Sophies Melodie (German Edition)
doch für seine brüderliche Pflicht. Du wirst ja inzwischen selbst bemerkt haben, wie die beiden zueinanderstehen.“
„Und? Wie hat Conny reagiert?“
„Fabian hat mir erzählt, es geschah das, was dauernd passierte: Conny und Melanie haben sich eine fürchterliche Szene geliefert. Das volle Programm. Darin waren sie echt bühnenreif, sag ich dir. Sie tobten, sie schrien und warfen sogar mit Geschirr. Alles, was das Herz begehrt. Irgendwann war dann offenbar Ruhe, und sie landeten wieder zusammen im Bett.“
Ein unangenehmes Gefühl machte sich in Sophie breit, und sie musste trocken schlucken. Es war nicht unbedingt das, was sie gern hören wollte. Ihre Neugier ließ sie dennoch nachhaken. „Haben sie … sich oft im Bett versöhnt?“
Sichtlich angewidert nickte Helen. „Soweit wir es mitbekommen haben, muss ich darauf wohl oder übel mit einem klaren Ja antworten. Irgendwie schlimm, oder? In den ersten Monaten nach der Hochzeit hatte Melanie ihn wirklich amHaken, das kannst du mir glauben. Sie wusste genau, welche Knöpfe sie drücken musste, um Conny immer wieder um den Finger zu wickeln. Ärgerlich war nur, dass sie es immer gerade dann schaffte, wenn er endlich anfing, sich ein bisschen aus ihren Fängen freizustrampeln. Er hat ihr immer wieder verziehen.“
Offen sah Helen die Freundin an. „Und Fabian war weiß Gott nicht der einzige Mann, der ihren Jagdtrieb reizte. Sie war in dieser Hinsicht … na ja, sie brauchte offenbar von jedem Mann in ihrer Umgebung die Bestätigung, das begehrenswerteste weibliche Wesen auf Gottes Erden zu sein. Ich denke, sie hat Conny sehr oft und von Anfang an betrogen. Er tat mir jedenfalls unendlich leid, und gleichzeitig war ich auch wütend auf ihn, weil er das mit sich machen ließ. Die Krönung war, dass er Melanie nach der längst überfälligen Trennung noch weiterhin bei sich im Haus wohnen ließ und diese verteufelte Ehe offiziell aufrechterhielt. Ich hab das nie verstanden. Er hat so etwas einfach nicht nötig. Ein Mann wie er! Unfassbar, dass er sich so hat einlullen lassen, nicht wahr? Fabian und ich haben natürlich mehrmals versucht, mit ihm darüber zu reden, aber du weißt ja inzwischen selber sehr gut, wie er so drauf ist. Natürlich schlug er unsere Ratschläge in den Wind. Wie du dir sicher denken kannst, hab ich um diese Frau nicht eine einzige Träne vergossen, als sie starb.“
„Du meinst also, sie hat sich auch an die anderen Jungs der Band rangemacht?“
„Leider ja. Hans-Jürgen ist so, wie er aussieht: ein wahrer Fels. Bei ihm hatte sie nicht die geringste Chance. Unser süßer Lutz hingegen hätte sich beinahe um seinen gut bezahlten Job gevögelt. Er kann heilfroh sein, dass Constantin ihn nicht im hohen Bogen vor die Tür gesetzt hat. Als Conny es herausfand, waren er und Melanie nämlich schon eine ganze Weile getrennt, und er hatte gefühlsmäßig einigen Abstand. Das hat Lutz wohl letztlich seinen Musikerhintern gerettet.“
Sie lehnte sich auf dem Bett zurück. „Die Freundschaft derbeiden Männer ist allerdings seitdem zerstört. Zwischen Lutz und Conny gibt es eigentlich nur noch die berufliche Verbindung. Aber sie halten sich gut dabei, das muss ich zugeben. Ob Melanie jemals mit Dirk etwas hatte, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich nehme es aber an. Als Frau spürt man so was ja meistens. Eine Zeit lang hat sie jedenfalls auch ihn auf ihre besondere Weise angesehen und umgarnt. Glaub mir, es hätte wirklich nicht viel gefehlt, und diese goldblonde Hexe hätte die gesamte Band zersplittert.“
„Was genau war mit Leonard Kampmann? Was kannst du mir über ihn erzählen?“
Für einige Sekunden senkte Helen den Blick. Als sie Sophie wieder ansah, hatten ihre Augen einen eigenartigen Schimmer. „Du weißt ja vielleicht schon, dass Leo ebenfalls ein alter Schulfreund von Conny und Fabian war. In den Anfängen gehörte er zur Band, hat sich aber später wieder daraus zurückgezogen. Seine ganze Liebe gehörte der klassischen Musik. Schon als Kind hat er davon geträumt, ein großer Dirigent zu werden. Das war sein Ziel. Allein darauf arbeitete er all die Jahre hin. Schließlich studierte und lebte er mehrere Jahre in Paris. Erst kurz bevor er nach Hamburg zurückkam und Melanie begegnete, hatte er sein Studium abgeschlossen. Leo war enorm begabt, hatte bereits während seines Studiums mit einigen der größten Orchester gearbeitet – und trotz seiner Jugend handelte man ihn in Fachkreisen schon als den kommenden
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