Speechless (German Edition)
dem Fernseher in dem dunklen Schrank verstaut worden. Selbst die Kissen auf dem Sofa waren penibel aufgeschüttelt und hingestellt worden.
Nur ein Notebook stand auf dem Tisch, surrte vor sich hin. Von der M arke Alienware.
Anscheinend verdiente man als Gamedesigner richtig gut, wie es aussah.
Eneas deutete mit der Hand auf das Sofa, verschwand aber selbst erst einmal in der Küche.
Cassiel ließ sich auf die Couch fallen, sah zur Küche rüber. In sein Blickfeld rückten zwei Flaschen. Coca Cola und – wie cool – Orangensaft. Dazu eine Kanne. Wohl Kaffee und eine weitere, gläserne Kanne mit Tee.
Eine Etage weiter oben, sah er das fragende Gesicht Eneas.
„Ich nehm e einen Kaffee, danke“, meinte der Blonde, lächelte milde.
Sofort fand ein Glas und eine Tasse auf dem Tresen ihren Platz und wurden befüllt.
„Wo ist Raven überhaupt hin?“, wollte er dann jedoch wissen, als der Ältere auf ihn zukam und Cassiel die Tasse reichte.
Auf eine Antwort musste er erst noch warten, erst setzte Eneas sich.
Der Laptop wurde heran gezogen, Word geöffnet und die Größe verstellt.
In der Stadt. Meinte wohl, er müsse da irgendwas erledigen , wurde eingetippt und Cassiel nickte.
In der Stadt.
„Und wo sind eure Eltern?“
Dad ist irgendwo im Nirgendwo jagen gegangen mit Freunden und Jennys Mutter ist mit ihren Freundinnen in der Stadt shoppen. Jenny selbst hat ihre Sachen gepackt und wohl unterwegs um irgendwas zeichnen.
„Jenny kann nicht zeichnen“, stellte Cassiel trocken fest.
Ich weiß. Es ist hässlich. Schau her.
Das Worddokument wurde geschlossen und ein anderes Programm geöffnet.
Eine scheinbare Videosequenze wurde abgespielt – computeranimiert.
Es lief, zeigte eine heruntergekommene Stadt. Ein kurzer Schriftzug wurde eingeblendet.
London: Year 2109
Zerstörte Gebäude, gepanzerte Wagen.
Armeetrupps.
Aber das war gar nicht das ausschlaggebende. Nein.
An einer bestimmten Stelle pausierte die kurze Videosequenze und Eneas deutete auf eine Wand.
Graffitis.
„Nicht ernsthaft, oder?“, lachte Cassiel. Doch Eneas nickte, hatte ein kleines Grinsen auf den Lippen.
„Weiß sie das?“
Ein Kopfschütteln.
Nein. Sie wusste es wohl nicht.
Aber das war wohl gerade das witzige an der ganzen Sache. Eneas hatte einfach die Bilder, die wirklich nicht schön waren, eingescant und für irgendwas verwendet.
„Was ist das überhaupt?“
Das Worddokument musste wieder herhalten.
Eigentlich topsecret und ein neues Projekt von E.G. Nur der Anfangstrailer.
„Und warum darfst du das mit dir herum schleppen…?“
Eneas Kopf drehte sich in Cassiels Richtung, sah ihn aus blauen Augen her an und zuckte die Schultern. Überlegte wohl, ob er das sagen durfte oder nicht. Oder wie.
Zweiter Projektleiter…
Diese beiden Worte fanden den Weg auf den Monitor und Cassiel schaute nicht schlecht, nickte anerkennend.
„Wow. Das ist schon’ne Nummer. Zweiter Projektleiter…“
Zum ersten Mal. Ja… aber ich weiß nicht, ob es was wird.
„Sieht bisher doch gar nicht so schlecht aus. Egoshooter?“
Ja… Ist als ein solcher geplant und in der Entwicklung. Aber wehe du sagst was davon. Mein Vorgesetzter reißt mich in Stücke….
„Keine Sorge. Ich schweige wie ein Grab“, lächelte Cassiel und nahm einen Schluck vom schwarzen Kaffee.
„Ich will doch nicht, dass man dich in Stücke reißt.“
Schutzengel ;)
„Aber sicher… Meinst du nicht, dass wir uns für so etwas zu wenig kennen? So ein paar Stunden?“
Ich mag dich. Reicht das nicht für den Anfang? Vor allem sind wir doch dabei, uns kennen zu lernen, oder nicht?
„Ja. Ok. Kann man so sagen“, stimmte er Eneas zu.
Ja im Grunde war doch gerade das, was sie hier taten, sich kennen lernen. Oder etwa nicht?
Und man konnte sich nur kennen lernen, wenn man sich unterhielt.
Ok. Bei ihnen beiden fiel Unterhalten halt in die Spalte von Lesen, schreiben und sprechen.
Aber warum nicht?
Cassiel war sich nicht zu schade, um ein wenig Arbeit aufzuwenden.
Eneas war es alle Male wert und diese Mühe war es wert. Wirklich.
„Wie alt bist du eigentlich, Eneas?“
Sechsundzwanzig.
„Sechsundzwanzig . Und dann schon so groß im Geschäft?“
Ich war in deinem Alter, als ich fertig war mit dem College. Ich war mit sechzehn mit der Highschool fertig. Da hat sich Raven schon mehr um mich gekümmert, als Mum. Mum ist kurz vor Silvester gestorben. Danach kam Dad und hat uns nach England mitgenommen. Ich
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