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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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dich.«
    Er warf dem Jungen eine Schokowaffel der Marke Rotkäppchen zu, die er sich vorab in die Tasche gesteckt hatte. Mit unverhohlener Begeisterung fing der Junge die Nascherei auf, von der er indes nur die Hälfte abbiss, während er den Rest behutsam wieder einwickelte und in seiner Tasche verschwinden ließ. »Also, schießen Sie los«, sagte der Junge, während er hingebungsvoll an dem irdischen Mitbringsel kaute.
    »Ist es weit zur Stadt?« Martin musste zwar lachen, nahm sich jedoch vor, dem Jungen gegenüber auf der Hut sein.
    »New Hope liegt fünf Meilen südlich von hier.« Der Junge wies mit der Hand in die entsprechende Richtung. Als Martin nichts auszumachen vermochte, erklärte der Junge: »Die Stadt liegt in einer Senke. Dort fließt der Orange. Hier braucht man sich gar nicht erst anzusiedeln, hier gibt’s kein Wasser.«
    »Ist die Herde absichtlich zur Station getrieben worden?«
    Grinsend nickte der Junge.
    »Leben viele Menschen in der Stadt?«
    »Gut achtzehntausend«, verkündete der Junge stolz. »Und noch rund anderthalbtausend Nichtmenschen.«
    »Was gibt es Interessantes in der Stadt?«
    »Die Waffel schmeckt gut«, meinte der Junge gedankenversunken.
    Obschon Martin ihm mit dem Finger drohte, gab er ihm eine weitere.
    »Es gibt zwei Kirchen und ein Bethaus, ein Stadion, das Bürgermeisteramt, eine Einheit der Nationalgarde, zwei Schulen, eine Konfektionsfabrik, zwölf Schlächter, sechs Bäcker, ein Kino, ein Krankenhaus, vier Apotheken, einen Supermarkt, eine Zeitung, ein Variete, eine Druckerei, einen Flugplatz, eine Autowerkstatt …«, zählte der Junge auf.
    »Ein Hotel?«, wollte Martin wissen.
    »Es gibt das Hotel Diligence. Und die Herberge Mustang. Ihnen dürfte wohl das Hotel zusagen.«
    Martin holte eine dritte Nascherei heraus, eine Nusspraline.
    »Heute werde ich aber ganz schön zulegen«, witzelte der Junge glücklich. »Ich gehöre ganz Ihnen, Mister. Fragen Sie«
    »Was kannst du über den Planeten sagen?«
    »Hm …« Der Junge krümmte sich, sprang auf einem Bein herum und kratzte sich mit der Ferse über das Knie. »Was gibt es da groß zu berichten? Der Planet Prärie bietet gute Lebensbedingungen, hat drei Kontinente, von denen einer bewohnt ist, zwei Städte und Dörfer, es sind Ölvorkommen und Buntmetalle entdeckt worden … Das lernt man bereits in der ersten Klasse.«
    »Lokale Lebensformen?«
    »Auf Prärie leben grüne Indianer«, erklärte der Junge bierernst. »Sie jagen orange Bisons.«
    »Ha, ha …«, konnte Martin sich nicht verkneifen.
    »In der Stadt werden Sie es ja selbst sehen«, schnaubte der Junge. »Sie sind dämlich, tun aber niemandem was. Deshalb erlauben wir ihnen, in die Stadt zu kommen.«
    »Und sie sind grünhäutig?«, hakte Martin nach.
    »Sie lieben alles, was grün ist«, erklärte er Martin. »Sie kaufen grünen Stoff, aus dem sie ihre Kleidung anfertigen. Ansonsten sind sie ganz normal gelb.«
    »Wer hat in der Stadt das Sagen?«
    »Der Bürgermeister«, antwortete der Junge mit konzentrierter Miene. »Dann gibt es noch den Sheriff und den Militärkommandanten. Also ballern Sie nicht einfach drauflos, denn dann nimmt man Sie fest und hängt Sie! Wir sind da sehr streng, für Duelle muss man vorher eine Genehmigung einholen.«
    »Gute Güte, was für ein Kinderparadies …«, murmelte Martin. »Wieso sind hier noch nicht alle Jungs von der Erde eingefallen?«
    Voller Neugier nahm der Junge die Antwort auf, doch gleich den Schließern ging er mit keiner Silbe darauf ein.
    »Die letzte Frage«, kündigte Martin an, während er dem Jungen noch eine Nascherei zuwarf. »Welche Währungen gelten?«
    »Präriedollar.« Nach kurzem Zögern polkte der Junge eine Münze aus seiner Tasche und zeigte sie Martin. »Solche.«
    »Darf ich mal sehen?« Martin nahm die Metallscheibe an sich, um sie aufmerksam zu mustern.
    Oho! Eine Silbermünze mit Prägenummer, ganz wie sonst bei Banknoten üblich! Sein Nachschlagewerk, der gute alte Walters, hatte also nicht gelogen.
    »Stimmt es, dass es nur auf der Erde und auf Prärie Geld gibt?«, fragte der Junge, wobei er seine Münze nicht aus den Augen ließ. So jung wie er war, konnte er nicht auf Prärie geboren sein, musste aber noch als kleiner Junge hergekommen sein.
    »Das ist nicht richtig. Es gibt noch sechs weitere Planeten, auf denen die Menschen Geld in Umlauf setzen …«, erklärte Martin, während er die Münze inspizierte. »Aber bei euch sieht es sehr gewichtig aus …«
    »In den Bergen

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