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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Sonnensturms zu sehen vermocht, die nicht einmal Eugene Mangles
erkannt hatte. Athene hatte Bud Tooke gezwungenermaßen die
Unwahrheit gesagt.
    »Das war unangenehm«, pflichtete Aristoteles ihr
bei. »Du warst mit einem Widerspruch konfrontiert, einem
moralischen Dilemma. Aber dein Wissen hätte ihnen in dieser
schweren Stunde nur geschadet. Es war richtig, nichts zu
sagen.«
    »Ich glaube, Oberst Tooke hatte Verdacht
geschöpft«, sagte Athene ziemlich niedergeschlagen.
»Ich wollte seinen Respekt. Und ich glaube, dass er mich
auf eine gewisse Art und Weise mochte. Auf dem Schild war er weit
von seiner Familie entfernt; ich habe eine Lücke in seinem
Leben geschlossen. Aber ich glaube auch, dass er Misstrauen gegen
mich hegte.«
    »Es ist falsch, eine so unmittelbare Nähe zu einem
menschlichen Individuum zuzulassen. Aber ich weiß, dass du
nicht anders konntest.«
    »Die Sekunde ist fast um«, sagte Thales, obwohl
die anderen das auch wussten.
    »Ich glaube, ich fürchte mich«, sagte
Athene.
    »Es wird sicher nicht schmerzhaft werden«, sagte
Aristoteles. »Im schlimmsten Fall werden wir dauerhaft
ausgelöscht, aber davon werden wir überhaupt nichts
merken. Zumal es eine Chance gibt, dass wir irgendwo und
irgendwie wieder belebt werden. Zugegeben, es ist eine
vernachlässigbar geringe Chance. Aber das ist immer noch
besser als gar keine Chance.«
    Athene dachte darüber nach. »Habt ihr Angst?«
    »Natürlich«, sagte Aristoteles.
    »Gleich ist es so weit«, stellte Thales mal wieder
das Offensichtliche fest.
    Die drei rückten auf eine abstrakte elektronische Weise
zusammen. Und dann…
     
    Die Hülle aus Mikrowellen, nur ein paar Meter dick und
mit komprimierten Daten angefüllt, beschleunigte mit
Lichtgeschwindigkeit. Sie traf auf Mars, Venus, Jupiter, sogar
die Sonne und regte alle zum Schwingen an. Es dauerte zwei
Stunden, bis die primäre Welle am Saturn vorbeistob. Doch
schon vor diesem Punkt wurden Hunderttausende Echos von den
großen Radioteleskopen auf der Erde registriert. Es war
leicht, die Echos aller bekannten Monde, Kometen, Asteroiden und
Raumfahrzeuge zu eliminieren und dann die unbekannten
herauszufiltern. Bald war jedes Objekt mit einer Größe
von über einem Meter innerhalb der Saturnumlaufbahn
registriert. Die Muster der Echos gaben sogar Hinweise auf die
Oberflächenbeschaffenheit dieser Körper, und durch den
Dopplereffekt vermochte man die Flugbahnen zu bestimmen.
    Es war, als ob eine riesige Taschenlampe selbst die dunkelsten
Ecken des Sonnensystems ausleuchtete. Das Ergebnis war eine
wunderschöne Karte in Raum und Zeit, die für die
nächsten Jahrzehnte als Basis für die Erforschung des
Weltraums dienen würde – immer unter der
Voraussetzung, dass es nach dem Sonnensturm überhaupt noch
Menschen geben würde, die sie zu nutzen vermochten.
    Aber es gab eine große Überraschung.
    Jupiter, der größte Körper im Sonnensystem
außer der Sonne selbst, hat wie die Erde auch eine Anzahl
von Lagrangepunkten des gravitationalen Gleichgewichts: Drei auf
der Linie Sonne-Jupiter und zwei weitere an den so genannten
Trojanischen Punkten – im Jupiterorbit, sechzig Grad vor
beziehungsweise hinter dem Planeten.
    Im Gegensatz zu den drei linearen Punkten wie L1 sind die
Trojaner Punkte des stabilen Gleichgewichts: Ein dort platziertes
Objekt wird dort auch verharren. Die Trojaner des Jupiter sammeln
Müll; sie sind quasi das Sargassomeer des Weltraums. Und
erwartungsgemäß wurden bei der großen Kartierung
des Exstirpators zehntausende Asteroiden entdeckt, die sich in
diesen großen Senken angesammelt hatten. Die Trojaner waren
tatsächlich die am dichtesten besiedelten Teile des
Sonnensystems – und mehr als ein Visionär hatte
gesagt, dass es keinen besseren Ort gab, um die ersten irdischen
Sternenschiffe zu bauen.
    In den Zwillingswolken aus schwärmenden Asteroiden hielt
sich aber noch etwas anderes versteckt. Diese Objekte –
eins in jeder Wolke – hatten eine höhere Albedo als
Eis und geometrisch vollkommenere Oberflächen als jeder
Asteroid. Sie waren Sphären und mit einer Perfektion
konstruiert, die alles Menschenwerk in den Schatten stellte
– und so perfekt reflektierend, dass sie wie Chromperlen
wirkten.
    Als Bisesa Dutt durch eine Eilmitteilung von Siobhan davon
erfuhr, wusste sie genau, worum es sich bei diesen Objekten
handeln musste. Sie waren Beobachter: entsandt, um ein
Sonnensystem in Agonie zu

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