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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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das rechte
Handgelenk. Julia weinte auf dem Beifahrersitz lautlos in sich hinein und Ninus
konzentrierte sich auf die kurvenreiche Strecke. Hin und wieder schüttelte er
den Kopf, wollte die Ereignisse der letzten Stunden irgendwie auf die Reihe
bringen.

     
    Nach dem Gespräch mit Lena in Frankfurt, fuhr
Ninus auf der A 66 zurück nach Wiesbaden. Er hatte es nicht eilig und
wollte die Zeit nutzen, um die Informationen zu ordnen und sein weiteres
Vorgehen zu planen. Die Bemerkung auf dem gescannten Dokument, musste wichtig
sein, sonst hätte die Crown sie nicht extra abgespeichert. Also hatte er mit
Lena ausgemacht, der Sache nachzugehen. Was war so bedeutsam an dieser
›Anweisung‹ und vor allem, wer war dieser Petrescu? Gerade als er sich von Lena
verabschiedet hatte, meldete sich Beppo. Ninus erzählte ihm von ihrer Zusage
für die Zusammenarbeit und der Vereinbarung, sich am nächsten Vormittag zu
treffen. Der Hauptkommissar berichtete seinerseits Details von der Auffindung
von Kordula Crowns Leiche in der Nähe des Walkmühltals. Sie gingen von einem
Mord aus. In der Wohnung des ermordeten Paul Burow habe man frische
Fingerabdrücke seiner Schwester Carla Cosian gefunden und die eines noch
Unbekannten. Außerdem hätten Gepäckstücke und eine Aktenmappe Carla Cosians
sichergestellt werden können. Eine Auswertung stünde noch aus. Ninus hätte sich
ohrfeigen können. Er hatte Carlas Gepäck in Pauls Wohnung schlichtweg vergessen.
Das war nun nicht mehr zu ändern. Carla – was sollte er nur machen? Ninus war
hin und her gerissen. Hatte die Dame mit den rehbraunen Augen ihr geliebtes
Brüderlein erst zum Krüppel gemacht und nun ins Jenseits geschickt? Alles
deutete darauf hin. Ninus stöhnte auf. Er wollte es nicht glauben. Nicht diese
Frau, nicht die Tochter von Bruno Burow. War sein Gehirn dermaßen getrübt, dass
er die Fakten einfach nicht wahrhaben wollte? Noch etwas quälte ihn. Er belog
unentwegt seinen besten Freund. Wegen einer Frau. Wie hatte Beppo es
formuliert? Männerfreundschaften halten ein Leben lang, es sei denn, einer der
beiden verliebt sich in eine Frau.
    »Ich muss es Beppo sagen«,
murmelte Ninus und griff nach dem Telefon. Kaum hatte er es in der Hand,
klingelte es, das heißt, Sinatra sang ›Strangers in the Night‹, das Signal für
einen unbekannten Anrufer. Reflexartig nahm Ninus das Gespräch an, obwohl er es
eigentlich gar nicht wollte.
    »Ja?«
    »Ninus Hagen?«
    »Ja.«
    »Ich müsste Sie sprechen.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ein Freund von Kordula Crown.«
    »Das genügt mir nicht als
Referenz. Da muss ein Name her.«
    »Petrescu.«
    »Adrian Petrescu?«
    »Woher …?«
    »Tut nichts zur Sache. Was wollen
Sie?«
    »Nicht am Telefon.«
    »Wann?«
    »In einer Stunde?«
    »Wo?«
    »Schlagen Sie etwas vor.«
    »Kennen Sie das La Chirona?«
    »Ja.«
    »In einer Stunde bin ich dort.
Fragen Sie den Wirt nach mir.«
    Ende des Gesprächs. Hagen begann
die Geschichte langsam unheimlich zu werden. Jedes Mal, wenn er einen Namen
hörte oder über jemanden sprach, wurde er in eine neue Geschichte verwickelt.
Oder hing das alles irgendwie zusammen? Am liebsten wäre Ninus nach Hause
gefahren, hätte sich in seinen Keller eingeschlossen und stundenlang
getrommelt, bis allen Zweifeln, Schicksalen und Zufällen die Trommelfelle
geplatzt wären, sprich ihn in Ruhe gelassen hätten. Das musste warten. Seufzend
betätigte er den Blinker und verließ bei Erbenheim seine geliebte Route 66.

     
    Als Ninus im Chirona
auftauchte, war bis zur Verabredung mit Petrescu noch etwas Zeit, weshalb er
sich entschloss, schnell eine Kleinigkeit zu essen. Er bestellte einen von
Alejandros hausgemachten Spezial-Hamburgern mit viel Mayonnaise, Ketchup,
angebratenen Zwiebeln, Gurkenscheiben, Senf und einer Scheibe des billigsten
Schmelzkäses im Angebot. »Man gönnt sich doch sonst nichts«, sagte Ninus,
nickte dem Wirt zu, dehnte die Mundwinkel, so weit es ging, und biss kräftig in
den garnierten Fleischklops. Fett, Soße rot-weiß und Zwiebelstücke quollen
links und rechts über und tropften auf den Teller. Wie es sich gehört, dachte
Ninus und spülte mit einem Schluck Coca-Cola classic nach.
    Als er fertig war, nahm er sein
Glas, stand auf und sagte zu Alejandro: »Wenn jemand nach mir fragt, schickst
du ihn bitte zu mir an den Tisch, hinten in der Ecke. Kommentarlos, mein
Freund.«
    Der Wirt mimte den Beleidigten
und winkte Ninus von sich fort wie eine lästige Fliege. Kaum hatte sich Ninus
umgedreht, nahm

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