Späte Familie
in meinem Leben ist, wie der Riss in der Kleidung eines Trauernden, es ist nicht die zunehmende Entfremdung zwischen Amnon und mir, sondern die Entfremdung zwischen Gilis Wünschen und meinen, die ihn plötzlich gegen mich stellt, das einzigartige, vollkommene Einverständnis, das sechs Jahre zwischen uns geherrscht hatte, stirbt langsam in der Zimmerecke, neben den Spielsachen, die er nicht mehrwill, und stattdessen werden sich Spannungen aufbauen, gegensätzliche Bedürfnisse, und ich betrachte ihn mit Unbehagen, wie er den Ball an sich drückt, erwartungsvoll aus dem Fenster schaut, auf dem milchigblassen Gesicht ein Ausdruck, in dem sich Stolz mit Angst vermischt.
Als Amnon hereinkommt, stelle ich mich schlafend, und vielleicht schlafe ich wirklich, denn ihre Stimmen sind so weit weg und so dumpf wie die Stimmen von Traumgestalten, mein schmerzender Knöchel trennt mich von ihnen, befreit mich von jeder Pflicht, und ich gebe mich dem Schmerz hin, der meine Bewegungsfreiheit einschränkt, aber den Geist befreit, ihr Gespräch hüpft durch das Zimmer, weich und elastisch wie der Schaumstoffball, der zwischen ihnen hin und her rollt, und im Schutz meines Dahindämmerns, des bohrenden Schmerzes, der mich fast ohnmächtig werden lässt, verwischen sich ihre Gestalten, bis ich das Gefühl habe, es wären mein Vater und meine Mutter, die bei uns zu Hause auf Zehenspitzen um mich herumgehen, und ich bin krank, ich bin frei, mir Fantasien der Liebe vorzustellen. Ich bin wie eine Katze, die im Bett Junge geworfen hat, ich lecke meine Fantasiegestalten, schmiege mich an sie, male mir mein zukünftiges Leben als Erwachsene mit leuchtenden Farben aus. Ausgestreckt auf dem Sofa und zugedeckt mit einer Decke aus Schmerz, scheine ich noch träge diesem Paar nachzuwinken, das sich entfernt und den Platz für andere Gestalten frei macht, und das Rauschen eines Gesprächs dringt an mein Ohr, und erst da verstehe ich, dass diese natürliche warme Unterhaltung, die mich schon seit sechs Jahren begleitet, hier nicht mehr gehört werden wird. Dieses entspannte Rauschen zwischen einem Vater und seinem Sohn, einem Sohn und seinem Vater wird es noch geben, aber ich werde es nicht mehr hören, und auch unser Rauschen wird ohne Zuhörer bleiben, es wirddurch die offenen Fenster auf die StraÃe treiben und sich in den Stimmen der Familien auflösen, die sich für die Nacht fertig machen, aber niemand wird es hören.
Dieser Abend ist meine letzte Chance, ihr Leben ohne mich mit ihnen zu teilen, ihnen heimlich zuzuschauen, so werden sie an ihren festen Besuchstagen nachmittags zusammen spielen, montags und donnerstags oder sonntags und mittwochs, das haben wir noch nicht ausgemacht, so werden sie zu Abend essen, einander am Tisch gegenüber, in einer anderen Wohnung, und er wird sich nicht die Mühe machen, die Gurke für ihn zu schälen, so wie ich es tue, und er wird nicht, so wie ich, in braunen Ringen die Brotrinde abschneiden, gemeinsam werden sie beschlieÃen, auf das Bad und das Zähneputzen zu verzichten, so wie jetzt, er wird ihm die schmutzigen Sachen neben das Bett legen, damit er sie am nächsten Tag noch einmal anzieht, aber die Geschichte zum Einschlafen wird groÃzügig lang sein, es wird sein, als wäre ich zu einem archäologischen Kongress gefahren, ich brauche nicht zu fürchten, dass er einen Ausbruch bekommt, so wie in meiner Anwesenheit, oder dass er Gili mit lauten Worten verletzt, ohne mich strengt er sich immer viel mehr an, und Gili gibt sich solche Mühe, ihm zu gefallen, schlieÃlich ist er im Moment seine einzige Stütze. Von meinem Platz auf dem Sofa im dunklen Wohnzimmer aus höre ich, wie sie die Kuscheltier-Familien schlafen legen, den Löwen und die Löwin und ihr Junges, den Tiger und die Tigerin und ihr Junges, ob Gili den bitteren Geruch bemerkt, der an ihnen klebt? Und ich höre, wie Amnon verkündet, schau, da ist auch Teddy Scotland, eine hastige Familienvereinigung auf dem schmalen Bett, auf dem ich an diesem Morgen lag, für alle Ewigkeit Abschied nahm von seinem Körper, aber dieser Körper, der mich jetzt so abstöÃt, wird von Gili geliebt, ich höre, wie er sich an ihnschmiegt und in seinen Armen vor Vergnügen schnurrt, und da ist wieder diese Unvereinbarkeit, die so wehtut wie der Knöchel, und ich liege wie erstarrt da, wage nicht, das Bein zu bewegen, versuche, mich an diese
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