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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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nein.
Alles erzählen ist gut, aber die Zeit leider zu knapp. Wenn du dich jetzt mit
einem Teil zufriedengibst, verspreche ich, den Rest später nachzuholen.«
    Carlas Blick hing immer noch am
Fenster, hatte die letzten Sätze dorthin gesprochen. Ninus sah ihr Profil, sah,
wie sich ihre Lippen bewegten, dabei leicht zitterten, weiße Zähne hin und
wieder aufblitzten, wie ihr linkes Auge starr geradeaus gerichtet war,
lediglich von einem nervösen Lidschlag unterbrochen. Flugzeuge im Bauch, fiel
ihm blöderweise ein. »Lass hören.«
    »Das Ende einer langen Geschichte
ist, ich will jemanden vernichten. Mein ganzes Tun und Handeln ist nur noch
darauf gerichtet – unterbrich mich jetzt bitte nicht, es fällt mir schwer
genug. Ich hatte einen Plan, einen perfiden, brutalen Plan, aus Hass geboren.
Reine Rachegelüste. Ich dachte, ich sei schlau, sei gerissen wie mein Gegner.
Hochmut kommt vor dem Fall, wie es treffend heißt. Jetzt sitze ich hier auf
deinem Sofa und bin schuld am Tode meines Bruders und an der Entführung meiner
Schwester Julia. Es geht um Daten, die ich gestohlen habe und die, wenn sie öffentlich
werden, nicht nur kriminelle Geschäftsleute hinter Gitter bringen, sondern
einigen korrupten Politikern den Garaus machen würden. Womit ich nicht
gerechnet habe, ist, dass er Julia entführen würde. Heute Abend, das heißt, in
genau eineinhalb Stunden, soll der Austausch stattfinden. CD gegen Julia. Das
Ganze wird noch verrückter, denn ich habe die CD gar nicht mehr. Julia hat sie.
Ich habe sie ihr nach meiner Ankunft aus Argentinien auf der Flughafentoilette
zur Aufbewahrung übergeben. Davon weiß er allerdings nichts. Er denkt, sie sei
noch in meinem Besitz. Was soll ich jetzt machen? Wenn ich sie nicht zum
Treffpunkt mitbringe, wird er nicht zögern, Julia etwas anzutun. Würde ich ihm
sagen, ich hätte sie nicht mehr, würde er mir nicht glauben, was zum selben
Ergebnis führt. Sage ich ihm, Julia hat sie … deshalb bin ich zu dir
gekommen. Ich wollte dir eigentlich eine andere Geschichte erzählen und dich
quasi als Außenstehenden bitten, mir zu helfen. Vielleicht habe ich mich auch
verrannt und sehe vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.« Erschöpft ließ sich
Carla zunächst nach hinten fallen, um dann ihren Kopf gegen Hagens Schulter zu
lehnen. »Ninus, was soll ich machen?«
    Hagen war platt. Carla hatte
gerade unumwunden zugegeben, lediglich deshalb zu ihm gekommen zu sein, um ihn,
unter Vorspieglung falscher Tatsachen, zur Mithilfe zu bewegen. Verdammtes
Biest, schrie jemand in seinem Kopf. Diese Dame wollte eiskalt eine Erpressung
durchziehen und gleichzeitig Menschen vernichten. Böse Menschen, meldete sich
Hagens Herz. Wer sagt denn, dass das, was sie gerade zum Besten gegeben hatte,
die Wahrheit war?, fragte der Kopf. Naja, das mit der Flughafentoilette könnte
wahr sein. Ninus begann zu trommeln. Seine Füße gaben die Geschwindigkeit vor,
seine Hände bestimmten den Rhythmus, indem sie seine Oberschenkel bearbeiteten.
Er stand auf. »Komm mit!« Er zog die verdutzte Carla hinter sich her. Durchs
Treppenhaus, in den Keller.
    »Was hast du vor?« Carla
versuchte, sich zu widersetzen. »Willst du mich in den Keller sperren?«
    »Vertrau mir. Ich muss zehn
Minuten nachdenken.«
    »Im Keller?«
    »Im Keller!«

     
    Die Becken crashten
ohrenbetäubend, die Stöcke wirbelten wie die von Geisterhand bewegten Wasser
tragenden Besen über alle Bestandteile der Schießbude und wollten sich nicht
mehr einfangen lassen. Ein abschließender Wirbel, ein kurzer, gestoppter Tusch:
»Ich habe einen Plan.«
    Carla streifte den Kopfhörer ab.
»Was?«
    »Ich weiß, wie wir es machen.«

     
    Nach der gelungenen
Befreiung Julias und der Flucht vor Rolozko, erreichte Ninus 20 Minuten später
die Stadt und fuhr die Schwalbacher Straße hinunter. Langsam kam er zur Ruhe,
konnte sich wieder auf die nächsten Schritte konzentrieren. Die beiden Frauen
mussten erst in Sicherheit gebracht werden, das war klar. Nur wohin? Er suchte
über den Rückspiegel Augenkontakt zu Carla. Diese beugte sich vor, umschlang
ihn von hinten mit ihren Armen und flüsterte ihm ins Ohr. »Du hast es
geschafft. Du bist ein Held.«
    Das hatte er jetzt gebraucht. Eine
Umarmung von Carla und ein dickes Lob. Neue Energien wurden wach. »Was macht
deine Hand?«
    »Wird immer dicker und tut
höllisch weh. Wenn ich daran denke, was den Schmerz verursacht hat, kann ich
sehr gut damit leben.«
    Ninus blickte hinüber zu Julia.
Sie sah gar

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