Sophies Melodie (German Edition)
versäumte, taten nur der Autorin in ihr ein wenig leid. Als werdende Mutter wusste sie jedoch instinktiv einzuschätzen, wann ihr Körper dringend Erholung brauchte.
Einige Tage nach der Hochzeit hatte Constantin dem „Diskurs“ grünes Licht zur Bekanntgabe ihrer Heirat gegeben. Wie erwartet überschlugen sich die Medien seither mit den abenteuerlichsten Spekulationen über ihre Beziehung. Niemand hatte vergessen, dass ihre Liebe noch vor einiger Zeit als reiner Werbeschachzug abgetan worden war.
Sophie war der ganze Presserummel ziemlich gleichgültig. Genau wie sie es sich vorgenommen hatte, konzentrierte sie sich fast ausschließlich auf ihr Baby und die bevorstehende Geburt. Constantin sah sie ohnehin kaum noch – und sie ertappte sich dabei, dass sie Kellan Manor vermisste. Sie sehnte sich nach der frischen Luft, dem herrlichen Ausblick aus ihrem Schlafzimmer und der kleinen schmiedeeisernen Bank im Rosengarten.
Ihr Bedürfnis nach frischer Luft stillte sie während ihrer abendlichen Spaziergänge an der Alster. Begleitet wurde sie dabei aber nur von ihren Bodyguards. Wenn man einmal von ihrer ständigen Sehnsucht nach Constantin absah, verlief ihr Leben nun ruhiger und geordneter als jemals zuvor.
Natürlich konnte sie nicht abstreiten, dass Constantins Verhaltenan ihrem Hochzeitstag und der leidenschaftliche Kuss sie zunächst völlig durcheinandergebracht hatten. Die wilde Hoffnung, die dieser Kuss in ihr geweckt hatte, war aber wieder einmal der Gewissheit gewichen, dass sie zu viel hineininterpretiert haben musste. Ja, im Nachhinein zweifelte sie sogar daran, ob sie die Art dieses Kusses überhaupt richtig in Erinnerung hatte oder ob ihre heimlichen Wünsche ihr nur einen bösen Streich gespielt hatten. Wahrscheinlich war es nur ihre verzweifelte Liebe zu ihm gewesen, die ihr etwas vorgegaukelt hatte.
Manchmal glaubte sie, an dieser unerfüllten Liebe zu ersticken.
Eines Abends, nach einem längeren Telefonat mit Roman Herwig, wurde ihre Sehnsucht nach Constantin so stark, dass sie es kaum noch aushielt. Roman war wie immer verständnisvoll und mitfühlend gewesen, aber auch er hatte ihre tief sitzende innere Einsamkeit nicht vertreiben können.
Nach einigem Zögern schluckte sie ihren Stolz herunter und klopfte schließlich an Constantins Zimmertür. Es war ihr egal, worüber ihr Ehemann mit ihr reden würde, Hauptsache, er tat es überhaupt. Sie wollte ihn sehen und bei ihm sein, nur das war ihr in diesen Minuten noch wichtig.
„Ja?“
„Conny? Hast du einen Moment Zeit für mich?“
Constantin setzte sich auf, als sie eintrat und die Tür hinter sich schloss. Er saß auf seinem Bett, neben ihm lag ein großer Stapel Notenblätter. Jetzt legte er das Blatt zur Seite, mit dem er sich offenbar gerade näher beschäftigt hatte, und erhob sich. Seine Miene blieb jedoch gewohnt verschlossen. „Natürlich, was kann ich für dich tun?“
„Ich … ich dachte, es wird langsam Zeit, dass wir uns über einen Namen für unser Baby einig werden. Es sind schließlich nur noch gut zwei Wochen bis zum errechneten Geburtstermin.“
Er räusperte sich. „Die Möbel, die du für das Kinderzimmer ausgesucht hast, sind übrigens unterdessen auf Kellan Manor eingetroffen. Maria hat mich heute darüber informiert. Die Handwerker sind auch fertig.“
„Das ist schön.“
„Wenn wir mit dem Kind nach Hause kommen, wird also alles bereit sein. Maria wird dafür Sorge tragen.“
„Ja, ich weiß.“
„Gut. Mhm, ein Name also – hast du schon irgendwelche Vorschläge?“
„Nein. Den einen oder anderen Namen fand ich am Anfang ganz okay, und dann … immer, wenn ich ein bisschen länger darüber nachdenke …“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich finde, das ist wirklich eine äußerst schwierige Entscheidung.“
„Ich verstehe. Setz dich doch erst mal.“
„Danke.“ Sie ging an ihm vorbei zu dem einzigen Sessel in seinem Zimmer und ließ sich darin nieder.
Der Gynäkologe hätte ihnen anhand der Ultraschallaufnahmen schon lange sagen können, ob das Baby ein Junge oder ein Mädchen war, aber Sophie und Constantin waren sich einig, dass sie das Geschlecht erst nach der Geburt erfahren wollten. Sie mussten sich daher über zwei Namen einig werden.
Einen Moment lang trat eine nachdenkliche Stille ein. Sophie genoss es derweil einfach, endlich einmal wieder etwas länger in seiner Nähe zu sein und ihn ansehen zu können. „Wie hießen eigentlich deine Pflegeeltern, Conny?“
Er verzog das Gesicht.
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