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SOS - die Erde erkaltet

SOS - die Erde erkaltet

Titel: SOS - die Erde erkaltet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmond Hamilton
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hat – es scheint Ihr Volk aufzuregen.«
    Sie blickte in die drohenden Gesichter des Stadtrates und bemerkte die gespannte Haltung des Bürgermeisters. Kenniston kam der Gedanke, daß sie mit anderen Völkern die gleiche Lage mitgemacht hatte und das Problem mit einer Art müder Geduld in Angriff nahm.
    »Wenn die Leute es richtig begreifen«, sagte sie, »werden sie nach meiner Überzeugung einsehen, daß wir nur ihr Bestes wollen.«
    »Unser Bestes?« rief Garris, als er das gehört hatte. »Warum teilen Sie es uns denn nicht zuerst mit? Warum haben Sie es hinter unserem Rücken geplant?«
    Norden Lund sagte, mit einem selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht, zu der Frau: »Ich habe Ihnen ja gesagt, es wäre besser …«
    »Das werden wir später erörtern«, brauste sie auf. Kenniston konnte sehen, wie sie sich Mühe gab, ihr herrisches Wesen zu bezähmen, als sie fortfuhr; dabei wandte sie sich direkt an ihn. »Wir wollten warten, bis wir einen fertigen Plan für die Umsiedlung haben, um Ihr Volk nicht schon vorher aufzuregen.«
    »Mit anderen Worten«, meinte Kenniston ärgerlich, »Sie hatten es mit einem Pack primitiver Eingeborener zu tun, die mit Freundlichkeit hingehalten werden mußten.«
    »Verhaltet ihr euch nicht geradeso?« fragte Varn Allan hochmütig. Wiederum unterdrückte sie ihre Gereiztheit. Sie fuhr behutsam fort, als ob sie es einem Kind erkläre: »Ein Schiff mit Umsiedlungsspezialisten ist auf dem Wege hierher und wird bald eintreffen. Sie können die Bedürfnisse Ihres Volkes feststellen und eine Welt finden, die Ihren körperlichen und seelischen Erfordernissen entspricht. Wir werden zusehen, daß es eine Welt ist, die Ihrer Erde so sehr wie nur möglich ähnelt.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Kenniston ironisch.
    Die blauen Augen der Frau blitzten ihn mit offener Feindseligkeit an. Er wandte sich von ihr ab, denn Garris verlangte eine Übersetzung. Er gab sie, und in seinem eigenen Zorn milderte er sie nicht. Garris vergaß in seiner Empörung alle Rednerkunst. Er sprudelte heraus: »Wenn die Leute glauben, wir werden von der Erde auf irgendeine verrückte Welt im Himmel draußen ziehen, so irren sie sich gewaltig! Machen Sie ihnen das klar!«
    Varn Allan war ehrlich verblüfft, als Kenniston ihr das übermittelte. »Aber Ihr Volk will doch sicherlich nicht gerne in der Kälte und unter den schweren Lebensbedingungen auf dieser sterbenden Welt bleiben?«
    Kenniston, der beobachtete, wie der Ärger und die rein gefühlsmäßige, tiefe Furcht auf dem weißen Gesicht des Bürgermeisters noch stärker hervortraten, konnte dessen Gefühle verstehen. Es ging ihm doch selbst nicht anders.
    »Nicht hierbleiben wollen?« fragte Garris und würgte die Worte mühsam aus seiner Kehle hervor, die vor Erregung wie zugeschnürt war. »Nicht wollen? Hört ihr, Leute! Wir haben unsere eigene Zeit verlassen. Wir mußten unsere Stadt, unsere Häuser aufgeben. Das reicht. Es ist alles, was wir in der Zeit eines Menschenlebens ertragen können. Aber die Erde verlassen – unsere eigene Welt? Nein!«
    Kenniston sprach zu Varn Allan. Seine Stimme war nicht ganz gelassen. »Versuchen Sie doch zu begreifen. Wir sind auf der Erde geboren. Unser ganzes Leben, all die Generationen vor uns von Anfang an …«
    Norden Lund sprach gerade zu Varn Allan, und während er redete, blickte er verächtlich auf die Middletowner. »Ich habe Sie gewarnt, Varn Allan, diese Primitiven sind zu gefühlsbetont für gewöhnliche Methoden.«
    Die Frau, deren blaue Augen beunruhigt hin und her sahen, achtete nicht auf Lund, sondern wandte sich an Kenniston: »Machen Sie den Leuten doch die Tatsache begreiflich. Hier können sie doch nicht weiterleben, und daher müssen sie auswandern.«
    »Das soll sie selbst dem Volk mitteilen«, meinte der Bürgermeister mit sonderbar gepreßter Stimme. »Nein – ich werde es ihnen erzählen.« Er erhob sich und verließ den Beratungsraum. Bochard, Moretti und die anderen folgten. Auch sie hatten Scheu und Furcht vor dem Unternehmen, das man ihnen vorgeschlagen hatte. Sie traten auf die Treppe hinaus, und Kenniston, Hubble und die zwei Leute von den Sternen begleiteten sie. Draußen auf dem Platz waren immer noch Tausende Middletowner versammelt; Fabrikarbeiter, Hausfrauen, Bankleute, Buchhalter, die alten Männer und die kleinen Kinder. Sie waren noch glücklich, sie jubelten und erhoben ein großes Freudengeschrei, das von den Türmen widerhallte. Bürgermeister Garris nahm das

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