Sophies Melodie (German Edition)
ihn schon sehr empfindsam und gefühlsbetont erlebt – nicht nur in der letzten Nacht, sondern auch schon während der Interviews. Trotzdem habe ich irgendwie das dumme Gefühl, in eine Falle getappt zu sein. Und ich weiß wirklich nicht, wie ich da wieder herausfinden soll. Ich erkenne mich gar nicht mehr wieder. Irgendwann in den letzten Wochen bin ich mir offenbar selbst ein Stück verloren gegangen. Constantin beherrscht meine Gedanken und all meine Gefühle, und das ist schlichtweg … beängstigend. Verstehst du, Helen? Zack! Und aus! Du sitzt fest, und dein bisheriges Dasein scheint sich plötzlich irgendwie vor deinen Augen in Luft aufzulösen!“
„Du bist ganz und gar nicht die Frau, die sich die Zügel aus der Hand nehmen lässt, Sophie. Auch nicht von einem so willensstarken Mann wie Conny. Du wirst das schon machen, da bin ich mir ganz sicher.“
Sophie musste schlucken. Sie selbst war sich dessen gar nicht so sicher, denn sie kannte die eigenen Schwächen inzwischen nur zu genau. Immer hatte sie sich für eine äußerst selbstbewusste und toughe Person gehalten, aber seit sie Constantin Afra kannte, musste sie eigentlich ständig gegen den einen oder anderen Anflug von Unsicherheit ankämpfen. Er brachte es fertig, sie vollkommen aus der Balance zu bringen, und das behagte ihr ganz und gar nicht. Deprimiert schloss sie die Augen und legte ihren Kopf in den Nacken. „Gott, es war so unbeschreiblich schön mit ihm.“
Das Lächeln ihrer Freundin war voller Wärme und Verständnis. „Du solltest jetzt dein Gesicht sehen.“
„Nun ja. Ähm, sag mal, was kannst du mir eigentlich überMelanie erzählen?“, wechselte Sophie seufzend das Thema.
„Fragst du mich das jetzt als meine Freundin oder als Autorin deines Buches?“
„Na, ich würde sagen, es ist eine Mischung aus beidem. Antwortest du mir trotzdem?“
Helen zog die sorgsam gezupften Augenbrauen hoch. „Ich weiß ja, dass man über Tote eigentlich nicht schlecht reden soll, aber ich konnte sie nun einmal nicht ausstehen. Von Anfang an habe ich mir ihretwegen Sorgen um meinen Schwager gemacht. Ach, diese Männer! Ich weiß nicht, irgendwie setzt immer ihr Gehirn aus, wenn eine Frau so aussieht und sich dazu auch noch so aufführt wie Melanie, nicht wahr? Ein echtes Problem bekommen die Kerle immer dann, wenn dieser Zustand zu lange anhält. Hat Conny dir von seiner Ehe erzählt?“
„Ja, und ich muss sagen, ich war zuerst ziemlich perplex. Die Öffentlichkeit hielt sie schließlich jahrelang für eine Art Traumpaar. Es gab sogar noch nach Melanies Tod viele Menschen da draußen, die bezweifelten, dass sie eine Affäre gehabt hat.“
Helen nickte. „In Wirklichkeit waren Conny und sie allerdings alles andere als ein Vorzeigepaar. Melanie war oft genug egozentrisch und bisweilen richtig bösartig. Du wolltest doch eine ehrliche Antwort von mir, oder?“
„Ja.“ Sophie lachte über die Offenheit ihrer Freundin. „Conny meinte, sie war ein bisschen wie Dirks Frau.“
„Stimmt, Jana ist auch so ein oberflächliches Anziehpüppchen. Aber … Melanie war zusätzlich auch noch verschlagen wie eine Ratte. Jana ist dagegen dumm wie Bohnenstroh, eher ein billiger Abklatsch, und deshalb ist sie auch nicht sonderlich gefährlich, sondern einfach nur lästig. Ich frage mich zwar immer noch, warum sich Dirk überhaupt mit ihr abgibt, aber wenigstens hat er sie absolut im Griff.“
„Du bist köstlich.“
Helen ging nicht auf Sophies lockeren Ton ein, ihr Gesicht blieb unbewegt. „Melanie hingegen war kaltblütig und hinterhältig. Sie wollte auch meinen Mann verführen.“
„Wie bitte?“
„Ja, sie hat mit aller Macht probiert, ihn sich zu krallen. Sie hat nichts unversucht gelassen. Das ganze Repertoire hat sie durchgezogen. Da hatte sie allerdings mit Rosinen gehandelt. Fabian hat sich nämlich nicht von ihr einwickeln lassen. Stattdessen hat er mir sofort davon erzählt.“
„Sie hat wirklich versucht, Fabian zu verführen? Ihren eigenen Schwager?“
„Ja, ich sagte doch, sie war skrupellos. Ein echtes Miststück.“
„Wann war das? Ich meine, passierte das nach der inoffiziellen Trennung von Conny?“
„Oh nein. Das Ganze spielte sich schon ungefähr drei Monate nach ihrer pompösen Hochzeit ab.“
Entnervt stöhnte Sophie auf. „Na, die war ja wirklich ein Früchtchen. Wusste Constantin davon?“
„Ja, nach einer Weile hat Fabian es ihm erzählt. Er hat sich zwar fast die Zunge dabei abgebissen, hielt es aber letztlich
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