Speechless (German Edition)
nahezu synchron aus. „Danke“, meinte er recht leise. Was sollte er jetzt sagen? Irgendwie war es eine merkwürdige Situation, weil er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte.
Sie hatten sich vor knapp zehn Minuten geküsst und er hatte sich dabei wahnsinnig gut gefühlt. Entgegen all seinen Befürchtungen und all seinen Bedenken.
Jetzt gab es nur noch eine Sache, die geklärt werden musste: Liebe ich ihn tatsächlich?
„Ich schreib dir eine SMS heute Abend?“, fragte er.
Eneas nickte, schenkte ihm ein leises Lächeln und schien zu verstehen. „Bis dann…“
Kapitel 15
Die nächsten Tage wa ren voll von SMS’ und leisen umeinander herumschleichen. Sie begegneten sich gewollt unabsichtlich, weil niemand es den anderen bisher mitteilen wollte. Cassiel wusste nicht, wie er es seinen Eltern erklären sollte und wie er es Claire erklären sollte. Rascal und Jenny würden ohnehin austicken und es ihm nicht glauben. Wie es bei Eneas selbst aussah, wusste er nicht. Dieser teilte sich ihm nicht mit, was diese Sache anging. Er nahm es wohl einfach hin und war mit dem Umstand zufrieden, wie es nun war.
Cas selbst war sich jedoch immer noch nicht ganz sicher. Er fühlte sich zwar unglaublich gut in seiner Nähe, er schlief gern neben ihm ein und er genoss die Küsse, die Zärtlichkeiten, die sie teilten. Aber war das Liebe? War das wirklich Liebe?
Er wusste, wie sich Liebe anfühlte. Dieses nervöse Kribbeln, diese Vorfreute.
Klar, das kannte er alles und er fühlte es auch ein wenig jedes Mal, wenn sie zusammen waren.
Es war so merkwürdig, dass er es sich nicht erklären konnte. Es war, als würde er plötzlich selbst jemand anders sein. Nie hatte er was an Männern gefunden, nie hatte er sich vorstellen können, mit anderen Männern etwas zu haben. Aber es war einfach … so merkwürdig natürlich, wenn er mit Eneas zusammen war.
Zwar waren manchmal Verständnisschwierigkeiten da. Aber nicht mehr so häufig wie früher. Cassiel war inzwischen in der Lage, recht gut mit der Zeichensprache klarzukommen. Und es war einfacher für beide …
Leise fiel der Schnee auf den Boden, am Nachmittag des vierundzwanzigsten Dezember, während sie durch die Gassen liefen um die letzten Besorgungen für den folgenden Tag zu machen.
Die ganze Zeit schwebte schon die Frage durch seinen Kopf, ob sie beide jetzt eigentlich schon zusammen waren. Ab wann wusste man eigentlich, dass man wirklich zusammen war?
Diese Frage hatte er sich sogar immer bei all seinen Exfreundinnen gefragt. Nur war er bisher nie zu einer Lösung gekommen. Irgendwann hatte es dann eben geheißen, wir sind zusammen und das war es dann gewesen. Aber ab wann wusste man das eigentlich?
Seine rechte Hand schloss sich um den Gurt der Tasche, der über der rechten Schulter hing.
Er hatte bisher für alle eine Kleinigkeit besorgt, für alle, bis auf den Menschen, der neben ihm lief. Es war schlicht und ergreifend so, dass er keine Ahnung hatte, was Eneas wirklich mochte. Außer Technik und Computern, Ego-Shootern und irgendwelche Programme. Mehr wusste er von dem Gamedesigner neben sich nicht. Leicht ließ er den Kopf zur Seite wandern, dann wieder zurück, während er überlegte.
Aber nein – es fiel ihm tatsächlich nichts ein…
Die kühlen Finger Eneas’, welche seine linke Hand streiften, ließen ihn aufschrecken und zur Seite sehen. Er bekam ein kurzes Lächeln, dann verschwand die Berührung auch schon wieder.
Versteh dich selbst, schoss es ihm durch den Kopf. Ja, das tat er inzwischen. Er wusste, dass dieser junge Mann neben ihm zu ihm gehörte. Egal wie bekloppt das klang. Aber es hatte sich so viel geändert – er selbst hatte sich um hundertachtzig Grad gedreht. Und selbst seine Eltern haben es nicht wirklich mitbekommen. Es war ihm sogar egal, woran er das alles festmachen sollte – ob oder ob nicht oder das vielleicht, vielleicht nicht.
Es war egal. Er fühlte sich gut und sicher bei ihm. Reichte das nicht?
Ich kann es ihm geben, ich kann ihm alles geben, was er braucht!, redete er sich selbst ein und widerlegte damit die Worte, die er erst vor gut vierzehn Tagen selbst gesagt hatte. Er war in der Lage, für Eneas dazusein. Er hatte es geschafft, nicht abzuklappen, damals in Darlington. Er würde es immer schaffen… Und er merkte doch auch, wie gut es Eneas ging.
Einen Rückzieher zu machen, jetzt – das wäre reiner Mord. Er würde alles zerbrechen, was gerade einigermaßen in Eneas zusammengeflickt war. Und das wollte
Weitere Kostenlose Bücher