Sonnenkoenig
gelegen, hoch über dem Rhein. Erst nach dreimaligem
Läuten ging im ersten Stock das Licht an. Rolozko wusste, dass Adrian kein
Personal über Nacht im Haus ließ. Eine Frau gab es zurzeit nicht. Außer den
zwei, drei Edelnutten natürlich, die er sich hin und wieder bestellte. Das
Fenster ging auf. Eine verschlafene Stimme rief herunter: »Was ist los? Was
soll das hier, um diese Zeit.«
»Mach auf«, rief Rolozko zurück.
Das Fenster ging zu. Sonst geschah nichts.
»Mach du auf, Fred«, befahl
Andrej.
»Was ist mit der Alarmanlage?«
»Scheißegal. Soll er doch die
Bullen rufen.«
Zwei gut gezielte Schüsse aus der
schallgedämpften Pistole knackten das Schloss und die Tür ließ sich öffnen.
»Dimitri geht vor. Fred bleibt
hinter mir«, wies Andrej an. Der Aufstieg in den ersten Stock gestaltete sich
doch ziemlich beschwerlich. Rolozko musste schmerzbedingt längere Pausen
einlegen. Als sie schließlich den oberen Vorraum betraten, flammte das
Deckenlicht auf. Petrescu stand mit einem Gewehr im Anschlag vor ihnen. Schnell
taxierte er die Situation, senkte das Gewehr und sagte: »Ach du, Andrej. Ich
dachte, es seien Einbrecher. Ich habe deine Stimme am Fenster nicht erkannt.
Tut mir leid.«
Rolozko ging an Adrian vorbei und
setzte sich auf einen Plüschsessel, der an der einen Wand stand. Fred stellte
sich, immer noch die Pistole in der Hand, neben ihn. »Kann vorkommen«, sagte
Andrej süffisant.
»Was ist denn los? Du kommst um
diese Zeit hierher? Warum hast du denn nicht angerufen? Ich wäre doch zu dir …«
Erst jetzt bemerkte Petrescu Rolozkos Halskrause. »Hattest du einen
Autounfall?«
»So etwas Ähnliches. Sag Adrian,
kennst du eigentlich Ninus Hagen?«
Die Frage kam unverhofft.
Petrescus Körpersprache verriet alles. »Ja, äh, kann sein. Wer ist das?«
»Nochmals: Kennst du den
Privatdetektiv Ninus Hagen?«
»Ein Privatdetektiv. Aha. Warum
fragst du?«
Andrej Doran hatte die Schnauze
voll. Die Schmerzen wurden wieder schlimmer und er wollte das fette Gesicht mit
den glotzenden Augen nicht mehr sehen. Blitzschnell ergriff er Brenners
Pistole, zielte und drückte ab. Ohne einen Laut von sich zu geben, sackte
Adrian Petrescu tot zu Boden.
Rolozko stand auf, gab Brenner die
Waffe zurück und befahl: »Fred, du entsorgst diesen Kadaver, irgendwo hier.
Dimitri fährt mich nach Hause und holt dich nachher wieder ab. Sollte einer
fragen, waren wir die ganze Nacht bei mir und haben Poker gespielt. Kapiert!«
»Ganze Nacht mit Chef Poker
gespielt, was sonst. Wer hat eigentlich gewonnen?«
Fred Brenner boxte Dimitri in die
Seite.
Andrej Doran war mit
dem Anziehen fertig. Adrett wie immer. Der maßgeschneiderte Anzug aus teuerstem
Stoff, weißes Hemd, modische Krawatte, italienische Luxusschuhe. Er betrachtete
sich im Spiegel. Strich sich über das nur millimeterlange Haar am Hinterkopf
und massierte sein Kinn. Der Dreitagebart stand ihm gut, gab ihm ein verwegenes
Aussehen. Genau so fühlte er sich. Adrian erschossen zu haben, ließ ihn kalt.
Brenner seine Pistole zurückzugeben war allerdings ein großer Fehler gewesen.
Lieferte sich der Idiot doch am nächsten Tag damit einen Schusswechsel mit der
Polizei! Irgendwann würde Adrians Leiche gefunden werden und der Abgleich der
Geschosse zu Brenner führen, der mittlerweile das Zeitliche gesegnet. Es gab
einfach zu viele Menschen, die Brenner mit ihm in Verbindung bringen konnten.
Darum musste er sich später kümmern. Vielleicht fand sich noch eine Lösung.
Jetzt waren vorab die Cosian und ihr privater Schnüffler dran. Step by Step.
5. Kapitel
I. SoKo ›Sonnenkönig‹
»Kaffee?«, fragte
Beppo den Oberstaatsanwalt.
»Ihr Superkaffee hat sich bereits
bis zu uns in die Staatsanwaltschaft rumgesprochen. Natürlich will ich den
probieren. Gerne. Danke.«
Graf rollte die Augen. Langsam
ging ihm das Gequatsche über die verschiedenen Arten der Kaffeezubereitung ganz
schön auf den Geist. Deshalb stellt er sofort eine Frage, damit der Chef erst
gar keine Gelegenheit bekam, sein Lieblingsthema aufzugreifen. »Aus Ihrem
Bericht über die Schießerei gestern geht nicht deutlich hervor, warum Sie
eigentlich in Hochheim waren. Gab es da was, von dem ich noch nichts weiß?«
»Später, Max. Der Oberstaatsanwalt
hat es sicherlich eilig.«
»Nein, nein. Ich habe mir für
unser Gespräch etwas Zeit mitgebracht«, sagte Ströcker und nippte am Kaffee.
»Wirklich köstlich.«
»Ich war privat unterwegs. Habe
mich mit ein paar Freunden
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