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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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Sie
gaben unendliche Verletztheit preis, dann zuckten sie nervös hin und her.
    Johannes stellte sein Glas ab,
verließ den Raum. Carla wollte ihm nachgehen, wurde jedoch von einem Gast
aufgehalten. Das Bier war aus und er wollte wissen, wo die anderen Kästen
stünden. Carla ging mit ihm hinaus, über den Hof zum ehemaligen Kelterhaus.
Bevor sie dort eintraten, fiel ein Schuss. Carla riss die Tür auf. Mitten im
Raum lag Johannes. Die Pistole war ihm aus der Hand gefallen. Er war mit dem
Gesicht auf den Betonboten gestürzt. Auf der rechten Schläfenseite klaffte ein
hässliches Loch.

     
    Carla erhob sich aus
dem Sessel, ging zu den Bildern, hob eins hoch und küsste es. Ich muss Julia
erreichen. Sie versuchte es erneut per Telefon. Wieder der Anrufbeantworter.
Kurz entschlossen zog sie sich an, verließ das Haus, lief die Gasse hinunter
Richtung Rhein. Auf dem unasphaltierten großen Parkplatz stand ihr Auto. Sie
startete die silberfarbene Volvo-Limousine und raste los.
    Als sie 20 Minuten später in der
kleinen Taunusgemeinde Wehen vor dem Flachdachbungalow hielt, sah sie den Wagen
von Julias Mann Wolfgang in der Garagenauffahrt stehen. Wenigstens schien
jemand zu Hause zu sein. Als sie klingelte, riss Wolfgang sofort die Haustür
auf.
    »Ach, du. Ich dachte, es sei
Julia.«
    »Hallo, Wolfgang. Ist sie denn
nicht da? Ich versuche sie schon den ganzen Vormittag hindurch zu erreichen.«
    »Ich wollte dich gerade anrufen,
ob du weißt, wo sie ist. Sie hätte um 13 Uhr die Kinder aus der Schule abholen
sollen, ist aber nicht erschienen. Daraufhin hat die Schule bei mir im Büro
angerufen. Komm doch erst mal rein.«
    Carla ging ins Haus und vermochte
sich wiederholt nicht des Eindrucks zu erwehren, ein stockkonservatives
Heile-Welt-Heim zu betreten. Fehlen nur noch Hirschgeweihe auf dem Schrank,
zipfelmützige Zwerge im Garten und Damastdecken auf den Betten.
Wohnzimmerschrank Eiche rustikal war längst vorhanden, ging es ihr durch den
Kopf.
    Julia war ganz anders als sie. Gar
nicht negativ gemeint. Sie mochte ihre Schwester sehr, freute sich, dass sie
mit ihrem Wolfi glücklich war. Die beiden Kinder waren liebenswerte Rabauken,
die trotz ihrer Wildheit und ihrer Streiche, die sie ständig ausheckten, nett
und wohlerzogen waren. Da hatten Julia und Wolfgang gute Arbeit geleistet.
    »Wo könnte sie denn sein?«, fragte
Wolfgang.
    »Das hat sie noch nie gemacht.
Einfach wegzufahren, ohne Bescheid zu sagen oder zumindest eine Notiz zu
hinterlassen. Auf alle Fälle hätte sie irgendetwas organisiert, damit die
Kinder von der Schule abgeholt würden. Ich versteh das nicht.«
    »Wann hast du sie denn das letzte
Mal gesprochen?«
    »Heute Morgen, bevor ich ins Büro
bin. So gegen 8 Uhr. Meinst du, es ist etwas passiert?« Wolfgangs
Gesichtsausdruck wurde von Minute zu Minute besorgter. In Carla begann es zu
rumoren. Sie sorgte sich um Julia. Ihre Sorgen waren anderer Gestalt als die,
die sich Wolfgang zu machen schien. Davon sagte sie ihm aber besser nichts.

VII. Es sind wirklich
nur Zufälle
    Ninus Hagen saß zerknirscht im Kommissariat. Er
rauchte, hatte eine Tasse mit sehr gutem Kaffee vor sich stehen und schaute
Kriminalhauptkommissar Winfried Wanninger mit seinem unschuldigsten Blick, den
er draufhatte, in die Augen. Beppo, wie er hinter vorgehaltener Hand genannt
wurde, Freunde durften ihn sogar mit diesem Namen ansprechen, saß ihm
gegenüber, rauchte ebenfalls, hatte sich gemütlich zurückgelehnt und die Beine
übereinandergeschlagen. Wer den Schauspieler Beppo Brehm kannte, der den
Kommissar Franz-Josef Wanninger in den 60er-Jahren gespielt hatte, musste
ziemlich enttäuscht sein, wenn er den Wiesbadener Beppo traf. Brehm war ein
großer, stark gebauter Urbayer, der Beppo, der vor Ninus saß, ein kleiner,
dürrer Hecht aus Hamburg, dessen Urahnen dem bayrischen König den Rücken
gekehrt und sich in den kühlen Norden abgesetzt hatten. Auf den Weg zurück in
den Süden war Wanninger auf halber Strecke hängen geblieben. Das war vor circa
20 Jahren gewesen.
    »Nur um deiner lieben Lena
einen Gefallen zu tun, brichst du in fremde Häuser ein. Weißt natürlich überhaupt
nicht, warum Lena das wollte und denkst dabei, dein lieber Beppo ist blöd wie
Hundescheiße«, sagte der Kommissar scheinbar völlig ruhig und ohne irgendeine
Emotion in der Stimme. Lediglich der Rückfall ins hamburgische Idiom deutete
darauf hin, dass Beppo kurz vorm Platzen war. Der Besuch bei Kordula Crown war
wirklich ein bisschen dumm

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