Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sophie Scholl

Sophie Scholl

Titel: Sophie Scholl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Beuys
Vom Netzwerk:
Hans und Sophie Scholl von München nach Stuttgart. Während Hans erst in die Privatwohnung, dann ins Büro von Eugen Grimminger geht, um mit ihm erneut über finanzielle Unterstützung zu reden, trifft sich Sophie mit Susanne Hirzel in ihrem Studentenzimmer. Sie weiß, dass sie der Freundin aus BDM-Tagen, deren Bruder Hans sie schon gewonnen hat, vertrauen kann. In »ganz leisen« Worten, erinnert sich Susanne Hirzel Jahre später, habe Sophie Flugblätter erwähnt, mit denen ein kleiner Kreis in München die Bevölkerung aufklären wolle. Sophie erzählte von anregenden Abend-Vorträgen und lud die Freundin ein, dazu doch einmal nach München zu kommen. Es war verabredet, dass Hans Scholl im Café »Rosenstöckl« auf die beiden wartete. Susanne Hirzel hat überliefert, dass Sophie Scholl auf dem Weg dorthin immer offener zu ihr redete: »Ich bin entschlossen, etwas zu tun. Wenn jeder nur eine Meinung hat gegen dieses System, aber nicht handelt, so macht er sich schuldig. … Ich jedenfalls will nicht schuldig werden.« Und dann wurde Sophie Scholl sehr konkret: »Wenn jetzt Hitler daherkäme, und ich eine Pistole hätte, würde ich ihn erschießen. Wenn es die Männer nicht machen, muss es eben eine Frau tun.« Radikal klingt das, aber es entspricht der Geradlinigkeit, mit der Sophie Scholl durchs Leben ging. Es ruft ihre heftige Rüge für Fritz Hartnagel ins Gedächtnis, dass sie nicht »intuitiv weiblich« handle, sondern »ihr Hirn auch manchmal zum Denken brauche«.
    Die beiden Freundinnen trafen Hans Scholl in bester Laune an. Im Zug wird er Sophie Scholl berichten, dass Grimminger 500 Reichsmark für ihn hatte und noch mehr Geld besorgen wird. Im Café aß er Kirschkuchen und spuckte übermütig die Kerne auf den Teller. Sie sprachen über dies und jenes. Einen Satz von Hans Scholl merkte sich Susanne Hirzel: »Dann werden es die Spatzen von den Dächern pfeifen.« Sie verstand nicht, was er meinte, fragte aber nicht nach.
    Am nächsten Tag, dem 4. Dezember, steht in Willi Grafs Tagebuch: »Abends sitzen Anneliese und ich bei Scholls, wir sprechen von Büchern und den Menschen, deren Leben dahinter steht.« Auch Praktisches aus dem Studentenalltag wird besprochen. Willi Graf hat Sophie Scholls Zimmer vom Sommersemester in der Mandlstraße übernommen. Seine Schwester Anneliese wohnt vorläufig in einer Schwabinger Pension. Als in der Mandlstraße auch für sie eine Unterkunft gefunden wird, zieht Anneliese Graf die letzten Tage vor dem Umzug, vom 14. bis 18. Dezember, auf Einladung der Scholls zu den Geschwistern in die Franz-Joseph-Straße. Im Rückblick macht Anneliese Graf eine ehrliche Bilanz über ihr Verhältnis zur gleichaltrigen Sophie Scholl auf: »Ich habe sie gekannt, aber nicht wirklich erkannt. Im persönlichen Bereich waren wir uns letztlich fremd …« Das auf den ersten Blick unscheinbar wirkende Mädchen »mit seinem jungenhaften, kindlichen Gesicht und dem unverkennbar schwäbischen Akzent« habe sie nicht sonderlich beeindruckt. Dabei war Sophie Scholl eine liebenswürdige Gastgeberin. Traf man sich nachmittags in der Schollschen Wohnung, habe sie »mit sanften Bewegungen unentwegt Tee in einem Samowar zubereitet und uns serviert«.
    Bescheiden und still sich im Hintergrund halten, das war charakteristisch für die Studentin Sophie Scholl, wenn sie zusammen mit ihrem Bruder in den befreundeten Münchner Kreisen auftrat. Als Studentin trug sie die Haare nicht mehr kurz, sondern eine Durchschnittsfrisur mit schulterlangem Haar, in das sie manchmal eine Blume steckte. Diese Auffälligkeit erlaubte sie sich noch. Insgesamt jedoch war die Münchnerin Sophie Scholl äußerlich eine andere als die junge selbstbewusste Frau, die früher als ihre beiden älteren Schwestern einen festen Freund hatte; die rauchte und Auto fuhr, die sich gern von Fritz Hartnagel ein schönes Kleid oder eine schicke Jacke schenken ließ. Die als Schülerin in keine Tanzschule ging, weil ihr das zu spießig war, aber eine begeisterte und gute Tänzerin war, so dass sich manches Mal die Zuschauenden das Maul zerrissen. Die Spaß hatte an radikalen, provokativen Handlungen. Sie alberte auch gerne herum, machte sich einen Jux mit anderen und konnte sich dabei kaum das Lachen verkneifen.
    Diese »ältere« Sophie Scholl gehört nach Ulm, in die Zeit vor dem Arbeitslagerdienst in Krauchenwies und Blumberg. In den Lagern brauchte sie alle Kraft, um klug Distanz zu halten: sich nach außen ein dickes Fell anschaffen und im

Weitere Kostenlose Bücher