Speichelfaeden in der Buttermilch
gefeiert. Schon beim Anblick meines Kostüms lagen die Leute auf dem Boden. Und dann kam meine Rede, Gag an Gag, die Leute haben kaum mehr Luft bekommen vor lauter Prusten. Warum findet man in Kirchen keine Ameisen? Sie sind Insekten! Trärä, trärä, trärä. Was ist der Unterschied zwischen Comediens und Kabarettisten? Comediens machen's wegen dem Geld, Kabarettisten wegen des Geldes. Trärä, trärä, trärä. Ein Ehepaar sitzt kuschelig zusammen auf der Couch. Sagt er: »Erzähl mir was Schmutziges.« Sagt sie: »Küche.« Trärärärä. Ich freue mich schon aufs nächste Jahr, da gehe ich als Currywurst und rede über die Pisa-Studie: »In einer Schule im Ruhrgebiet werden die Artikel durchgenommen. Ein Schüler meldet sich: ›Meine Schwester bekommt ein Kind. Der die das gemacht, ist abgehauen‹«. Ich lach mich schlapp. Düsseldorf, helau. Und Magister Edlinger soll scheißen gehen.
24.2.
Liebes Tagebuch, ich werde alleine, ohne Stermann auf Tour gehen mit unserem neuen Programm »Harte Hasen«, weil Stermann sich in Zukunft anders orientieren will. Das wird nicht einfach werden, weil »Harte Hasen« ausschließlich aus kurzen Dialogen besteht, aber irgendwie werde ich's schon schaffen. Nächste Woche habe ich in Vorarlberg im Conrad Sohm Vorpremiere und ab 1. März geht's dann auch in Wien und im Rest des Landes los. Werde ich aus dem sechsstündigen Dialog halt einen dreistündigen Monolog machen. Dass Stermann mich jetzt hängen lässt, werde ich ihm niemals verzeihen. Und dass er den Villacher Fasching der Arbeit mit mir vorzieht, schon gar nicht. Stermann wird der Nachfolger vom Apotheker, der ja nach 25 Jahren seinen zweifelhaften Job beim Fasching aufgehört hat. Stermann will ihn ersetzen und als »Der Deutsche« in Villach in die Karnevalsgeschichte eingehen. Er hat einen schleimigen Brief an Jörg Haider geschrieben und sich in Villach bereits eine Wohnung gesucht. Soll er doch. Stermann ist künstlerisch – und für mich auch menschlich – gestorben.
Liebes Tagebuch, eine einmalige Chance. Ich werde eine Kärntner Institution. Haltet euch fest, ihr Kärntner Narren: Der Deutsche kommt. Meinen Job bei FM4 werde ich kündigen, weil ich mich ganz auf die Fernsehsitzung 2006 vorbereiten muss. Das muss sitzen, darf nicht zu hart sein, muss die Politiker ein bisschen auf die Schaufel nehmen und muss zwei Millionen Österreichern an den Bildschirmen gefallen. Herrlich. »Ein Amerikaner will einem Einheimischen in Afghanistan den augenscheinlich gewordenen Fortschritt klar machen: ›Na, man merkt doch, dass eure Gesellschaft etwas offener geworden ist. Früher gingen die Frauen immer tief vermummt und demütig hinter ihren Männern her, heute gehen sie zehn Meter vor ihnen!‹ Sagt der Afghane: ›Ja, aber das ist wegen der Tretminen.‹« Lei-lei. Sie werden mich lieben.
25.2.
Liebes Tagebuch, Patrick Pulsinger und Kollege Stermann haben einen Sandsack in die Redaktion gehängt, den sie stundenlang mit bloßen Fäusten und blutunterlaufenen Nasen und Augen bearbeiten. Der grazile und gertenschlanke Pulsinger springt dabei parallel noch Seil, während Stermann schnauft wie eine schwangere Seekuh. Immer wieder mal boxt der smarte DJ meinen Kollegen statt des Sandsacks, einfach weil er beide verwechselt. Tatsächlich gleichen sich der Deutsche und der Sandsack wie ein Ei dem anderen, nur mit dem Unterschied, dass der Sandsack keine graue Perücke trägt. Beide haben sich für einen Halb- und Viertelpromi-Boxkampf angemeldet, der von einem kroatischen Wettanbieter veranstaltet wird. Pulsinger wird dort im Feder-und-Papier-Gewicht antreten gegen den deutschen Skispringer Hannawald, Stermann in der Superkolossklasse gegen Landwirtschaftsminister Pröll. Pröll und Stermann bringen zusammen fast 1,8 Tonnen auf die Waage. Pulsinger und Hannawald gemeinsam nicht mal 40 Kilogramm. Obwohl Pulsinger allein schon 39 Kilogramm wiegt. Das wird ein ungleicher Kampf, hoffentlich darf der Skispringer im Ring wenigstens seinen Milka-Helm aufsetzen.
Liebes Tagebuch, ich bin eine Killermaschine. Edip Sekowitsch, der serbische Stier, hat mit mir trainiert und mir eingebläut, dass ich eine Killermaschine sein muss. Etwas enttäuscht ist Sekowitsch über meine geringe Schlagkraft, meine schlampige Technik und die nicht vorhandene Beinarbeit. Aber ich mache das alles mit meiner Entschlossenheit wett. Überrascht hab ich registriert, dass mein Trainer Sekowitsch eine hohe Summe auf den Landwirtschaftsminister
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