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Spektrum

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Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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der Fremde ohne Namen, der eine Zigarre besabberte. Mit einem Mal begriff Martin indes, dass die ihn umgebende Welt selbst für Hollywood zu konstruiert wirkte. Andrej Mironow in der Rolle des cineastischen Missionars Fjost würde dagegen ohne weiteres hierher passen, wie er sich, bewaffnet mit einem Projektor und einem Korb voller Filme, der Cowboyseele annahm.
    Zumindest deutete nichts auf Schießereien oder sonstige Widerwärtigkeiten hin. Hin und wieder grüßte jemand Martin, worauf er sich höflich verneigte, selbst wenn er begriff, dass sich die in seinem Gedächtnis eingebrannten Filmbilder allmählich rekelten und er ungewollt entweder Andrej Mironow oder Clint Eastwood kopierte.
    Der Sheriff erwartete ihn auf der Vortreppe eines kleinen zweigeschossigen Hauses, womit er Martin unweigerlich an einen Schließer erinnerte. Der stämmige Mann stand mit an den Gürtel gelegten Händen da, den langläufigen verchromten Revolver weithin sichtbar, während auf der Brust der Sheriffstern funkelte. Martin blieb vor ihm stehen. Er bedauerte, keine Mundharmonika eingesteckt zu haben. Ihm blieb nur, unmelodiös eine Melodie von Morricone zu pfeifen.
    Der Sheriff spuckte in den Staub. »Witzbold …«, grummelte er. »Du bist von der Erde?«
    Martin nickte.
    Als hege er grundsätzliches Misstrauen an den guten Absichten aller Neuankömmlinge, schob der Sheriff den stirngerunzelten Kopf vor, um Martin zu beäugen.
    »Journalist?«, fragte er. »Detektiv?«
    »Detektiv«, gab Martin zu.
    Gemächlich bequemte sich der Sheriff die Vortreppe hinab. Er verströmte einen durchdringenden Geruch nach gebratenen Zwiebeln und – kaum merklich – nach teurem Eau de Cologne.
    »Prärie 2 ist ein souveränes Gebiet. Aber wenn du dich an die amerikanischen Gesetze hältst, liegst du nicht allzu falsch.«
    Martin nickte.
    »Dammich, wahrscheinlich denkst du jetzt«, fuhr der Sheriff fort, »du wärst in ‘nem erstklassigen Western gelandet. Kannste aber gleich vergessen, dammich. Denn die Kugel, die du dir hier einfängst, ist verdammt echt, kein Filmprojektil.«
    »Gefällt den Leutchen das denn?«, fragte Martin mit einer vagen Kopfbewegung.
    »Was glaubst denn du?« Der Sheriff bleckte die Zähne. »Dass wir uns so aufgetakelt haben, weil du uns einen Besuch abstattest? Wen suchst du hier und wie heißt du, dammich?«
    »Ich heiße Martin. Ich suche niemanden … besser gesagt, ich weiß nicht, wen genau ich suche. Meine Klientin ist auf Bibliothek gestorben, hat mir aber noch den Namen Ihres Planeten mitteilen können. Ich hoffe, eine Spur von ihr zu finden … aber was für eine, das weiß ich nicht.«
    Neugier spiegelte sich in den Augen des Sheriffs wider. Denn Menschen, die in einem Hollywoodfilm lebten, fangen unweigerlich an, die Gesetze des Genres zu respektieren. Und nichts verfing da besser als eine mysteriöse Geschichte mit einer verstorbenen Klientin.
    »Komm rein«, brummte der Sheriff.
    Hinter den Balkenwänden verbarg sich ein rundum modernes Büro, das mit elektrischem Licht, einem Computer samt Drucker und Kopierer, einer anständigen Funkstation und einer beeindruckenden Kaffeemaschine aufwartete. Als Erstes drückte der Sheriff auf einen Knopf an der Kaffeemaschine, dann ließ er sich auf seinen Stuhl plumpsen und starrte Martin an.
    »Möchten Sie eine?« Martin holte aus einer Rucksacktasche zwei Zigarren in Aluminiumhülsen heraus.
    »Da sag ich nicht nein«, bekannte der Sheriff, der genüsslich die Zigarre aus ihrem Gehäuse befreite. »Wir bauen zwar Tabak an … aber der Geschmack lässt noch zu wünschen übrig … ja, das tut er …«
    Er zog die Zigarre unter der Nase entlang, inhalierte den Duft tief ein und grunzte. Anstalten, die Zigarre anzuzünden, machte er indes keine. Statt dessen legte er sie auf den Tisch und bedeckte sie mit der Hand, als lösche er das Geschenk auf diese Weise aus. »Wen suchst du denn jetzt?«, fragte er dann. »Und mit welchen Schwierigkeiten muss ich bei dir rechnen?«
    »Ich weiß es nicht.« Martin zuckte die Achseln. »Eine junge Frau ist gestorben, sie konnte mir nichts mehr sagen … Nur mit Gesten hat sie mir ›Prärie 2‹ mitgeteilt. Vermutlich war das ziemlich wichtig für sie.«
    »Hat sie früher einmal unseren Planeten besucht?«
    »So viel ich weiß, nicht.«
    »Dann zeig mal ein Foto«, forderte der Sheriff ihn auf, »du ausgebuffter Detektiv.«
    Martin holte ein in einer Plastikhülle steckendes Foto heraus, das er dem Sheriff hinhielt. Während dieser

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