Sophies Melodie (German Edition)
dich! Reite dich nicht noch tiefer in den stinkenden Morast, Baby!“
Plötzlich klang das Kosewort, mit dem er sie so oft voller Zärtlichkeit bedacht hatte, gar nicht mehr liebevoll, sondern zynisch und kalt. Auf seiner Stirn gruben sich tief die beiden senkrechten Falten ein.
„Du gibst mir also keine Chance, dir das hier zu erklären?“
„Ich habe genug gesehen, Sophie. Hier geht es allerdings nicht nur um deine kleine Schnüffelei. Es passt einfach viel zu gut zum fauligen Rest.“
Er war nicht nur einfach wütend auf sie, das konnte sie leicht von seinem Gesicht ablesen. Nein, er war außer sich vor Zorn und Enttäuschung. In ihrer Brust formierte sich ein erbarmungsloser Schmerz, der sich von dort aus über ihren gesamten Körper ausbreitete und ihr unmissverständlich klarmachte, dass sie ihn soeben verloren hatte. „Du vertraust mir nicht, Conny.“
„Du wagst es noch, mir gegenüber das Wort ‚Vertrauen‘ auszusprechen? Pah!“ Wutschnaubend kam er einen großen Schritt näher und schleuderte seine Reisetasche aufs Bett. „Du warst kaum in Hamburg angekommen, da taucht schon dieser Kramer bei dir auf. So weit, so gut, er gehört ja schließlich zu deiner Familie. Gestern triffst du dich dann aber bei deinem ach so diskreten Lieblingswirt mit einem ziemlich ansehnlichen Kerl, dessen Identität meine Mitarbeiter leider noch nicht ermitteln konnten. Natürlich habe ich am Telefon darauf gewartet, dass du mir davon erzählst. Ich habe dir die Chance dazu gegeben, erinnerst du dich? Ein guter Kollege, vielleicht ein alter Schulfreund? Bis dahin bin ich nämlich noch genaudavon ausgegangen – und es wäre okay gewesen. Leider hast du es dann aber vorgezogen, dieses Treffen bei Giovanni mir gegenüber überhaupt nicht zu erwähnen. Schlimmer noch, du hast mich sogar angelogen. Du bist gestern nämlich nicht eine Minute in der Redaktion gewesen!“
Ihr blieb fast die Luft weg. „Du … lässt mich beobachten?“
„Beobachten? Sag mal, bist du wirklich so naiv? Natürlich haben meine Mitarbeiter von mir den Auftrag bekommen, dich nicht aus den Augen zu lassen. Nachdem sich die verfluchte Presse nun jeden Tag die Finger über uns beide wund schreibt, weiß doch inzwischen jedes Kind da draußen, wer du bist. Es war eine ganz normale Vorsichtsmaßnahme. Bodyguards, verstehst du?“
Sophies Beine gaben jetzt endgültig unter ihr nach, und sie ließ sich zurück auf das Bett sinken. Er hatte sich um ihre Sicherheit gesorgt, vielleicht gab es noch eine Chance. „Es tut mir so leid, Conny. Ich kann dir das wirklich alles erklären.“
„Na, davon bin ich überzeugt. Schließlich bist du ja ein äußerst kreativer Mensch, nicht wahr?“
„Was willst du damit sagen?“
„Nun, es ist doch praktisch für dich, all diese Informationen in der Hinterhand zu haben. Den Inhalt des Buches muss der gute Constantin Afra ja noch absegnen, aber dann …“ Er stieß erneut geräuschvoll Atemluft durch die Nase aus. Seine Miene wirkte, als ob er ohne mit der Wimper zu zucken einen Mord begehen könnte. „Irgendwann geht unsere kleine Starreporterin dann ja wieder zurück an ihr Tagesgeschäft. Die tolle Promotion, die ich Idiot dir und deinem Arbeitgeber auf dem Silbertablett serviert habe, dürfte die Sache ziemlich vereinfachen.“
Ihr wurde schwindlig. „Du glaubst doch nicht etwa, ich tue das hier alles nur …“
Mit zwei langen Schritten war er bei ihr, griff nach ihren Oberarmen und riss sie grob vom Bett hoch. Mit voller Wucht prallte sie gegen seine Brust. „Oh, gab es da noch andereGründe, Frau von Wenningen? Ah, ich verstehe! Auch eine kühl berechnende Journalistin wie du braucht ab und zu mal guten Sex, oder? Hat der große breitschultrige Mann, mit dem du dich triffst, in dieser Beziehung etwa Defizite? Wie bedauerlich für dich! Wo du doch so ungemein … hungrig sein kannst, nicht wahr?“
„Conny, nein! Bitte, sag doch so etwas nicht. Ich liebe dich!“
Sein Blick bohrte sich in ihren, und er war so eisig, dass sie glaubte, auf der Stelle darunter zu erfrieren. Vor Wut schien sein ganzer Körper zu beben.
„Du wagst es tatsächlich … Du solltest nicht von Dingen sprechen, von denen du nicht das Geringste verstehst! Liebe! Es wundert mich, dass du an diesem Wort nicht erstickst. Verschone mich in Zukunft damit.“
Fassungslos starrte sie ihn an und bekämpfte die immer stärker werdende Panik und die unausweichliche Gewissheit, dass der Traum damit für immer ausgeträumt war.
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