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Spaghetti in flagranti

Spaghetti in flagranti

Titel: Spaghetti in flagranti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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»Otto«. Gleich als Erstes fiel mir ein, dass mich Gianmarco an dem Abend im La Barchetta wie eine Königin behandelt hatte. Das hatte Otto bisher nicht ein einziges Mal geschafft, nicht mal annähernd.
    Gianmarco war auf eine nicht unangenehme Art hartnäckig. Er umgarnte mich zwar kontinuierlich und signalisierte mir jederzeit, dass ich eine attraktive, begehrenswerte Frau war, bedrängte mich aber nie. Irgendwie fand er genau das richtige Maß. In ihn war ich nicht verliebt, da war ich mir fast sicher, in das angenehme Gefühl, das er in mir durch seine Aufmerksamkeit, seine Großzügigkeit, die vielen Komplimente und seine charmante Art hervorrief, dagegen schon. Hm, hatte ich nicht vor kurzem noch gesagt, all das sei nicht so wichtig? Offenbar hatte ich mich da getäuscht … Otto hatte mit Komplimenten nicht viel am Hut. Zwar nannte er mich ab und zu »schöne Frau«, aber er hatte noch nie gesagt, dass ich hübsch aussah – nicht mal, wenn ich mich für ihn richtig hübsch gemacht hatte –, oder mir sonst wie geschmeichelt. Auch lud er mich nur selten ein und überraschte mich nie mit kleinen Geschenken, wie Gianmarco es tat. Vermutlich hielt er das für albern oder Schleimerei. Nun gut, ich wollte nicht ungerecht sein, die Aktion mit dem leuchtenden Stern über meinem Bett war süß gewesen. Immerhin.
    Gianmarco als echt südländischer Eroberer ließ sich immer wieder etwas Neues einfallen, um mich für sich zu gewinnen, was schmeichelhaft und nervig zugleich war. Im Grunde hatte mir Ottos eher schüchterne, aufrichtige Art von Anfang an sehr gut gefallen, alles an ihm wirkte echt, so ehrlich. Doch nach den unsäglichen Flirtübungen mit zio Gaetano hätte er wenigstens um mich kämpfen können, statt mit hängenden Schultern den Schauplatz zu räumen und das Feld Gianmarco zu überlassen.
    Da war er wieder, der wunde Punkt. Ich fühlte mich durch die Aktion im Babalu zutiefst in meiner Ehre gekränkt. Natürlich war ich auch eifersüchtig, aber darum ging es gar nicht. Jedenfalls nicht nur. Am meisten schmerzte mich, dass Otto nichts unternahm, um mich zurückzugewinnen. Dass er sich in sein Schneckenhaus verkroch, statt aktiv zu werden. Dass er mir dadurch das Gefühl gab, ich wäre ihm egal. Bedeutete ich ihm denn gar nichts?
    Ich brauche endlich Klarheit, sagte ich mir. Ich will nicht länger abwarten. Ich muss mit Otto reden, am besten gleich morgen, war mein letzter Gedanke, bevor ich endlich die Augen zumachte.
    Genau das tat ich dann auch.
    Beim Abspülen in Vales Küche am nächsten Morgen kam mir spontan der Gedanke, nach Sant’Archangelo zu fahren und Otto in seinem Betrieb zur Rede zu stellen. Aber noch ehe ich die Teller und Gläser in den Küchenschrank mit dem eingebauten Abtropfgitter direkt über der Spüle stellte, hatte ich die Idee auch schon wieder verworfen. Letztlich entschied ich mich dafür, mich vor seiner Wohnung auf die Treppe zu setzen, um auf ihn zu warten, wenn er von der Arbeit nach Hause kam.
    Ich saß ganze fünf Minuten auf der angenehm kühlen Stufe, da nickte ich auch schon weg. Mein Körper holte sich den entgangenen Schlaf von letzter Nacht einfach zurück. Den Kopf an die Hauswand gelehnt, meine Tasche mit beiden Händen vor den Bauch gepresst, die Knie angezogen – so fand Otto mich zwei Stunden später vor.
    Mit einem Schrei fuhr ich hoch, als er mich an der Schulter berührte; im ersten Moment wusste ich gar nicht, wo ich war. Leicht peinlich berührt klopfte ich mir den nicht vorhandenen Staub von meinem Jeansrock und räusperte mich.
    » Ciao , Otto«, sagte ich. Origineller Einstieg!
    »Hallo, schöne Frau.« Er sah mich abwartend an.
    »Ich … ich dachte, ich muss mal nachsehen, ob du noch lebst«, stammelte ich und ärgerte mich halbtot, dass ich die Wartezeit verschlafen hatte, statt sie zur Vorbereitung zu nutzen. Wenn man so gar nicht wusste, was man sagen sollte, war das in den seltensten Fällen erfolgreich.
    »Und?«
    »Was und?«
    Er verzog die Lippen. »Zu welchem Schluss bist du gekommen?«
    »Na ja«, ich zögerte, »du siehst schon aus, als wärst du noch am Leben.«
    »Und jetzt?«
    Mit diesen dämlichen Fragen machte er mich wütend. Wieso konnte er mir nicht gestehen, dass er mich unendlich vermisst hatte, mich unendlich liebte und unendlich froh war, dass ich mir ein Herz gefasst hatte und zu ihm gekommen war?
    Ehe ich es mich versah oder ich auch nur mein Hirn einschalten konnte, brach der gesamte Frust der letzten Woche aus mir

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