Sonnenkoenig
prangte jeweils eine riesige Sonne aus Tausenden von
unterschiedlich gelben Mosaiksteinen. Rolozko durchschwamm das 25-Meter-Becken
mit kräftigen Kraulstößen. Nach 30 Minuten auf dem Laufband und einer weiteren
halben Stunde Kraft- und Muskeltraining würde er, wenn er die 40 Bahnen
zurückgelegt hatte, in der Sauna entspannen. Er genoss es, am späten Vormittag
alleine und nackt durchs Wasser zu gleiten und an nichts zu denken, ganz im
Einklang mit sich, seinem Körper und dem Wasser. Die letzten beiden Bahnen
legte er im Schmetterlingsstil zurück, was seine restlichen Kraftreserven
erforderte.
Er zog sich am Beckenrand hoch,
sein braun gebrannter muskulöser Körper glänzte, während das Wasser an ihm
herablief. Er griff nach einem der blauen, mit einer Sonne verzierten
Frotteertücher, die stapelweise auf einem Regal lagen, und rubbelte sich auf
dem Weg zur Sauna ein wenig ab. Im Schwitzbad waren es 95 Grad. Rolozko
schüttete, bevor er sich auf die obere Holzbank legte, noch eine große
Schöpfkelle mit Orangenaufguss über die Lavasteine. Es brodelte und zischte.
Genüsslich streckte er sich auf dem Handtuch aus. Er lag keine fünf Minuten, da
stand Dimitri vor der Glastür und klopfte. Rolozko richtete sich auf und winkte
ihn herein. »Was gibt’s?«
»Wollte nur sagen, alles klar,
Chef. Die Schwester macht keine Probleme. Schläft viel. Wie geht’s weiter?«
»Ich denke, heute Abend. Ich rufe
dich an, wo und wie wir uns treffen. Mit ihr.«
»Schlafend?«
»Besser nicht. Was macht die
andere Sache?«
»Wie vermutet, nichts. Wäre schön
blöd, oder?« Dimitri deutete mit dem Finger auf die Stirn und begann, über
seine Narbe zu streicheln. »Juckt immer, wenn Wetter wechselt. Besonders hier
auf Auge und am Ohr.«
Dimitri ist wirklich ein
zuverlässiger Kerl, dachte Rolozko, aber ob ihn seine Narbe juckt,
interessierte ihn nun wirklich nicht. »Was machen die anderen?«
»Mirçia liegt auf Lauer bei roter
Teufel. Erich folgt schöne Frau. Ist zu Hause.« Dimitri lief der Schweiß in
Strömen. Er trat von einem Bein auf das andere. Wenn er hier nicht bald
rauskam, würde er dahinschmelzen wie Schnee im Backofen, oder einen Herzkasper
bekommen.
»Gut. Warte auf meinen Anruf. Nun
geh.«
Das musste er nicht wiederholen.
Rolozko war der Spaß am Schwitzen
vergangen. Außerdem war es Zeit für den Anruf. Er verließ die Sauna, zog seinen
Bademantel an und ging in den Ruheraum, wo er sich auf einen Liegestuhl legte.
Aus der Tasche des Mantels zog er das Telefon und wählte. »Ich! Wenn du es noch
nicht bemerkt haben solltest, deine Schwester ist zu Besuch bei mir … sie
schläft gerade … sie will dich heute Abend sehen … um halb zehn …
Parkplatz an der Straße zwischen Georgenborn und Frauenstein, du weißt, dort,
wo wir immer spazieren gegangen sind … genau … dein
Schwesterchen wäre sicherlich ganz traurig, wenn du ohne die CD kommen würdest
… es gibt Menschen, die vor Kummer und Trauer sterben … und sie ist doch noch
sehr jung … und die lieben Kleinen müssten ohne Mama
aufwachsen, wäre doch schade … keine Diskussion, keine Änderungen, sonst machst
du Wolfi zum Witwer.«
Rolozko legte auf. Er wunderte
sich über sich selbst. Während des Telefonats hatte sich sein Glied aufgestellt
wie eine Kerze. Diese Frau, die dabei war, ihn in den Abgrund zu stoßen, erregte
ihn noch immer. Oder gerade deshalb?
Es war eine lange
Nacht geworden. Am Ende der Feierlichkeiten, nachdem die Honoratioren der
Stadt, des Landes und der Republik das Büfett geplündert und den Abgang gemacht
hatten, waren auch Rolozko und Carla gegangen. Direkt zu ihm, das war keine
Frage. Sie war so … so anschmiegsam, so, wie er sie sich immer
gewünscht hatte. Bei jedem Schritt wehte der hauchdünne Stoff ihres roten
Rocks, schlug hoch und gab noch mehr Bein frei. Glücklicherweise trug sie
Ballerinas. Das war vorteilhaft, denn dadurch war der Größenunterschied
zwischen ihnen kaum zu bemerken. In Rolozkos Palast angekommen, tranken sie
noch etwas Champagner und tanzten zuerst zu Modern Talking wild und ungestüm,
und später zu Eros Ramazzotti eng und angeschmiegt. Andrej Doran war glücklich.
Erhitzt und leicht angetrunken beschlossen sie, noch eine Runde zu schwimmen.
Er war als Erster im Wasser. Sie stand am Beckenrand. Groß und schön und
verführerisch. Sie bewegte sich leicht und lasziv zu den Klängen der Beatles.
›Here comes the sun …‹
Sie schleuderte ihre roten
Schuhe,
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