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SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Tuma
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aber Werners Fans eine romantische Projektionsfläche, mit der er schon seit Jahren die Mehrzweckhallen füllt.
    Noch skurriler ist der Berliner Umzugsunternehmer Klaus Zapf, den man wegen seiner zerschlissenen Jogginghose und seines Zauselbarts für eine Mischung aus ZZ-Top-Gitarrist und Bahnhofspenner halten könnte. "Ich bin ein stinknormaler Querulant", sagt der 59-Jährige, der einst vorm Grundwehrdienst nach Berlin geflohen war, wo er im Kreuzberger Marxismus sein Unternehmen gründete, als er merkte, dass er ja von irgendwas leben muss.
    Bis zu 40 Millionen Euro setzt das einstige "Umzugskombinat" heute um, dessen Führung Zapf inzwischen abgegeben hat. Er selbst wohnt in einer kleinen Wohnung auf dem Firmengelände, lässt sich vom Geschäftsführer geben, was er zum Leben braucht, kauft bei Netto ein und genießt zwei seiner drei Hobbys: Angeln in der Spree und nächtliches Pfandflaschensammeln.
    Seine dritte Leidenschaft – als Kleinaktionär große Konzerne wie ThyssenKrupp, Springer, Allianz oder Axa zu verklagen – hat ihm vor ein paar Jahren der Bundesgerichtshof erheblich erschwert.
    Über nichts kann Zapf besser schimpfen als über die Reichen, die nichts anderes als "eine Bande verantwortungsloser Schmarotzer" seien, und über "Politiker, die in den Taschen der Reichen" säßen. "Wenn wir die Vermögenden nicht zur Kasse bitten und über die Erbschaftsteuer immer wieder Vermögen dem Staatshaushalt zuführen und neu ausspielen, dann haben wir das Problem, dass die sich nicht für diesen Staat verantwortlich fühlen. Mit Sonntagsreden können Sie die nicht überzeugen, das ist doch alles Verarsche hoch zehn", sagt Klaus Zapf.
    Beim Kartonschleppen hat er früh den Unterschied gelernt zwischen Schein und Sein. Damals hat er Möbel verrückt für Leute, die Maserati fuhren und zu Hause das Pfandsiegel des Gerichtsvollziehers auf der Kommode kleben hatten, aber auch für unscheinbare Gestalten, die über wirklichen Reichtum verfügten.
    Wahrscheinlich ist es manchmal auch nicht leicht für Zapf, Zapf zu sein. Auf seine Weise ist er mit Latzhose und seinen verfilzten Haaren kostümiert wie die "Geissens" mit ihrem Bling-Bling. Nur als Gegenentwurf.
    "Am Ende geht es doch um die Frage: Welchen Sinn gebe ich meinem Leben? Geldverdienen würde mir nicht reichen", sagt dann der Hamburger Reeder Peter Krämer, den die "DVZ Deutsche Logistik-Zeitung" Ende vergangener Woche zum "Menschen des Jahres" kürte.
    Seine Branche hat seit der Finanzkrise enorme Einbrüche erlebt. Viele Reeder verdienen nicht mal mehr die Zinsen für die Schiffshypothekendarlehen, die sie bedienen müssen. Krämers eigene Firma Marine Service am Rand der Hamburger Speicherstadt hat wie viele andere seit der Lehman-Pleite drei Viertel ihres Werts verloren. Da bleibt auch für den Chef kein Millionengehalt.
    Wenn es noch etwa fünf Jahre so weitergeht, ist Peter Krämer kein Reicher mehr, der Reichensteuern fordert, sondern nur noch ein armer Schlucker, der sich über die da oben aufregt. Für die Medien wäre das so überraschend wie ein Frosch, der die Abschaffung von Fischreihern einklagt. Krämer wäre keine Geschichte mehr. Ob er will oder nicht: Er muss reich bleiben – ein lieber Millionär. Die hässliche Fratze des Kapitals gibt es schließlich auch.
    Station 3
Die dunkle Seite der Macht
    Fürs miese Image der Reichen sind nicht nur die Banker verantwortlich, sondern auch einige Raffzähne, Trickser und Abzocker in der Realwirtschaft.
    Ein Teil des mächtigen Vorstands der noch mächtigeren ThyssenKrupp AG sitzt im zwölften Stock einer Art Riesenwürfel aus Stahl und Glas am Rande von Essen. Darüber ist nur noch eine Etage. In dieser 13. hat Gerhard Cromme sein Büro.
    Von hier oben öffnet sich der Blick über die Stadt, das Ruhrgebiet, die Republik. Man kann sehr weit schauen, große Zusammenhänge werden sichtbar, auch wenn die Landschaft hinter den dicken Fenstern aussieht wie eine Spielzeugwelt. Cromme hat vieles davon mitgestaltet.
    Mit 69 Jahren steht er jetzt ganz oben: finanziell, politisch, gesellschaftlich. Er ist Aufsichtsratschef und damit oberster Kontrolleur nicht nur bei ThyssenKrupp, sondern ebenso bei Siemens. Die Allianz kontrolliert er auch noch mit. Cromme wacht also über den größten Stahl-, den wichtigsten Technologie- und den mächtigsten Versicherungskonzern des Landes. Er ist eine graue Eminenz der Deutschland AG geworden. Und er macht sich Sorgen über die Stimmung da draußen.
    "Der

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