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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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Franzi, weiß jemand, wie es der Rotmilch geht?«
    »Sie hat die Nacht gut
überstanden. Allerdings ist sie noch nicht außer Lebensgefahr«, antwortete
Beppo.
    »Kaliber, Schusskanäle und alle
anderen Angaben findet ihr in euren Unterlagen«, beendete die Kommissarin ihren
Bericht. Sie diskutierten noch ungefähr eine Stunde. Nachdem das weitere Vorgehen
besprochen war und Beppo die Aufgaben verteilt hatte, nickte er Graf und
Ströcker zu. Die drei verzogen sich in Wanningers Büro.

     
    Nachdem Ströcker geendet hatte, wandte er sich an
Max Graf. »Herr Graf, meinen Sie, Sie könnten mir aus meinem Büro eine Akte
holen? Sie ist im Schreibtisch eingeschlossen. Hier ist der Schlüssel. Ich will
sie nicht von einem Boten holen lassen, das Material ist zu brisant, um in
falsche Hände zu geraten. Ich werde meiner Sekretärin entsprechend Bescheid
geben. Ich könnte selbst gehen, muss jedoch noch etwas mit Herrn Wanninger
besprechen. Es wäre wirklich sehr nett von Ihnen.«
    »Max, du hast es gehört. Husch,
husch, wenn die Herrin des Ermittlungsverfahrens uns bittet, machen wir das
selbstverständlich.«
    Max wollte lospoltern, von wegen
Laufburschen und Qualifikation. Wanningers warnender Blick ließ ihn die Worte
runterschlucken und den Raum wortlos verlassen.
    »Ich hoffe, er ist nicht sauer.
Ich möchte kurz etwas mit Ihnen unter vier Augen besprechen. Nur wenn Sie
mitziehen, kann ich es publik machen.«
    Beppo war gespannt.

II. Ich bin ja nicht senil

     
    Hagens Kopf dröhnte, als würden drei
Presslufthämmer um die Wette Granitsteine bearbeiten. Er erwachte aus einer
tiefen Ohnmacht und hatte keine Ahnung, was los war. Als er vorsichtig die
Augen öffnete, sah er nichts. Ich bin blind, schoss es ihm durch den Kopf. Dann
erst realisierte er den Stoff, der über seinen Kopf gezogen war. Er wollte es
herunterreißen, konnte es jedoch nicht, denn seine Arme waren festgebunden. Auf
dem Rücken. Mit Plastikschnüren, die sich tief ins Fleisch geschnitten hatten.
Kurz dämmerte er wieder weg, wurde von den Presslufthämmern zurückgeholt. Er
versuchte, sich zu bewegen. Seine Beine und Füße waren frei. Er konnte sie
anziehen und ausstrecken. Sehr gut. Blutkreislauf in Schwung bringen. Anziehen
und ausstrecken. Erschöpft ließ er ab. Es schien etwas genutzt zu haben.
Allmählich kam die Erinnerung zurück.

     
    Ninus musste
letztendlich doch eingeschlafen sein. Er erwachte, als er fast vom Stuhl
gefallen wäre. Kurze Orientierungslosigkeit. Lena? Wie spät? Lena lag immer
noch friedlich auf dem Bett, die Instrumente verrichteten ihre Arbeit. 6 Uhr. 6
Uhr! Die Nacht war um. Lena lebte noch. Oder? Zaghaft fasste er ihre Hand.
Warm. Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Sie lebte und die Nacht war vorüber.
    »Ich wusste es«, sagte er zur
Schlafenden. »Ich wusste, du schaffst es.« Er stand auf, streckte und reckte
sich. Er hätte tanzen können. Eine Krankenschwester kam herein. Er ging auf sie
zu, umarmte sie. »Sie lebt.«
    »Herr Hagen, bitte. Ja. Aber …«
    »Was aber? Der Arzt sagte, wenn
sie die Nacht übersteht, hat sie es geschafft.«
    »Ja, Herr Hagen. Sagen wir, es
besteht augenblicklich keine akute Lebensgefahr. Wie es weitergeht, zeigen die
nächsten Stunden. Am besten, Sie reden mit dem Arzt. Er wird gleich
vorbeischauen. Etwas anderes: Hat Frau Rotmilch denn gar keine Verwandten, die
wir benachrichtigen müssten?«
    Ninus’ Freudentaumel erhielt
einen heftigen Dämpfer. »Wie bitte? Verwandte?« Er merkte, wie ihm die Röte ins
Gesicht schoss. Verdammt, jetzt kannte er Lena schon ewig und sie wusste alles
von ihm. Nächtelang hatten sie über Gott und die Welt geredet. Was wusste er
eigentlich von ihr? Nie hatte sie über ihre Eltern gesprochen. Gab es
Geschwister? Erzählt hatte sie nichts. Und er hatte nie danach gefragt. Ninus,
du bist ein egoistisches Arschloch, titulierte er sich, bevor er antwortete.
    »Ich glaube nicht. Das heißt,
ich weiß es nicht. Lena hat nie irgendjemanden erwähnt.«
    Der Blick der Schwester sprach
Bände. Ninus wäre am liebsten im Erdboden versunken. Zum Glück kam der Arzt
herein. Er betrachtete die Instrumente, druckte etwas aus, studierte es, nickte
mehrmals und drehte sich zu Ninus um. »Prima. Macht einen guten Eindruck, Ihre
Freundin.«
    Ninus spürte förmlich den stechenden
Blick der Schwester in seinem Rücken. »Wie sind ihre Chancen, Doktor?«
    »Gut. Ich glaube, sie ist über den
Berg. Sie wird noch ein paar Stunden tief und fest schlafen, bevor wir

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