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Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Titel: Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Baron
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Regierungssitz der Wittelsbacher Herzöge, Kurfürsten und Könige verbindet ihn das Cuvilliés-Theater, für dessen Wiederherstellung im alten Glanz er privat eine stattliche Summe gespendet hat. Zum Empfang im Antiquarium, Konzert in der Allerheiligen-Hofkirche und Abendessen im Kaisersaal sind über 200 handverlesene Gäste gekommen. Neben Familie, Freunden und den engsten Kollegen aus der Deutschen Bank sowie Politikern wie dem ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, dem bayrischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein und dessen hessischem Kollegen Roland Koch geben sich fast alle ein Stelldichein, die in der deutschen Wirtschaft Rang und Namen haben, von A wie Achleitner über L wie Löscher bis Z wie Zetsche.
    Auch aus dem Ausland sind viele Prominente dabei, unter ihnen der schwedische Bankier und Großindustrielle Marcus Wallenberg, »Mr. Davos« Klaus Schwab, der New Yorker Projektentwickler Jerry Speyer, der Londoner Bankier Sir Evelyn de Rothschild und der Pariser Werbeagentur-König Maurice Lévy. Die deutsche Regierungschefin Angela Merkel ist dienstlich verhindert und organisiert zu Ehren des Schweizers deshalb ihrerseits am 22 . April ein Abendessen mit Vertretern von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Berliner Kanzleramt.
    Als Ackermann im darauffolgenden Jahr für ein ZDF -Porträt über die Regierungschefin kurz vor dem Wahltag auf sein Verhältnis zu Merkel angesprochen wird, erwähnt er diese besondere Ehre und schwärmt etwas missverständlich von einem »wunderschönen Abend«. Das ARD -Politmagazin Report Mainz stellt das Ereignis daraufhin so dar, als habe die Regierungschefin auf Steuerzahlerkosten in ihrem Amtssitz eine rauschende Geburtstagsparty für den Deutsche-Bank-Chef geschmissen: »Party im Kanzleramt – Ackermann feierte auf Staatskosten« lautet die reißerische Schlagzeile. Das Thema schafft es sogar bis in den Haushaltsausschuss des Bundestages.
    Weil das Kanzleramt aus grundsätzlichen Erwägungen keine Details von dem Abend, wie etwa die Gästeliste, veröffentlichen und es auf eine gerichtliche Verfügung ankommen lassen will, entsteht zunächst der Eindruck, es sei nicht alles astrein gewesen. Erst als sich herumspricht, dass bei der »Party« im Kanzleramt »Schnitzel mit kaltem Spargel« serviert wurden und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Medien über diverse Themen diskutierten, erkennt das Publikum, dass es keine Sause gewesen sein kann. Der Skandalisierungsversuch fällt in sich zusammen. Selbst SPD -Mann Steinbrück springt der CDU -Kanzlerin, Wahlen hin oder her, schließlich zur Seite und nennt die Aufregung über die Einladung »kleinkariert«.
    Überraschungsgast bei der wirklichen Geburtstagsparty an der Isar ist Udo Jürgens, den Josef Ackermann aus Zürich kennt. Obwohl schwer erkältet, unterhält der Sänger und Entertainer die illustre Gästeschar prächtig. Ein harter Kern bleibt bis sechs Uhr in der Früh. Der Jubilar eingeschlossen.
    Viel Freude an Ackermanns rundem Geburtstag hat auch der Lernbetrieb des evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit am Ben-Gurion-Ring im Frankfurter Stadtteil Bonames. Statt Geschenken für den Schweizer haben Gratulanten auf seinen Wunsch dem Betrieb, der benachteiligte Jugendliche für eine Lehrstelle qualifiziert, über 175 000 Euro gespendet.
    Als der Deutsche-Bank-Chef im Frühjahr 2008 scheinbar unbeschwert Geburtstag feiert und sich freut, dass so viele Menschen ihr Urteil über ihn geändert haben, ist ihm bereits bewusst, dass das Rekordergebnis seiner Bank für das vergangene Jahr täuscht und schwere Zeiten bevorstehen. So hält der oberste Deutschbanker zunächst zwar weiter daran fest, im laufenden Jahr 8 , 4 Milliarden Euro vor Steuern verdienen zu wollen, bezeichnet das Ziel aber jetzt als »mutig« und kalauert: »Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, darf man den Kopf nicht hängen lassen.«
    Mit dem guten Jahresabschluss im Rücken verstärkt der Schweizer auch seine Bemühungen, seine Branche zur Umkehr zu bewegen und verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen. »Als eine der führenden Banken der Welt sehen wir uns in einer besonderen Rolle für die Finanzindustrie«, sagt er. »Unsere Kompetenz und unsere hervorragenden Ergebnisse werden unserer Stimme dabei besonderes Gewicht geben.«
    Von seiner Geburtstagsfeier in München reist Ackermann zur Frühjahrstagung des Weltbankenverbands IIF nach Rio de Janeiro. Dort, im Copacabana Palace Hotel, stellt sich zu

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