Sophies Melodie (German Edition)
schleppte Jesse ihren Computer nach oben und platzierte den Monitor auf dem weißen Schreibtisch, an dem sie schon so viele Stunden gearbeitet hatte.
„Ich werde Ihnen das nachher alles ordnungsgemäß anschließen, Frau von Wenningen. Spätestens in einer Stunde bin ich draußen mit meiner Arbeit fertig.“
Sie nickte und lächelte leicht. „Nur keine Eile, Jesse. Ich habe ja meinen Laptop. Das muss nicht gleich alles heute passieren.“
Der junge Mann schenkte ihr ein breites Lächeln, nickte ebenfalls und verschwand.
Mit langsamen Bewegungen entledigte sie sich schließlich ihrer dicken Jacke und warf sie auf das kleine Sofa. Dann ging sie kurz in das angrenzende Badezimmer und wusch sich die Hände. Als sie zurück in das Zimmer kam, fiel ihr Blick erneut auf das wunderschöne Himmelbett, das noch immer auf seinem Podest stand und in seiner Prächtigkeit wirkte, als warte es auf eine Königin. Die Erinnerungen stellten sich ganz von allein ein, und Sophie seufzte laut auf.
Das Klopfen an ihrer Tür riss sie aus ihren Tagträumen.
„Ja?“
„Sophie.“ Bedächtig betrat Constantin ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Er machte zwei Schritte auf sie zu, bis sie sich direkt gegenüberstanden. „Alles zu deiner Zufriedenheit?“
„Danke, ja.“
„Gut. Äh …“ Seine Augen huschten über ihre Körpermitte. Sie trug eine bequeme schwarze Baumwollhose und einen sehr weiten erdbeerroten Pullover. Ihren schwellenden Bauch konnte man in dieser Kleidung bestenfalls erahnen. „Bist du sehr müde nach dem Flug?“
„Nein, gar nicht.“
Sie zögerte, und das ließ ihn sofort aufhorchen. „Gibt es doch ein Problem?“
„Maria hat mir vorhin erzählt, du hättest angeordnet, dass meine Sachen im Ankleidezimmer untergebracht werden. Constantin, das …“
„Das ist für dich viel bequemer, und dort ist noch jede Menge Platz. Der Schrank hier im Zimmer ist viel zu klein. Du wirst sowieso mehr Kleidung benötigen, wenn wir erst … verheiratet sind. Ach ja, da wir gerade beim Thema sind …“ Er zog etwas aus der Gesäßtasche seiner Jeans. „Ich habe ein Konto für dich eingerichtet. Du kannst selbstverständlich frei darüber verfügen, und es wird immer ausreichend gefüllt sein. Hier ist deine Karte. Du solltest dir beizeiten ein paar neue Kleider zulegen.“
Vollkommen verblüfft sah sie auf die goldglänzende Karte, die er ihr entgegenstreckte. „Ich brauch dein Geld nicht, Conny. Ich habe mein eigenes Geld.“
„Rede keinen Unsinn, in ein paar Tagen wirst du meine Ehefrau sein. Du kannst …“
„Nein!“
Der Blick aus seinen türkisfarbenen Augen verhärtete sich nur noch mehr. Dennoch ließ sie sich nicht beirren.
Da Sophie noch immer keine Anstalten machte, ihm dieKontokarte abzunehmen, warf er sie kurzerhand auf das Bett. „Mach damit, was du willst.“ Er wandte sich ab, doch dann drehte er sich noch einmal zu ihr um. „In zehn Tagen fliegen wir zurück nach Hamburg. Fabian und Helen werden dann ebenfalls dort eintreffen und unsere Trauzeugen sein. Ist das okay für dich?“
„Nett, dass du wenigstens jetzt fragst, nachdem du sowieso schon alles geregelt und entschieden hast.“
„Gibt es irgendwas auszusetzen?“
Sophie funkelte ihn einige Sekunden lang an, schüttelte dann aber ihren Kopf und seufzte auf. „Nein, natürlich nicht.“
„Na dann.“ Noch einmal glitt sein Blick über sie hinweg. „Schlaf gut. Wir sehen uns morgen.“
„Gute Nacht, Conny.“
Zu ihrer Überraschung ging er nicht erst wieder hinaus auf den Flur, sondern nahm dieses Mal den direkten Weg durch das Ankleidezimmer. Innerlich aufgewühlt und wütender, als es gerade den Anschein gehabt hatte, starrte sie ihm noch eine Weile nach. Dann griff sie nach der kleinen goldenen Karte und schleuderte sie gegen die schmale Tür, durch die er soeben verschwunden war.
Constantin lag noch stundenlang wach. Er gab sich große Mühe, nicht ständig daran zu denken, dass Sophie gleich nebenan warm und weich in ihrem Bett lag. Kaum war sie wieder hier, duftete auch schon das ganze Haus nach ihr. Zukünftig konnte er durchaus dafür sorgen, dass er ihr nicht so oft begegnete, wenn es gerade besonders schlimm um ihn stand, aber gegen diesen betörenden Frühlingsduft war er machtlos.
Fluchend erhob er sich, knipste die Nachttischlampe an und suchte wütend nach seinen Zigaretten. Er fand sie schließlich auf der Kommode neben der Balkontür. Er wusste, dass er inzwischen viel zu viel rauchte, aber er
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