Spanier zum Frühstück-Hauptsaison (German Edition)
andere
Ende. Das obere Ende der Theke war immer mein und ihr Stammplatz gewesen. Sie
hatte mich jedoch nicht erkannt. Henry ging zu ihr hinüber und fragte:
>>Das Übliche?<<
Corinna kicherte und nickte.
>>Schau‘ mal, wer auch hier
ist, wenn auch mit neuem Look<<, sagte Henry dann zu ihr und wies mit dem
Kopf in meine Richtung. Corinna schaute daraufhin an ihm vorbei. Es dauerte
noch einen Moment und dann rief sie ein wenig ungläubig meinen Namen: >>Sabrina?<<
Ich nickte, doch da war Corinna schon
von ihrem Hocker aufgesprungen und kam auf mich zu gerannt. Bevor ich mich
versah, hatte sie mich auch schon umarmt.
>>Mein Gott, bin ich froh, dich
zu sehen. Du weißt ja gar nicht, was ich mir schon für Kopfzerbrechen gemacht
habe, wo du bist und wie es dir geht! Es wusste ja auch niemand etwas
genaues!<<
Dabei warf sie einen ärgerlichen Blick
in Henrys Richtung. Dann nahm sie meine Handtasche von dem Barhocker neben mir,
stellte sie auf den Tresen und setzte sich unaufgefordert neben mich.
>>Wenn du wüsstest, was alles
passiert ist! Wir müssen unbedingt reden<<, sagte sie etwas leiser. Henry
war derweilen damit beschäftigt, Corinnas Gin-Tonic zuzubereiten und ich sah,
dass er ziemlich wenig Gin in ihr Glas schüttete. Seine Mischung entsprach
jedenfalls nicht der spanischen, bei der das Glas zu ¾ mit Alkohol gefüllt
wurde! Doch als Henry das Glas dann vor Corinna absetzte und sie sogleich einen
Schluck nahm, schien ihr nicht aufzufallen, dass relativ wenig Alkohol in ihrem
Getränk war. So gesehen hatte Henry tatsächlich Recht und Corinna konnte wirklich
besser bei ihm trinken! Nun schien sie auch noch relativ nüchtern zu sein, aber
ich wusste, dass Corinna selbst ausgewachsene Kerle unter den Tisch trinken
konnte! Ich selbst hatte dies im „Mau-Mau“ oft genug beobachtet. Dass sie also
nun noch vernünftig redete und auch nicht schwankte, musste demnach nicht viel
heißen. Doch sie roch auch noch nicht nach Alkohol und ich vermutete, dass sie
eben erst bei Ramon zu Abend gegessen und dabei höchstens einen carajillo getrunken hatte. Corinna schien auch nicht mehr böse auf mich zu sein und tat
so, als hätten wir uns nie im Streit getrennt.
>>Mensch, es ist ja so viel
passiert und ich muss dir ja so viel erzählen<<, wiederholte sie und
betrachtete mich dabei erstmals auch genauer.
>>Warum hast du dir denn die
schönen, langen Haare abgeschnitten und dann auch noch so kurz — und
schwarz? <<, fragte sie und ihr Gesicht nahm einen kritischen Ausdruck
an. Ich wusste, Henry hörte jedes Wort. Aber ich hatte auch nicht vor, Corinna
den Grund für mein verändertes Aussehen zu nennen und so zuckte ich lediglich
mit den Schultern und wechselte einfach das Thema. Corinna sprach am liebsten
sowieso über sich selbst.
>>Henry hat mir eben schon
gesagt, dass du nun wieder öfter herkommst und nun im El Barco arbeitest?<<
Corinna nickte beflissentlich. Dann
erzählte sie mir, sie hätte es genau drei Wochen bei Titus ausgehalten. Genau
eine Woche vor Pfingsten hatten sie sonntags in Blanes am Hafen zu Mittag
gegessen und danach hatte Titus vorgeschlagen, noch einen Spaziergang auf der
Strandpromenade zu machen. Corinna seufzte und fasste sich dabei mit beiden
Händen an die Hüften.
>>Drei Wochen mit Titus und
drei Kilo dazu, die ich einfach nicht mehr runter bekomme!<<, jammerte
sie. Dann fuhr sie mit ihrer eigentlichen Erzählung fort und meinte, sie habe
bei dem Spaziergang Paolo mit seinem Affen schon von weitem erkannt. Daraufhin
hatte sie auf dem Absatz kehrt gemacht und Titus einfach stehen lassen. Sie war
zurück in seine Wohnung gelaufen und hatte angefangen zu packen. Noch am selben
Tag war sie wieder bei ihm ausgezogen. Zuerst in eine Pension in Blanes und
später dann wieder nach Lloret in die Pension von Ramon. Corinna schlug nun die
Hände vors Gesicht und flüsterte dumpf: >>Ich hätte nie im Leben Arm in
Arm mit Titus an Paolo vorbeilaufen können!<<
Sie atmete einmal tief durch, bevor
sie auch die Hände schließlich wieder sinken ließ.
>>So nett Titus auch ist, aber
dann hätte ich mich in Grund und Boden geschämt. Und da ist mir dann auch schlagartig
klar geworden, dass ich mein altes Leben schrecklich vermisse! Bei Titus kam
ich mir wie eingesperrt vor und war einfach nicht glücklich!<<
Corinna warf einen schnellen Blick in
Richtung Henry, wie um sicherzugehen, dass er gerade nicht zuhörte. Doch Henry tat
zumindest so, als beobachte er das Fußballspiel im Fernsehen,
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