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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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hatte das Gefühl, die Haut darauf sei gespannt wie ein Trommelfell. Aber sie war nicht so ledrig trocken. Sie blieb naß, erst von Schweiß, dann von etwas anderem, Kühlem.
    Stöhnend hob er die Hand. Er fühlte Haut unter seinen Fingern, eine fremde Hand, weich und warm. Eine Frauenhand, das konnte er riechen. Jacob öffnete die Augen. Dr. Martine, saß neben ihm, einen Waschlappen in der braunen Hand. Sie lächelte und hielt ihm eine LiquiTube an die Lippen.
    Erst erschrak er, doch dann beugte er sich vor, um einen Schluck zu nehmen. Es war Limonade, und sie schmeckte wunderbar.
    Er trank das Röhrchen aus und sah sich dabei um. Ruhende Gestalten lagen überall auf den Liegen.
    Er blickte hoch. Der Himmel war beinahe schwarz!
    »Wir sind auf dem Heimweg«, erklärte Martine.
    »Wie...« Er fühlte, wie sein Kehlkopf vibrierte, als habe er ihn lange nicht gebraucht. »Wie lange war ich denn bewußtlos?«
    »Ungefähr zwölf Stunden.«
    »Haben Sie mir ein Beruhigungsmittel gegeben?«
    Sie nickte. Das ewige professionelle Lächeln war wieder da. Aber es wirkte jetzt nicht mehr so aufgesetzt. Er legte die Hand auf die Stirn. Sein Kopf schmerzte immer noch.
    »Dann habe ich das alles wahrscheinlich nicht geträumt. Was habe ich denn gestern versucht zu trinken?«
    »Es war eine Ammoniakverbindung, die wir für Bubbacub mitgenommen haben. Sie wären wahrscheinlich nicht daran gestorben, aber Sie hätten einiges zu leiden gehabt. Können Sie mir sagen, warum Sie es getan haben?«
    Er ließ den Kopf wieder auf das Kissen zurücksinken. »Na ja... in dem Augenblick schien es mir eine ziemlich gute Idee zu sein.« Er schüttelte den Kopf. »Im Ernst – ich glaube, da stimmte etwas nicht mit mir. Aber ich weiß nicht, was es war.«
    »Ich hätte wissen müssen, daß etwas nicht in Ordnung war, als Sie anfingen, merkwürdige Reden über Mord und Verschwörungen zu führen«, meinte sie. »Es ist zum Teil meine Schuld, denn ich habe die Zeichen nicht erkannt. Aber Sie brauchen sich deshalb nicht zu schämen. Ich glaube, es war ein Fall von Orientierungsschock. Eine Tauchfahrt mit dem Sonnenschiff kann ein schrecklich desorientierendes Erlebnis sein, in mehr als einer Hinsicht.«
    Er rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    »Ja, mit dem letzten Teil haben Sie sicher recht. Aber gerade fällt mir ein, daß einige Leute wahrscheinlich denken, ich sei beeinflußt worden.«
    Martine erschrak, als überrasche es sie, ihn schon nach so kurzer Zeit so aufmerksam zu finden.
    »Ja«, sagte sie. »Kommandantin daSilva beispielsweise hält es für Gespensterwerk. Sie meint, sie hätten ihre Psi-Kräfte demonstrativ vorgeführt. Sie sprach sogar davon zurückzuschießen. Es spricht einiges für diese Theorie, aber ich ziehe meine eigene vor.«
    »Nämlich, daß ich verrückt geworden bin?«
    »Aber nein, ganz und gar nicht! Nur desorientiert und verwirrt! Culla sagt, Sie hätten sich in den Minuten vor... Ihrem Unfall... abnorm benommen. Das – und meine eigenen Beobachtungen.«
    »Ja.« Jacob nickte. »Ich schulde Culla eine ehrliche Entschuldigung – o du meine Güte! Ihm ist doch nichts passiert, oder? Und Helene?« Er wollte sich aufrichten.
    Martine drückte ihn nieder. »Nein, nein, alle sind wohlauf. Seien Sie unbesorgt. Ich bin ganz sicher – alle sorgen sich nur darum, daß es Ihnen wieder gutgeht.«
    Jacob entspannte sich. Er blickte zu der leeren Liqui-Tube hinunter. »Kann ich noch eine bekommen?«
    »Sicher. Ich bin gleich wieder da.«
    Martine verschwand. Er hörte, wie ihre leisen Schritte in Richtung der Getränkeautomaten verschwanden... dorthin, wo der ›Unfall‹ geschehen war. Er zuckte zusammen, als er daran dachte, und er empfand eine Mischung von Scham und Abscheu. Aber im Vordergrund stand immer wieder die brennende Frage: WARUM ?
    Irgendwo hinter ihm sprachen zwei Leute leise miteinander. Offenbar hatte Dr. Martine bei den Automaten jemanden getroffen.
    Jacob wußte, daß er früher oder später eine Tauchfahrt würde unternehmen müssen, neben der das Projekt Sundiver zu einer Kaffeefahrt verblaßte. Es würde eine beispiellose Trance werden müssen, aber sie würde sich nicht umgehen lassen, wenn die Wahrheit ans Licht kommen sollte. Die Frage war nur: Wann? Jetzt, wo sie ihm den Verstand völlig auseinanderreißen konnte? Oder auf der Erde, in Gegenwart der Therapeuten im Center, wo die Antworten ihm, Sundiver und seinem Job unter Umständen alles andere als Nutzen bringen würden?
    Martine kam zurück. Sie

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