Sophies Melodie (German Edition)
annähernd faire Chance zu lassen. Sophie sah zu ihm auf und betrachtete nun ruhig sein anziehendes Gesicht.
Mit unverändert angespannter Miene und ohne auch nur noch ein Wort zu sagen, ließ er sie gewähren und wartete.
Ja, sie fand ihn unbeschreiblich attraktiv. Ohne Umschweife würde sie ihn jederzeit als wirklich schönen Menschen bezeichnen. Wahrscheinlich war er sogar der ansehnlichste Kerl, dem sie jemals leibhaftig gegenübergestanden hatte. Aber Sophie war nie ein Mensch gewesen, für den Schönheit bei einer anderen Person, ob nun Mann oder Frau, von Belang gewesen wäre. Ihr wurde blitzartig klar, dass die starke Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, tiefere Gründe haben musste.
Ihr Blick tauchte in die unendliche Tiefe seiner Augen. Irgendetwas gab es hinter diesen ungewöhnlichen Augen, weit dahinter, das sie faszinierte und umfassend für ihn einnahm. Der Mensch Constantin Afra, so kompliziert er auch sein mochte, zog sie magisch und unwiderstehlich an. Seine Attraktivitätwar angenehmes Beiwerk, mehr nicht. In diesem Augenblick erkannte Sophie, dass sie in den vergangenen zwei Tagen vor allem den eigenen Gefühlen misstraut hatte. Helen hatte es ihr im Grunde schon auf den Kopf zugesagt.
Sie hatte Angst davor gehabt, dass auch sie nur von dieser makellosen Hülle angezogen und geblendet wurde. Mit einem leisen Anflug von Erleichterung erfasste sie jetzt, dass diese Furcht unbegründet gewesen war. An ihren anderen Bedenken änderte das natürlich nichts, aber die Erkenntnis über die Tiefe und Echtheit ihrer Gefühle überwog deutlich alles andere.
Constantin war sicherlich ein äußerst widersprüchlicher und schwieriger Mensch, aber er vereinigte in sich auch eine große Anzahl von Eigenschaften, die sie nur bewundern konnte. Dazu konnte er nicht nur äußerst charmant sein, sondern er war auch durchaus in der Lage, seine Gefühle in Worte zu fassen. Schon allein das unterschied ihn nachhaltig von allen anderen Männern, denen Sophie bisher begegnet war.
Langsam hob sie eine Hand und legte sie sachte auf seine Wange. „Auch ich habe mich ganz furchtbar verliebt, Constantin. Du hast recht. Ich sollte unserer Liebe eine Chance geben.“
Lachend warf er den Kopf zurück und hob sie hoch, wirbelte sie einige Male im Kreis herum und stellte sie schließlich atemlos zurück auf die Füße. Dann endlich küsste er sie.
Drei volle Tage lang ließen sie sich einfach treiben.
Constantin schickte sogar die überraschte Maria für eine Woche in den Urlaub, denn er wollte vollkommen ungestört mit Sophie allein sein können. Der direkte Körperkontakt brach in dieser Zeit nur sehr selten ganz ab. Sophie begriff schnell, dass Constantin Afra sowohl sanft, geduldig und zärtlich als auch ausgesprochen leidenschaftlich, manchmal sogar fast rau lieben konnte. Sie genoss jede Facette ihres Zusammenseins rückhaltlos. Die körperliche Liebe mit ihm erschien ihr wie ein Geschenk des Himmels.
Sie kochten gemeinsam, wenn sie Hunger hatten, aßen oft von einem Teller und führten endlose Gespräche, bis das Verlangen und die Leidenschaft zwischen ihnen wieder einmal die Oberhand gewann. In stiller Übereinkunft klammerten sie die Problematik, die Sophie so sehr zu schaffen machte, aus. Der Alltag würde sie ohnehin irgendwann wieder einholen.
Sie schliefen wenig und legten sogar ihre Arbeit auf Eis, weil sie beide das Gefühl quälte, die kostbare Zeit würde ihnen sonst davonlaufen. Aber auch darüber sprachen sie nicht.
Sophie blendete ihre Ängste und Bedenken bewusst aus und konzentrierte sich nur noch auf ihre Liebe, die stetig zu wachsen schien, je mehr Zeit sie mit Constantin verbrachte. Bald dachte sie kaum noch darüber nach, wer der Mann war, in den sie sich so Hals über Kopf verliebt hatte. Oft lagen sie stundenlang vor dem Kamin im Wohnzimmer, liebten sich und redeten bis tief in die Nacht hinein.
Nun war er es, der sie über ihr Leben ausfragte. Aufmerksam, fast begierig hörte er zu, als sie von sich, ihrer Familie und ihrem Job erzählte.
„Deine Mutter lebt also schon seit fünfzehn Jahren mit deinem Chef zusammen?“
„Ja.“
„Und das macht euch keine Probleme?“
„Nein, warum sollte es? Weißt du, ich bin eigentlich nicht der typische Freundinnentyp. Okay, inzwischen bin ich mit Helen sehr befreundet. Wir haben uns einfach von Anfang an gut verstanden, ohne viele Worte machen zu müssen, aber bisher war es bei mir eigentlich anders. Natürlich hatte ich Freundinnen während
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