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Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Seul
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ausschütten, das hat er bitter nötig gehabt, mein Mann. Durch die Firmenfusion hat er zu allem Unglück noch eine Front offen gehabt.«
    Spontan legte ich meine Hand über die von Maria Brandl. Sie war eiskalt. »Das tut mir alles so leid.«
    Maria Brandl atmete schwer und erzählte mir das Ende der traurigen Geschichte. »Die hat nicht gefolgt, die Laika. Am Hundesportplatz, da ist die geflitzt. Aber sonst – keine Chance. Das hat niemand verstanden, wie das zusammengeht. Die Walli hat sie aus Griechenland mitgebracht. Das Streunern hat der im Blut gesteckt. Und mein Mann, der so viele Jagdhunde ausgebildet hat, der hat nichts dagegen unternommen. Das ist der Hund von der Walli, an dem wird nicht rumerzogen. Also ist sie uns dauernd abgehauen. Ich glaub, der Hund hat sein Frauli gesucht. So ein Viecherl ist ja treu über den Tod hinaus. Ich hab immer Angst um den Hund gehabt. Den verwechselst du doch leicht mit einem Frischling oder Überläufer.«
    »Mit wem?«
    »Mit einer pubertierenden Sau. Und wo hier gleich drei Pachten sind. Gerade in der Dämmerung. Und dann ist es passiert. Freitagnacht kommt der Franz heim und hat den toten Hund im Arm. Der ganze Bauch aufgerissen. Der Hallodri hat ihn gefunden, zwei Stunden haben sie gesucht. Kein Wort hat mein Mann geredet. Drei Tage nicht. Bis in der Früh hat er das Grab ausgehoben. Und dann hat er seine Walli noch mal beerdigt.«
    »Wissen Sie, wer’s war?«, fragte ich atemlos.
    Sie kniff die Lippen zusammen und sah dadurch viel älter aus. Und hart. Ein kühler Hauch streifte mich. Ich wollte nicht darüber nachdenken.
    »Was sind das eigentlich für Russen, die in der Villa am Höhenweg wohnen?«, fragte ich.
    »Über die Russen red ich nicht«, erklärte Frau Brandl. »Da reg ich mich nur auf, und über Lappalien reg ich mich nicht mehr auf.«

28
    »Bitte, Chefbauer, reg dich nicht auf«, bat Laura ihren Chef.
    »Ich reg mich nicht auf!«, rief der und wollte wissen: »Warum ist das für euch so schwierig? Über alle Schritte werden die Kollegen vom BKA informiert. Wo liegt das Problem?«
    Felix wollte etwas sagen, doch Leopold Chefbauer war noch nicht fertig. »Wieso fragt der Bert in dem Kramerladen in Drößling nach Russen? Wieso ist in eurem Team nichts abgesprochen? Kann mir das mal einer erklären?«
    »Wir dachten, weil wir schon mal mit einem Russen geredet haben und …«
    »Die Ermittlungen sind mit den Kollegen abzustimmen. Ist das jetzt mal angekommen?«
    Alle nickten.
    »Gut. Dann an die Arbeit. Felix bleibt bitte noch einen Moment.«
    Als die Tür hinter den anderen ins Schloss gefallen war, äußerte der Erste Kriminalhauptkommissar seine Kritik deutlicher. »Du musst die Ermittlungen deiner Truppe besser koordinieren. Da weiß die rechte Hand nicht, was die linke macht.«
    »Das liegt daran, dass Claudia am Anfang viel recherchiert hat und jetzt im Urlaub ist. Uns fehlt vorne und hinten die Zeit. Ich kümmere mich darum, dass es besser klappt. Maxi könnte vielleicht Zusammenfassungen liefern. Sie liest schnell und hat eine rasche Auffassungsgabe. Kann ich sie hinzuziehen?«
    »Von mir aus. Wenn die Solveig sie dir ausleiht. Wie macht sich der Johannes?«
    »Prima.«
    »Bei mir hinterlässt er auch einen aufgeweckten Eindruck. Aber er soll sich mal wieder rasieren.«
    »Chefbauer!«
    »Ja, das meine ich.«
    »Ich sag ihm das nicht. Außerdem hat der so wenig Bartwuchs, der wird froh sein, wenn überhaupt was da steht.«
    »Na gut. Ich habe mir seine Aktenvermerke durchgelesen. Er bringt die Dinge auf den Punkt. Gefällt mir. Ihr kommt also voran mit dem Brandl?«
    »Die Freude von Franz Brandl über den Tod von Jensen könnte damit zusammenhängen, dass Gerd Jensen eventuell den Hund von Franz Brandl erschossen hat.«
    »Sonst keine neuen Erkenntnisse über ihn? Bleibt er bei seinem Alibi, das keins ist?«
    »Ja.«
    »Gefällt mir nicht, das Ganze, gefällt mir nicht. Was denkst du über den Brandl? Die Claudia hat am ersten Tag schon gesagt, der wär nicht sauber.«
    »Man könnte auf die Idee kommen, er hätte nicht mehr viel zu verlieren nach dem Tod seiner Tochter. Aber er ist verheiratet, und wohl auch relativ glücklich, wenn man das nach fünf Minuten Gespräch mit einem Paar so beurteilen kann …«
    »Das kann man! Besuch mal mich und meine Frau, hahaha.«
    »Sag mal, Chefbauer, hast du was genommen?«
    »Schmarrn. Darf man hier vielleicht nicht mehr lachen?«
    »Wenn einer plötzlich anders ist als sonst, macht ihn das verdächtig.

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