass sie die Tauben in der Stadt getötet hat?“
    „Ja“, sagte Schatten mit einem Seufzer, als ob endlich ein schweres Gewicht von seinen Flügeln genommen wäre. „Das wollte ich dir die ganze Zeit sagen. Es waren nicht wir, die angefangen haben Vögel umzubringen, es waren diese Dschungelfledermäuse.“
    „Jetzt glaube ich dir.“
    „Kannst du in dem Baum da landen?“, fragte Schatten. „Es ist einfacher, wenn du still hältst.“
    Während er zusah, wie die Eule sich auf einem hohen Ast niederließ, verspannten sich Schattens Muskeln, als die Metallscheibe wiederholt gegen das Holz stieß. Es schien tatsächlich ein Blindgänger zu sein. Er würde sich allerdings viel besser fühlen, wenn sie von der Eule los wäre, falls sie mit ihnen kommen sollte.
    Zusammen mit Chinook landete Schatten bei der Eule. Er hatte immer noch mit dem fremdartigen Gefühl zu kämpfen, so nahe bei einer Eule zu sein, seinem Todfeind seit Millionen von Jahren. Er konnte nicht sagen, dass ihm ihr Geruch gefiel, aber er konnte sich denken, dass die Eule auf seinen auch nicht scharf war. Ihre Federn kitzelten ihn in der Nase.
    „Jetzt

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