SOULMATE (German Edition)
Käseplatte mit Salatblättern und schwarzen Oliven dekorierte, schilderte seinen gestrigen Supermarkt Einkauf, der »wie jeden Samstagvormittag sehr stressig« gewesen sei und wie die Omas sich an der Kasse wieder vorgedrängelt hätten. Außerdem wolle er sich einen »neuen Klamottenstil« zulegen, habe den »langweiligen Jeanslook« satt.
Ich war überrascht und amüsiert auch, konnte mir Lenny in anderen Sachen außer verwaschenen Jeans und ausgeleierten Pullis oder bunten T-Shirts mit Aufdruck gar nicht vorstellen.
»Und wie soll dein neuer Look aussehen, Lenny?«, fragte ich ernsthaft neugierig.
»Wie der von Jason Statham in dem Film ‚Der Transporter‘!«, antwortete er und checkte mit einem prüfenden Seitenblick meine Reaktion. Ich hob ratlos die Schultern und machte große fragende Augen.
»Ist nicht dein Ernst, dass du den nicht kennst?«
Lenny hielt inne, starrte zu mir rüber und schien für einen Moment ernsthaft fassungslos über meine Unkenntnis.
Ich kam einfach nicht drauf, wer gemeint war. »Der Name sagt mir grad nichts …«, gab ich zu. »Vielleicht beschreibst du einfach mal seinen tollen Style?«
»Jason Statham sagt dir nichts? Ich dachte, du bist hier der Filmfreak?« Er steckte sich eine Olive in den Mund und spuckte den Kern in die Spüle.
Ich war so froh, mich mit Lenny unterhalten zu können, dass ich ihm dafür am liebsten um den Hals gefallen wäre. Entspannter als noch vor wenigen Minuten machte ich mich an die erste Sektflasche. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, beim Öffnen besonders vorsichtig vorzugehen und auf Gags zu verzichten. Vor nicht all zu langer Zeit hatte ich mit einem Sektverschlussgeschoss einer Freundin beinah das rechte Auge ausgeschossen. Sie kam mit einem farbenprächtigen Veilchen davon und meldete sich lange nicht mehr bei mir. Als Entschuldigung kaufte ich ihr eine ‚Best of CD‘ von Michael Jackson, was sie dann endlich versöhnlich stimmte.
»In ‚Der Transporter‘ trägt Statham immer tolle Anzüge und Hemden. Er sieht richtig cool aus damit, wie der klassische James Bond, wie ein Mann von Welt eben, stilvoll und selbstbewusst.«
Lenny lugte unter seinen blonden Fransen gespannt hervor, als warte er auf eine Antwort. Ich knallte den Korken und füllte die Gläser, bevor der Sekt aus der Flasche schäumen konnte.
»Äh … ja, hört sich gut an, Lenny. Ich könnte mir vorstellen, dass du in schicken Anzügen eine richtig gute Figur machst, und außerdem wirkst du, egal was du anhast, sowieso immer authentisch, weißt du das?«
Es war absolut ernst gemeint. Ich nickte ihm deshalb nachdrücklich zu.
»Wirklich?«
»Mhm, wirklich, wirklich.«
Ich liebte Lenny, nicht bloß weil er Patricks süßer, kleiner Bruder war. Lenny war einfach die Liebenswürdigkeit in Person, im Herzen immer ein bisschen Kind geblieben, unendlich gesellig, aufgeschlossen, ständig wegen irgendeiner Sache total aus dem Häuschen, völlig unbescholten, herzlich und offen für alles und jeden. Und wie Finn schon richtig erkannt hatte, auch spontan und sehr großzügig in jeglicher Art.
Patrick machte sich manchmal ein wenig Sorgen über Lennys Naivität. »Kennst du den Spruch ‚Wer offen für alles ist, kann nicht ganz dicht sein‘!?«, fragte er dann mit einer tiefen Sorgenfalte zwischen den Augenbrauen.
Ich hoffte, dass Lenny immer so gutmütig und unverdorben bleiben würde, obwohl ich wusste, dass das Wunschdenken war. Niemand bleibt ewig unverdorben, oder? Einer der Lieblingssprüche meiner Oma hatte gelautet: »Kein Mensch erreicht das Ende seines Lebens mit einer weißen Weste, meine Liebe«. Aber Lennys Weste würde ganz sicher weißer bleiben als die der anderen.
»Okay, jetzt muss nur noch die Gurke geschnitten werden.« Lenny öffnete den bombastisch großen Kühlschrank und holte eine pralle, dunkelgrüne Salatgurke hervor.
»Mach ich«, rief ich sofort und nahm sie ihm schnell aus der Hand.
Für ein paar Sekunden stand er arbeitslos da und überlegte. »Gut, dann trag ich die Sachen schon mal rein«, sagte er und verschwand mit der Käseplatte aus der Küche.
Durch die halb geöffnete Tür konnte ich Finns und Patricks Stimmen hören. Ich lauschte angestrengt, konnte aber rein gar nichts verstehen. Lenny kam zurück und nahm diesmal den Brotkorb und die Kaffeetassen mit.
Ich hatte die blöde Salatgurke in dünne Scheibchen geschnitten und diese auf einem großen runden Teller drapiert, hatte mich nicht beeilt, aber nun war ich auch damit durch und
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