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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Mitleid fühlte, weil dieser sich das Gewäsch anhören mußte.
    Die drei fuhren in einem kleinen Wagen, der sich sowohl waagerecht als auch senkrecht durch die Tunnel bewegen konnte. Zwei von Fagins Wurzelfüßen hatten sich um eine niedrige Stange geschlungen, die wenige Zentimeter hoch über dem Fußboden entlanglief. Die beiden Menschen hielten sich an einer zweiten Stange fest, die sich weiter oben an der Wagenwand dahinzog.
    Jacob hörte mit halbem Ohr zu, während der Wagen durch den Tunnel glitt. LaRoque war noch bei dem gleichen Thema wie an Bord der Bradbury, daß nämlich die mysteriösen Patrone der Erde, jene mythischen Wesen, die angeblich vor vielen tausend Jahren begonnen hatten, die Menschheit zu liften, aber mittendrin damit aufgehört hatten, in irgendeiner Weise etwas mit der Sonne zu tun hatten. LaRoque glaubte, bei dieser Rasse könnte es sich womöglich um die Sonnengespenster selbst handeln.
    »Nehmen Sie all die Hinweise, die sich in den Religionen der Erde finden. In beinahe jeder ist die Sonne etwas Heiliges. Dabei ist das nur eine der Gemeinsamkeiten, die sich wie rote Fäden durch sämtliche Kulturen ziehen.«
    LaRoque machte eine umfassende Gebärde mit den Armen, als wollte er die gewaltige Tragweite seiner Idee beschreiben.
    »Das erscheint nur logisch«, meinte er. »Außerdem würde es erklären, weshalb es für die Bibliothek so schwierig ist, unsere Ahnenreihe aufzuspüren. Gewiß sind doch Rassen vom solaren Typus schon bekannt. Deswegen ist ja diese ›Forschung‹ etwas so Dummes. Aber selten sind sie zweifellos, und bisher hat niemand daran gedacht, der Bibliothek diese Korrelation einzugeben, mit der sich zwei Probleme auf einmal lösen ließen.«
    Das Problem lag darin, daß diese Idee so verdammt schwer von der Hand zu weisen war. Jacob seufzte. Natürlich hatte es in vielen primitiven Zivilisationen der Erde Sonnenkulte gegeben. Kein Wunder, da die Sonne so offensichtlich der Quell von Wärme und Licht und Leben war; ein Ding von wunderbarer Macht! Ihrem Stern Eigenschaften des Lebendigen beizumessen, entsprach dem Stadium, das primitive Völker zwangsläufig durchmachen mußten.
    Und da lag das Problem. In der Galaxis gab es wenige ›primitive Völker‹, deren Erfahrungen sich mit denen der Menschen vergleichen ließen. Die meisten waren entweder Tiere, vorbewußte Jäger-SammlerGesellschaften (oder analoge Entwicklungsformen) oder vollständig geliftete Sophontenrassen. Kaum jemals tauchte irgendwo ein ›Zwischending‹ wie der Mensch auf – anscheinend verlassen von seinem alten Patron, noch bevor er seine Ausbildung absolviert hatte, mit dem seine neuerworbene Vernunft zur vollen Entfaltung gelangen konnte.
    In solch raren Fällen hatte man schon erlebt, daß die betreffenden Rassen mit ihrer neugewonnenen Geisteskraft aus ihrer ökologischen Nische hervorgebrochen waren. Sie hatten dann seltsam groteske Pseudowissenschaften entwickelt, mit bizarren Gesetzen über Ursache und Wirkung, voller abergläubischer Mythen. Ohne die führende Hand eines Patrons war solchen ›Wölflingsrassen‹ selten ein langes Dasein beschieden. Nicht zuletzt wegen ihrer Überlebenskraft war die Menschheit heute so berüchtigt.
    Der Mangel an anderen Spezies mit ähnlichen, vergleichbaren Erfahrungen, machte es leicht, Verallgemeinerungen zu bilden, die schwer zu widerlegen waren. Da die kleine Bibliotheks-Filiale in La Paz keinen weiteren Fall von Sonnenanbetung einer ganzen Spezies kannte, konnte LaRoque behaupten, daß solche Traditionen der Menschheit Relikte der Erinnerung an ein niemals beendetes Liften seien.
    Jacob hörte noch einen Augenblick lang zu, für den Fall, daß LaRoque doch noch etwas Neues sagen sollte. Aber dann ließ er seinen Gedanken freien Lauf.
    Seit der Landung waren schon zwei lange Tage vergangen. Er hatte sich daran gewöhnen müssen, aus den gravitationsjustierten Bereichen des Stützpunktes in andere überzuwechseln, in denen die federleichte Anziehungskraft des Merkur herrschte. Er wurde zahllosen Stützpunktmitarbeitern vorgestellt, aber die meisten der Namen vergaß er gleich wieder. Dann hatte Kepler jemanden beauftragt, ihn zu seinem Quartier zu führen.
    Der Chefarzt des Stützpunktes Hermes erwies sich als Anhänger des Delphin-Liftings. Nur allzu gern analysierte er Keplers Medikamente, und er äußerte seine Verblüffung darüber, daß es so viele waren. Nachher bestand er darauf, eine Party zu geben, auf der anscheinend jeder Mitarbeiter der

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