Sophies Melodie (German Edition)
nicht vor dir, Helen? Ich werde ihm noch nicht einmal ausweichen können, wie man es üblicherweise so gerne nach einer Trennung tut. Wenn ich das Radioanstelle, werde ich seine sinnliche Stimme hören. Und wenn ich eine Zeitschrift aufschlage oder auch nur meinen Fernseher anstelle, wird er mich mit seinen türkisfarbenen Strahlern fixieren. Verdammt noch mal! Und dann auch noch dieses Buch, das ich über ihn schreiben muss. Ich habe einen Höllenvertrag unterzeichnet, Helen! Satan persönlich muss sich die Hände gerieben haben, als ich vor ein paar Wochen dieses verfluchte Stück Papier unterschrieben habe!“
„Setz dich!“ Helens Stimme war nicht sehr laut, klang aber äußerst bestimmt. Sophie kam tatsächlich wieder zurück zum Bett und ließ sich auf die Matratze fallen. Nach ihrem Ausbruch wirkte sie noch ein wenig angeschlagener als vorher. Helen lächelte nachsichtig und griff erneut nach Sophies Händen. „Ich glaube, so langsam verstehe ich, wo dein Problem liegt. Du hast einfach Angst, Sophie, richtig? So wie ich das sehe, bist du sogar ganz wahnsinnig in Conny verliebt.“
„Das … das, was ich da eben gesagt habe, war nur ein ganz kleiner Teil vom bejammernswerten Ganzen.“ Sophie ignorierte absichtlich Helens letzte Bemerkung. Ihr Blick glitt durch das Zimmer. „Allein all dieser unübersehbare Reichtum macht mich schon nervös.“
Helen Afra grinste. „Oh, an diese Grausamkeit des Schicksals gewöhnt man sich schnell, glaub mir.“
„Du machst dich lustig über mich.“
„Nein, das tue ich sicherlich nicht. Ich mag dich nämlich viel zu sehr.“
„Ich mag dich auch, du reiche Frau!“ Ein leichtes Lächeln huschte über Sophies Gesicht. „Aber das hier, Helen, das bin ich einfach nicht. Durch deine frühe Ehe bist du da irgendwie mit hineingewachsen, aber bei mir liegen die Dinge anders. Ich bin ein Mädchen von der schlichten Sorte. Ich mag Currywurst und Pommes, faule Fernsehabende unter meiner alten, schon ziemlich ausgefransten Wolldecke und ein gemütliches Bier mit Freunden und Kollegen in einer kleinen Eckkneipe nach langen und manchmal sehr ermüdenden Redaktionssitzungen.Außerdem liebe ich meine Arbeit, und Constantin hasst sie. Er verabscheut überhaupt alles, was mit meinem Beruf zu tun hat. Meine Arbeit ist aber ein wichtiger Teil meines Lebens und wird es auch bleiben.“
„Was wirst du also tun?“
„Ich weiß es nicht. Himmel, ich muss irgendwie die Ruhe finden, um darüber nachzudenken. Leider habe ich die Befürchtung, ebendiese Ruhe hier in seiner direkten Nähe nicht finden zu können. Mal davon abgesehen, dass es ja nicht nur allein an mir liegt. Conny hat mir vorhin deutlich zu verstehen gegeben, dass er die letzte Nacht nicht als One-Night-Stand abhaken will, aber vielleicht wäre es für uns beide besser, er würde es tun. Damit hätte ich leben können.“
„Wirklich?“
„Ja.“
„Entschuldige, aber es fällt mir doch etwas schwer, dir das abzunehmen. Und was Conny angeht – er ist weder oberflächlich noch gefühllos. Und vergiss nicht, auch er ist nicht immer reich gewesen. Du weißt sicher schon eine Menge über ihn, aber noch lange nicht alles. Da gibt es so viel, das er dir niemals von sich aus erzählen würde.“
Eindringlich sah sie Sophie an. „Mhm, da wäre zum Beispiel seine unvergleichliche Liebe zu Kindern. Ja, meine Kinder vergöttert er geradezu. Wusstest du, dass er hier im Haus ein riesiges Spielzimmer für sie eingerichtet hat? Der Mann ist verrückt, denn wir bringen die Mädchen höchstens ein- oder zweimal im Jahr mit hierher. Doch das ist noch lange nicht alles. Er unterstützt regelmäßig mehrere Kinderdörfer mit immensen Summen, hat unzählige Patenschaften übernommen und schreibt außerdem Jahr für Jahr der Kinderkrebshilfe einen riesigen Scheck aus. Das alles tut er, ohne auch nur ein einziges Wort darüber zu verlieren. Er geht sogar so weit, an jede Spende die Bedingung zu knüpfen, dass sie für die Öffentlichkeit absolut anonym bleiben muss. So ist Conny eben. Er kann ungeheuer starrköpfig und misslaunig sein, keine Frage.Aber zeig ihm ein weinendes Kind, und er schmilzt dahin wie Butter in der Sonne. Ich weiß nicht, warum ich dir das alles erzähle, aber vielleicht hilft es dir ein bisschen, auch diese Dinge über ihn zu wissen.“
„Was du da sagst, Helen, klingt alles ganz wunderbar, aber ich habe im Grunde auch nicht angenommen, dass er gefühllos oder gar oberflächlich sein könnte. Auch ich habe
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