Sophies Melodie (German Edition)
Roman schüttelte nachdenklich den Kopf.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass der Kerl dir noch nicht einmal die Chance zu einer Erklärung gelassen hat.“
„So war es eigentlich nicht wirklich … es war …“
„Du meinst, er hat mit seinen fiesen Reaktionen dafür gesorgt, dass du gar keine Erklärungen mehr abgeben wolltest, richtig?“
„Stimmt. Woher weißt du nur immer so genau, was ich sagen will?“
„Ganz einfach, ich bin auch ein Mann. Uns fehlt es in solchen Momenten manchmal ganz einfach an Grips. Das liegt uns im Blut, Sophie. Wenn ein Kerl sich so richtig verschaukelt fühlt, dann schaltet sein Denkapparat in der Regel auf null. Dafür sorgt zuverlässig der berühmt-berüchtigte männliche Stolz. Leider ist bei einigen von uns dieser Reflex besonders stark ausgeprägt.“ Er lächelte leicht, auch wenn der Blick aus seinen klaren Augen ernst und sorgenvoll blieb.
„Was würde ich nur ohne dich machen, Roman? Wie kann ich dir nur jemals danken für all das, was du für mich tust?“
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich ein wenig, und das sanfte Lächeln verschwand. Mit seinem breiten Handrücken strich er ihr kurz über die Wange. „Sag mir einfach nur rechtzeitig Bescheid, wenn dein Herz wieder frei ist.“
Sophie atmete tief ein. Sie nahm ihm seinen vorsichtigen Vorstoß nicht übel, denn sie ahnte schon seit einiger Zeit, dass Roman mehr für sie empfand als reine Freundschaft. In besonders stillen Momenten hatte sie bereits den einen oder anderen eindeutigen Blick von ihm aufgefangen.
„Du wirst auf jeden Fall der Erste sein, der es erfährt“, versprach sie leise und sah ihm dabei ernst in die Augen.
„Ich denke, ich werde jetzt gehen.“
„Ja.“
Sie erhoben sich gleichzeitig.
„Bleibt es übermorgen bei unserer Verabredung fürs Kino?“, fragte er.
„Klar! Ich freue mich schon darauf. Du kannst bei den traurigen Liebesszenen immer so herrlich mitheulen, Roman.“ Sie grinste.
„Wehe, du verrätst das irgendwem“, warnte er scherzhaft, während er in seine Jacke schlüpfte.
„Niemals! Ich verspreche es feierlich.“
„Ich werde wohl besser eine Extrapackung Papiertaschentücher für uns beide einpacken.“
„Gute Idee.“
Wie üblich beugte er sich zu ihr herab, und sie küsste ihn zum Abschied auf die Wange.
„Schließ gut ab, Rehauge.“ Noch einmal zog er sie kurz an sich, dann schlüpfte er durch die Haustür und war verschwunden.
Sophie ging hinüber zu ihrem Wohnzimmerfenster und winkte ihm zu, denn er sah immer noch einmal zu ihr hinauf, bevor er in sein Auto stieg.
Die Wochen bis zur Buchveröffentlichung vergingen viel zu schnell.
Für Sophie wurde diese Zeit zu einem wahren Höllenritt. Überall in der Stadt sah man jetzt die Werbeplakate, auf denen der Buchumschlag und damit Constantins Gesicht zu sehen war. Ihr Vertrag mit Jenkins verlangte, dass sie öffentliche Lesungen und Signierstunden abhielt – und sie brachte auch das hinter sich. In den Kultursendungen im Fernsehen, die sie selbst so gerne sah, wurde ihr Buch eingehend besprochen und sehr gelobt.
Aber es war ja nicht nur das Buch. Wo immer Sophie sich auch aufhielt oder welches Gerät sie auch immer einschaltete, sie konnte sicher sein, dass „Sophie’s Melody“ gespielt wurde. Im Radio kam der Song praktisch stündlich, und auf sämtlichen Musikkanälen im Fernsehen lief das Video ebenfalls rauf und runter.
Sie hörte überall seine Stimme.
Sie sah überall sein Gesicht und in seine leuchtenden Augen.
Aber sie überlebte – irgendwie.
Einige Zeit nach der Buchveröffentlichung überstand sie sogar die beiden Talkshows im Fernsehen ohne einen einzigen Aussetzer. Natürlich wurde sie in beiden Sendungen auch zu ihrer persönlichen Beziehung zu Constantin Afra befragt.
Sophie spürte das Scheinwerferlicht auf sich gerichtet und war sicher, dass jeder ihr ansehen konnte, welch tiefer Schmerz in ihrer Brust wütete. Im Stillen zählte sie bis drei, atmete bewusst ein und lächelte ihr Gegenüber höflich an. Mit ruhiger Stimme antwortete sie: „Ich bin hier, um über das Buch zu sprechen, nicht über mein Privatleben.“
Als einer der Moderatoren die Frage stellte, warum sie das Buch nicht gemeinsam mit dem berühmten Sänger vorstellte, durchzuckte sie der vertraute Schmerz erneut. Dennoch gelang es ihr, betont kühl zu erwidern: „Nun, ich bin die Autorin, und ich bin heute Abend hier. Wo sich Herr Afra zurzeit aufhält, kann ich Ihnen leider nicht sagen.“ In
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