Sorry
etwa?
Sie konnte es nicht fassen. Sie verspürte solch eine Wut, daß der Druck im Kopf sie beinahe zerriß.
Er verarscht mich, dieser kranke Wichser verarscht mich.
– Ich will, daß wir uns treffen, sagte sie gepreßt.
– Sag das noch mal.
– Ich will, daß wir diese Angelegenheit unter uns klären. Was du auch vorhast, du bekommst es von mir, solange du meine Freunde aus dem Spiel läßt.
– Woher willst du wissen, daß du mir geben kannst, was ich brauche?
Laß es mich machen , rief eine Stimme in Fraukes Kopf, laß mich die Last von meinen Freunden nehmen, laß es mich einfach tun.
Sie sprach so ruhig wie möglich weiter.
– Ich habe zwar keine Ahnung, was diese Frau dir angetan hat, aber daß es um Rache ging, ist für mich eindeutig.
Keine Reaktion. Frauke hörte sein Atmen. Meybach stimmte ihr nicht zu, er leugnete auch nicht. Frauke machte weiter.
– Ich kann dir helfen. Ich kann dir geben, was du suchst.
– Und das wäre?
– Absolution.
Sie wußte, daß er lächelte.
– Vielleicht sollten wir uns doch treffen, sagte er.
Frauke versuchte, normal zu klingen, aber die Worte kamen zu schnell.
– Wo und wann?
Meybach lachte.
– Du stehst unter Druck, nicht wahr?
Jetzt wäre es beinahe Frauke gewesen, die die Verbindung unterbrochen hätte. Ich habe meine Freunde verraten, ich habe kein Zuhause mehr, du Arschloch, und du fragst mich, ob ich unter Druck stehe!
– Vielleicht bin ich es, der dir Absolution erteilen kann, sprach Meybach weiter.
– Ja, vielleicht, log Frauke.
Danach sagte er ihr, wo sie ihn finden konnte; anschließend unterbrach er die Verbindung, und Frauke starrte für Sekunden überrascht auf das Display des Handys, bevor sie es küßte.
Ich habe dich , dachte sie, jetzt habe ich dich.
Aus diesem Grund sitzt Frauke sechs Stunden später am Ufer der Krummen Lanke auf einem gefällten Baumstamm und friert erbärmlich. Bisher hat sich noch kein Spaziergänger oder Jogger blicken lassen. Nur die Raben wechseln von einem Baum zum anderen, als wären auch sie ungeduldig.
Es ist drei Minuten nach halb elf. Meybach wollte um zehn Uhrda sein. Frauke blickt sich um, der Wald ist eine dunkle Wand in ihrem Rücken. Sie glaubt nicht, daß Meybach von dort kommen wird. Der Schnee würde ihn nach wenigen Schritten verraten.
Er wird über einen der gestreuten Wege kommen, und dann mache ich alles wieder gut und werde - - -
Kris’ Handy klingelt in ihrem Mantel. Sie holt es hervor. Auf dem Display ist # zu sehen.
– Da wären wir, sagt Meybach zur Begrüßung.
– Da bin ich, wo bist du?
– Um ganz ehrlich zu sein, fiel es mir ein wenig schwer, dir zu trauen. Wer sagt denn, daß du nicht erneut mit einem Polizeitrupp anmarschierst.
– Ich würde nie - - -
– Ich weiß, du würdest es tun, wenn du könntest. Aber wahrscheinlich hast du die Nerven der Polizei ein wenig zu sehr strapaziert, sehe ich das richtig?
Frauke schaut hinter sich.
– Du hast uns beobachtet?
– Ich hatte immer ein Auge auf euch. Es war sehr gewagt von dir, deinen alten Freund von der Kripo aufzusuchen.
Frauke fängt an zu schwitzen.
– Ich habe das alles allein getan, sagt sie schnell. Ich ... ich bin durchgedreht. Die anderen hatten damit nichts zu tun. Ich mache es wieder gut.
– Das werden wir sehen.
– Ich dachte, wir wollten uns treffen.
– Wir treffen uns, sagt Meybach, und im nächsten Moment ist ein Pfiff zu hören. Die Raben steigen von den Bäumen auf. Frauke sieht einen Mann am gegenüberliegenden Ufer stehen. Hundert Meter entfernt. Vielleicht weniger.
– Das ist nicht fair, sagt sie.
– Was ist nicht fair? Wolltest du mir etwa die Hand schütteln?
Nein, ich wollte dir nur deine verschissene Kehle aufschneiden , hätte Frauke ihm am liebsten geantwortet. Sie kneift die Augen ein wenig zusammen und sieht, daß er Jeans und eine schwarze Jacke trägt. Er hat eine Mütze auf und drückt sich das Handy ans rechte Ohr.
Frauke tritt näher an das Ufer der Krummen Lanke heran. Ihre Augen schmerzen, so sehr konzentriert sie sich, um Meybach deutlicher zu erkennen. Aber wie sehr sie sich auch anstrengt, er bleibt verschwommen, als wäre er nur eine Fata Morgana, die sich jeden Moment in nichts auflösen kann.
– Wieso habt ihr die Leiche nicht in irgendeinem Wald vergraben?
– Skrupel, sagt Frauke, und Respekt vor der Toten. Wir wollten sie nicht irgendwo verscharren. Jeder Mensch verdient ein vernünftiges Begräbnis.
– Also habt ihr sie bei euch im Garten
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