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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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Alejandro einen Pappuntersetzer, schleuderte ihn gekonnt seinem
Freund hinterher und traf ihn zielsicher am Gesäß. Als er sich umdrehte, stand der
Wirt mit dem Rücken zu ihm und studierte konzentriert die frisch gespülten
Gläser im Regal.
    Kaum hatte Hagen sich gesetzt,
betrat ein etwa 50-jähriger Mann mit vollem grauen Haar, weißer Jeanshose,
weißen Schuhen und einem roten Jackett das Lokal. Er redete kurz mit Alejandro
und ging direkt auf Ninus zu. »Herr Hagen?«
    Ninus nickte und bot mit einer
Handbewegung dem Fremden einen Platz an. Sein aufgedunsenes Gesicht war von
Alkohol- und Fettexzessen gezeichnet, die speckigen Wangen hingen herunter,
dicke Tränensäcke hatten sich unter den tief liegenden, fast schwarzen Augen
gebildet. Die Nase war klobig und von gesprungenen Äderchen gezeichnet.
Petrescu war nervös. Er schaute sich um und spielte unentwegt mit der schweren
Goldkette am Handgelenk. Da Ninus nichts sagte, begann Petrescu zu sprechen.
»Sie wissen von Kordula Crowns Ermordung.«
    Keine Frage, eine Feststellung.
Ninus schwieg.
    »Sie kennen Carla Cosian.«
    Ninus schwieg.
    »Sie sind befreundet mit dieser
rothaarigen Journalistin, Lena Rotmilch.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, gab
Hagen verwundert und nervös irritiert, sein Schweigen auf.
    »Ich weiß viel über Sie und Ihre –
wie soll ich sagen – Ihre Nähe zu den letzten tragischen Ereignissen, die
sich hier in der geruhsamen Kurstadt zugetragen haben. Aber es gibt jemanden,
der weiß noch mehr und, das ist das Entscheidende, der meint es gar nicht gut
mit Ihnen.«
    »Hu, jetzt bekomme ich richtig
Angst.« Ninus misslang der Versuch, sein aufkommendes Unbehagen zu kaschieren.
    »Ich würde das nicht einfach
abtun, Herr Hagen. Kordula Crown hatte ihre Situation gleichermaßen verkannt,
und das Ergebnis kennen Sie.«
    »Sie wissen, wer sie ermordet
hat?«
    »Sagen wir, ich weiß, wem viel
daran gelegen war, sie nicht mit Ihrer Freundin Rotmilch ins Gespräch kommen zu
lassen.«
    »Wer?«
    »So weit sind wir noch lange
nicht.« Petrescu schaute sich um und beugte sich zu Ninus. »Ich weiß, Sie haben
gute Beziehungen zur Polizei. Ich könnte vielleicht, unter bestimmten
Voraussetzungen, einiges dazu beitragen, Crowns Mörder und dessen Hintermänner
zu entlarven. Dazu müsste ich wissen, ob ich Ihnen vertrauen kann.«
    »Mehr als mein Wort habe ich nicht
zu bieten. Allerdings weiß ich noch gar nicht, ob mich Ihre Informationen
überhaupt interessieren. Warum gehen Sie nicht einfach zur Polizei oder Staatsanwaltschaft
und erstatten Anzeige? Die werden sich bestimmt freuen.«
    »Erlauben Sie mir, milde zu
lächeln.« Petrescu verzog sein Gesicht.
    Ob das ein Lächeln war?, fragte
sich Ninus.
    »Erstens würde ich diesen Schritt
nicht überleben, zweitens würde der entsprechenden Person dennoch nichts
passieren. Dafür sind viel zu viele – wie sagt man – einflussreiche
Personen daran interessiert, dass nichts aufgewühlt wird. Fragen Sie Ihren
Kommissarfreund, was beispielsweise mit der anonymen Anzeige geschehen ist, die
im April bei der Staatsanwaltschaft eingegangen ist.«
    Für Ninus bestand das Ganze aus zu
viel Geschwätz und zu vielen Andeutungen und war wenig konkret. »Wenn Sie etwas
von mir wollen, sagen Sie es einfach, oder lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Herr Hagen. Sie müssen meine
Situation verstehen. Allein das Gespräch mit Ihnen kann mich den Kopf kosten.
Ich brauche einfach die Gewissheit, nicht in Erscheinung treten zu müssen.
Keine nicht mit mir abgestimmten Aktionen. Weder jetzt noch später.«
    »Raus mit der Sprache. Was soll
ich machen?«
    »Ganz einfach. Reden Sie mit
Hauptkommissar Wanninger. Sagen Sie ihm, Sie würden jemanden kennen, der
hochbrisantes Beweismaterial besorgen kann. Allerdings nur, wenn ich nicht in
Erscheinung trete und gegen mich nicht ermittelt wird.«
    Ninus preschte vor: »Was hält mich
davon ab, jetzt sofort zu Wanninger zu gehen und ihm von unserem Gespräch zu
berichten? Er würde sicherlich einen Weg finden, Sie zum Reden zu bringen.«
    Petrescu lächelte und es sah sogar
wie ein Lächeln aus. »Versuchen Sie es. Jedoch bedenken Sie, Sie bringen damit
vielleicht nicht nur sich, sondern gleichzeitig Ihre Freundin in Gefahr. Ganz
zu schweigen von der schönen Frau Cosian.«
    »Sie drohen mir?«
    »Nehmen Sie es als einen guten Rat
unter Freunden. Wenn von unserem Gespräch irgendjemand, ohne vorheriger
Absprache zwischen uns, etwas erfährt, weiß ich nicht, was mit mir passieren
wird.

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