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SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

Titel: SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Opitz
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sie von ihm signieren. »Mit oder ohne Herzchen? Kostet auch nichts extra«, fragt er die wartenden Fans. Als er mich sieht, ruft Seiwert mich noch einmal zu sich und sagt mir sichtlich stolz: »Sehen Sie, Herr Opitz, das ist auch ein wichtiger Teil meiner Mission. Das Verkaufen.« Das zumindest hab ich heute Abend verstanden.
    Was habe ich heute sonst noch so gelernt? Mein Zeitproblem ist eine Einstellungssache und dazu eine Lebenslüge, denn wir haben alle gleich viel Zeit. Ich muss nur den Tag richtig planen, die wichtigen Dinge von den unwichtigen trennen und die wichtigen zuerst tun. Und wenn ich mich auf die wichtigsten Lebensprioritäten konzentriere, dann verschwinden alle Probleme und der Zeitdruck irgendwie wie von Zauberhand ganz allein. Die wichtigen von den unwichtigen Dingen trennen. Danke für den Tipp … Aber genau das gelingt mir ja nicht. Und überhaupt, welches sind denn die Lebensprioritäten? Mein Ausflug in die Welt des Zeitmanagements hat mich ratloser hinterlassen, als ich es vorher war. Heute beginnt der erste Tag des Rests meines Lebens. Stimmt. Nur leider so ganz ohne neues Zeitbewusstsein. Als ich das Hotel in Königstein wieder verlasse, frage ich mich, ob mein Problem wohl eine tiefere Ursache hat.

Hartmut Rosa: Das weitverbreitete Gefühl der Zeitnot hängt natürlich schon auch mit Technologien zusammen. Wir können uns heute ganz schnell bewegen, können rasend schnell Güter und Informationen über die Welt bewegen. Das erklärt aber nicht, wieso uns die Zeit ausgeht. Die geht uns deshalb aus, weil wir denken, dass wir in immer kürzeren Zeitabschnitten immer mehr Dinge erledigen müssen und wollen. Viele haben den Eindruck, sie müssten jedes Jahr ein bisschen schneller laufen – und jetzt kommt das für mich Spannendste –, nicht, um irgendwo hinzugelangen, sondern um ihre Position zu halten.
    Wir bewegen uns in einer Welt, die sich in allen möglichen Dimensionen ständig ändert und ständig schneller ändert. Man muss auf dem Laufenden bleiben, mit den Veränderungen in der politischen Welt, bei Software und Hardware, bei unseren Freunden und in der Familie et cetera. Und so gibt es immer mehr Lebensbereiche, die uns vorkommen wie Rolltreppen, die nach unten fahren. Wenn wir auf dem Laufenden bleiben wollen, müssen wir diese Treppen immer schneller hochstürmen, um oben zu bleiben. Viele Menschen haben heute das Gefühl, die Kontrolle über die eigene Lebensführung zu verlieren. Die beschleunigte Gesellschaft produziert ununterbrochen schuldige Subjekte. Habe ich den richtigen Handytarif? Finde ich das beste Pflegeheim für meine Eltern? Oder den besten und günstigsten Urlaubsort? Sind meine Kinder auf der besten Schule? Es ist unmöglich, das alles zu erfüllen. Die Leute denken, Zeit ist ein Naturphänomen. Wenn ich ein Problem damit habe, bin ich selbst daran schuld. So ist es aber nicht. Ich würde den Leuten gern helfen, sich mit dieser Unzulänglichkeit zu arrangieren.

Hat’s mich jetzt auch erwischt? – Besuch beim Burn-out-Experten
    Ãœberall lese und höre ich gerade vom Burn-out-Syndrom. Das scheint heutzutage ziemlich viele Menschen irgendwann mal zu erwischen. Alle Zeitschriften sind momentan voll mit großen Aufmachern über diese neue Zivilisationskrankheit, zig Bücher sind darüber geschrieben worden. Burn-out ist das aktuelle Thema. Und was da zu lesen ist, kommt mir irgendwie bekannt vor.
    Der amerikanische Psychoanalytiker Herbert Freudenberger verwendete den Begriff »Burn-out« im Jahr 1974 erstmals, um einen Erschöpfungszustand zu beschreiben, den er bei Patienten bestimmter Berufsgruppen beobachtet hatte, die viel mit Menschen zu tun haben: bei Krankenschwestern, Ärzten, Feuerwehrleuten zum Beispiel. Später wurde die Diagnose aber auch auf andere Berufssparten und auf das Privatleben ausgeweitet. Heute wird der Begriff ziemlich unscharf verwendet. Die meisten Psychiater sind sich jedoch einig, dass »Ausgebranntsein« vor allem ein positiver klingendes Synonym für eine Erschöpfungsdepression ist.
    Stimmt, denke ich mir. Ist irgendwie auffällig, dass heute viel von Burn-out gesprochen wird und wenig von Depression. Ist wohl auch ein Zeichen unserer Zeit. Momentan scheint es mir jedenfalls so, als ob jeder erfolgreiche Mensch, der was auf sich hält, mal ein Burn-out gehabt haben muss. Ist auch irgendwie klar. Im

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