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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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sagte Marina.
    Romulus schaute sie mit einem Blick an, der voller Bewunderung schien. „Du bist mutig, wenn du eine Rettung versuchst ...“ Er verstummte und dachte nach. „Ich kann dich nicht begleiten, aber vielleicht kann ich deine Reise beschleunigen.“
    Marina blickte ihn hoffnungsvoll an, fragte sich aber, wie Ratten schneller als geflügelte Wesen vorankommen könnten.
    „Sicherlich ist nichts schneller als der Flug“, sagte Romulus, als hätte er ihre Gedanken gelesen, „aber du könntest die Erfahrung machen, dass der Himmel, wenn du nach Süden kommst, nicht so ungefährlich ist wie hier. Und, was wichtiger ist, du kannst nicht ununterbrochen Tag und Nacht reisen. Aber meine Barke kann das auf den unterirdischen Wasserwegen.“ Marina erinnerte sich an das Labyrinth von Tunneln, durch das sie und Schatten auf dem Weg zu Fürst Remus geschafft worden waren. „Sie erstrecken sich so weit nach Süden?“, fragte sie erstaunt.
    „O ja, unser Tunnelnetz ist sehr ausgedehnt, und ich glaube, es gibt eine Abzweigung ... es ist lange her, seit sie zum letzten Mal benutzt worden ist ... aber ich denke, sie würde euch dahin bringen, ja, das glaube ich.“
    „Ihr seid uns ein guter Freund“, sagte Marina. „Ich danke Euch.“
    „Das Boot steht euch zur Verfügung, sobald ihr fertig seid.“
    „Du kommst doch mit, nicht wahr?“, fragte Marina Frieda. Sie konnte es nicht erklären, aber obwohl die Fledermausälteste gebrechlich war, fühlte sie sich in ihrer Gegenwart unendlich viel sicherer, als erzeugte sie um sich herum eine Art schützender Aura.
    Frieda lächelte traurig und breitete ihre alten Flügel aus. „Jede Fledermaus wird mit einer gewissen Anzahl an Flügelschlägen geboren. Ich habe zu wenige übrig. Und ich werde jetzt hier gebraucht, glaube ich.“
    Marina blickte schuldbewusst beiseite. Sie fühlte sich nach zwei Seiten gezogen: hier in Brückenstadt zu bleiben und, wenn nötig, zu kämpfen oder auf die Suche nach Schatten zu gehen. War das selbstsüchtig? Würden die anderen glauben, sie sei ein Feigling und versuche nur sich dem Krieg zu entziehen? Es war ihr egal, sie würde sich auf den Weg zu ihm machen.
    „Du musst los“, sagte ihr Frieda, als wolle sie ihr Mut zusprechen. Dann blickte sie Ariel an. „Es ist richtig, dass ihr beiden geht.“
    Marina schaute Frieda an und wurde plötzlich von dem Gefühl überwältigt, dass sie sie nie mehr wiedersehen würde.
    „In Ordnung“, sagte sie und betrachtete ihre Krallen. Sie spürte die spinnwebleichte Berührung von Friedas Flügel auf ihrem Kopf.
    „Habt eine sichere Reise und bringt ihn zurück und Cassiel auch.“
    Marina zwang sich zu einem Lächeln, sagte Auf Wiedersehen und flog hinter Ariel her. Sie musste sich zusammennehmen. Wegzufliegen hasste sie beinahe ebenso wie zurückgelassen zu werden.
    Unten an dem großen südlichen Brückenpfeiler sah ihnen schon ein Bote der Ratten entgegen. „König Romulus erwartet euch“, sagte er. „Folgt mir bitte.“ Diese Ratten waren mit Sicherheit viel höflicher als die, die Marina und Schatten kennen gelernt hatten. Sie nahm an, dass Romulus sie auf Vordermann gebracht hatte, als er König geworden war.
    Tunnel mochte sie nicht. Sie gaben ihr ein Gefühl von Atemlosigkeit und klemmten ihr die Flügel nutzlos an den Körper. Aber dieser war nicht lang und bald konnte sie das Geräusch von Wasser hören.
    Romulus erwartete sie auf einem großen flachen Stein, der in einen schnellen unterirdischen Bach hinausragte. An dem Felsen war seine Barke vertäut, ein langes, schmales Fahrzeug, das kunstvoll aus Holz gebaut war. Schon der erste Blick verriet Marina, dass es von Menschen angefertigt sein musste. Nicht einmal die Handwerker der Ratten hätten so etwas in all seinen hervorragenden Einzelheiten schnitzen können. Sie fragte sich allerdings, zu welchem Zweck es den Menschen dienen könnte. Einen großen Teil ihres Lebens hatte sie auf einer Insel verbracht und Menschen in ihren Booten kommen und gehen sehen. Dieses hier würde noch nicht einmal für ein menschliches Kind ausreichen.
    „Man hat es vor Jahrzehnten auf einem Müllhaufen der Menschen gefunden“, erklärte Romulus, „und es ist erstaunlich wasserdicht. Es hat mir gute Dienste geleistet. Es wird euch sicher nach Süden bringen.“
    „Ich danke Euch“, sagte Marina.
    „Ich kann nicht viele Diener erübrigen“, fuhr die Ratte fort, „aber diese wenigen gehören zu meinen zuverlässigsten und fähigsten.“ Er

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