Sophies Melodie (German Edition)
bereits aufgelegt. „Ich liebe dich auch, Mama“, sagte Sophie in die Stille ihres Zimmers hinein, dann legte auch sie den Hörer auf.
Ihr Blick fiel auf das wunderschöne Kleid, das an einer der Schranktüren hing. Sie wusste, dass Helen in ungefähr dreißig Minuten bei ihr erscheinen würde, um sie abzuholen, denn so hatten sie es abgesprochen. Zusammen würden sie dann mit dem Aufzug hinunter in den ersten Stock fahren, wo der Raum lag, in dem Constantin auf sie warten würde. Er hatte schon vor einigen Stunden die Suite verlassen, und sie nahm an, dass er sich seither in den Zimmern von Helen und Fabian aufhielt.
Sophie gönnte sich noch ein paar Minuten der Stille, legte die Beine hoch und streichelte ihren Bauch. Nach einigen tiefen Atemzügen erhob sie sich, zog das Kleid an und schlüpfte in die cremefarbenen Seidenpumps. Sie hatte sich mittlerweile an die weniger angenehmen Begleiterscheinungen ihrer Schwangerschaft gewöhnt, aber sie war trotzdem heilfroh darüber, dassihre Füße heute ausnahmsweise einmal nicht angeschwollen waren.
„Na wenigstens das wendet sich zum Guten“, bemerkte sie leise und lächelte dabei tapfer ihrem Spiegelbild zu. Als sie die Glocke des Aufzugs hörte, die Helens Ankunft ankündigte, verließ sie die schützende Einsamkeit ihres Zimmers und machte sich auf, um Constantin Afras Frau zu werden.
Der Raum, in dem die Trauung und das anschließende Abendessen stattfinden sollten, war vom Hotelpersonal festlich geschmückt worden. Überall prangten herrliche Blumenarrangements aus rosa und cremefarbenen Rosen.
Sophie holte tief Atem, als Helen leise die Tür öffnete und sie einen Blick hineinwerfen konnten, bevor sie eintraten. Am anderen Ende des kleinen Saals stand ihr Bräutigam und unterhielt sich mit einem fremden Mann, von dem sie annahm, dass es sich um den Standesbeamten handelte.
Als Constantin ihre Schritte hörte, sah er ihr entgegen, und sie spürte, dass ihre Knie weich wurden. Langsam, beinahe andächtig, setzte sie einen Fuß vor den anderen. Sein Gesicht wirkte ernst und fast ein wenig erstarrt, während er auf sie wartete.
Er trug einen schlichten schwarzen Anzug und darunter ein Seidenhemd, das exakt die Farbe ihres Kleides hatte. In der Hand hielt er einen kleinen Strauß cremefarbener Rosen, die von lindgrünem Efeu und zartem apricotfarbenen Schleierkraut eingerahmt wurden. Ein winziger Strauß des Schleierkrauts fand sich auch am Revers seines Anzugs wieder. Sophie stockte wieder einmal der Atem, denn er sah unbeschreiblich anziehend aus.
Während sie auf ihn zuging, verschleierte sich sein Blick, sodass sie immer weniger erraten konnte, was gerade in ihm vorging. Erst als sie direkt vor ihm stand, lächelte er leicht.
„Du siehst sehr schön aus, Sophie“, bemerkte Constantin leise.
„Danke. Du siehst auch sehr gut aus“, hauchte sie.
„Ich hoffe, er gefällt dir“, sagte er, als er ihr den Blumenstrauß überreichte.
Auch sie brachte ein Lächeln zustande, während sie die herrlichen Rosen betrachtete. „Der Strauß ist wunderschön. Ich danke dir.“
Dann hob sie wieder ihre Lider, und ihre Blicke begegneten sich aufs Neue. Unendliche Sekunden lang sahen sie sich in die Augen.
Erst das Geräusch von festen Schritten und die Stimmen der anderen Anwesenden beförderten sie abrupt zurück in die Wirklichkeit.
Sophie wusste nicht, wie sie es schließlich fertigbrachte, ihre Mutter und Johannes angemessen zu begrüßen und ein paar Floskeln auszutauschen. Kaum dass sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte, nahmen die wenigen Anwesenden auch schon ihre Plätze ein. Der Standesbeamte ordnete die Papiere auf dem kleinen Tisch, hinter dem er sich positioniert hatte. Noch immer leicht benommen bemerkte sie, dass Constantin ihren Arm nahm und sie zu den zwei Stühlen führte, die direkt davor standen.
Wie erwartet ging alles glatt, und die Zeremonie war im Nu vorüber. Ehe Sophie sichs versah, hatte sie auch schon Ja gesagt und eine Urkunde unterschrieben. Constantin steckte ihr einen schlichten Goldreif an den Finger. Da ihre Hände inzwischen ein bisschen angeschwollen waren, war das nicht ganz leicht.
Der Standesbeamte räusperte sich, lächelte nachsichtig und reichte nun auch ihr die kleine, kunstvoll bemalte Porzellanschale, in der jetzt nur noch der Ring lag, der für Constantin gedacht war.
Sophie zitterte ein wenig, als sie den Ring nahm und ihn über den Finger ihres Mannes schob. Der junge Standesbeamte sagte noch
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