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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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machte sie mit Odysseus bekannt, der das Schiff nach Süden lenken würde und die Wasserstraßen der Welt besser als mancher Fisch kannte. Auch zwei kräftig gebaute Rattensoldaten sollten sie begleiten wie auch Herold, einer der ersten Gesandten des Königs.
    „Ihr werdet weit über die Grenzen meines Königreiches hinauskommen ... und ich kann nicht garantieren, wie ihr von meinen südlichen Vettern aufgenommen werdet. Unsere Beziehungen sind ... in letzter Zeit schwierig gewesen. Aber mit Herold werdet ihr die bestmögliche Behandlung erfahren. Passt gut auf sie auf“, sagte Romulus zu seiner Rattenmannschaft, „und behandelt sie, als wäre ich es, den ihr befördert.“
    „Jawohl, Eure Hoheit“, kam die Antwort.
    „Macht euch keine Sorgen“, flüsterte Romulus Marina ins Ohr. „Ihr seid bei ihnen in Sicherheit. Ich habe einige Änderungen eingeführt seit der Regierung meines Bruders.“
    „Was ist mit Remus passiert?“, fragte sie.
    Romulus grinste leicht. „Ihr stellt euch wohl vor, dass ich ihn endlich abgesetzt habe? Nein, er hat sich selbst abgesetzt. Er ist aus seinem eigenen Königreich geflohen, weil er überzeugt war, dass eine Verschwörung im Gange war, um ihn zu vergiften. Er hat das Reich in einem solchen Chaos hinterlassen, dass es für mich nicht schwierig war, es zu übernehmen und die Ordnung wiederherzustellen. Viel Erfolg, also!“
    Mit Ariel neben sich betrat Marina das Boot. Die Ratten lösten die Leinen, mit denen es an dem Stein vertäut war, und das Schiff schoss in die Strömung hinaus.
    Auch Marinas Herz hüpfte. Unterwegs. Es war eine Reise und sie konnte nicht anders als Freude zu empfinden, dass sie endlich begonnen hatte. Nach Süden fahren. Um Schatten zu suchen.

3. Teil

– 12 –
Ishmael
    Im Inneren ihrer Zuflucht hing Schatten wie betäubt von seinem Ruheplatz und sah schlaflos, wie das erste Tageslicht langsam durch den langen Tunnel im Arm der Statue hereinsickerte.
    Fast hätte er nicht gewagt zurückzukehren, so sehr schämte und fürchtete er sich, weil er Caliban berichten musste, was passiert war. Die Bulldoggenfledermaus hatte grimmig zugehört und nur gesagt: „Dein Freund hat für deine Tollkühnheit mit dem Leben bezahlt.“
    Schatten fehlte die Kraft zu erklären, warum er mit der Eule gesprochen und was er sich davon versprochen hatte. Er musste an den Baumhort zurückdenken und an die Zeit, als er noch ein kleiner Junge gewesen war und Chinook provoziert hatte, die Gesetze der Morgendämmerung zu brechen und mit ihm zu kommen, um die Sonne zu sehen. Er hatte das getan, um Chinook zum Schweigen zu bringen, um ihm zu beweisen, wie mutig er war – mit katastrophalen Folgen.
    Er hatte ein Scheibchen der aufgehenden Sonne gesehen, aber die Eulen hatten ihn beinahe erwischt und später als Strafe den Baumhort niedergebrannt. Diesmal habe ich ihn aufgefordert nicht mitzukommen, sagte er sich. Aber er fühlte sich in Sicherheit bei mir. Es war eine Qual, Chinooks Gesicht wieder vor sich zu sehen, wie er diese Worte sprach. All die eifersüchtigen, unfreundlichen Gedanken, die er Chinook gegenüber gehabt hatte – und trotzdem hatte dieser ihm getraut. Hatte ihn vor Caliban und der sicheren Zuflucht in der Statue vorgezogen.
    Seine Gedanken wurden von dem Geschrei aufgeregter Stimmen am Eingang unterbrochen. Er sah, wie Caliban augenblicklich aufwachte und sich von seinem Ruheplatz erhob, und er befürchtete das Schlimmste. Ein Überfall. Insekten, Eulen oder, am gefährlichsten, die Kannibalenfledermäuse. Trotzdem folgte er Caliban, als er den Tunnel entlangjagte, zum Eingang hin. Es war besser, gleich zu wissen, was los war, als sich mit Vermutungen zu quälen.
    „Ist es Ishmael?“, hörte er einen Wächter fragen. „Ich weiß nicht ... wer könnte es sonst sein?“
    Sie betrachteten einen Silberflügel, der am vorderen Ende des Eingangs zusammengebrochen war. Seine Flanken flogen und er japste nach Luft, der Kopf war unter einem der Flügel verborgen. Er war kaum mehr als ein Skelett, Haut und Fell spannten sich schmerzhaft über vorstehenden Knochen. Caliban setzte sich neben ihn und beugte sich näher zum Gesicht der anderen Fledermaus.
    „Ishmael?“, flüsterte er.
    ja“, kam die heisere Antwort. „Ich bin’s.“
    Schatten hatte Ishmaels Name noch nicht gehört, daher wusste er, er musste eine der zahlreichen Fledermäuse sein, die vor seiner Ankunft verschwunden waren. Caliban sah entsetzt die Wachen am Eingang an und sagte dann zu Schatten:

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