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Spiegelkind (German Edition)

Spiegelkind (German Edition)

Titel: Spiegelkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alina Bronsky
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zwar für mich selbst. Ich wollte mich gerade entschuldigen, sie wider besseres Wissen hierhergebracht zu haben, aber nun ging Ksü durch die geöffnete Zimmertür. Ich schloss sie hinter ihr, drehte mit der inzwischen gewohnten Bewegung den Schlüssel herum und in diesem Moment stieß Ksü einen Schrei aus.
    »Was hast du denn da hängen!«
    »Äh … Wieso?«
    Ksü machte einen vorsichtigen Schritt auf das Quadrum zu.
    »Ich vergesse immer, dass du ihre Tochter bist«, sagte sie ehrfürchtig.
    »Ich vergesse immer, dass sie was Besonderes ist«, sagte ich finster.
    »Daran solltest du dich langsam gewöhnen.« Ksü konnte ihren Blick nicht mehr vom Quadrum lösen.
    »Ich kann nicht. Ich meine, für mich ist sie natürlich was Besonderes, sie ist meine Mutter. Aber für alle anderen hier ist sie eine illegale Malerin, eine mittellose Hausfrau, die ihren Mann verlassen hat und um das Sorgerecht kämpfen musste. Sie war nie beliebt in dieser Gegend, selbst ihre Schwiegereltern haben sie schon vor der Trennung nie richtig gemocht und danach erst richtig gehasst …«
    »Ich frag mich immer noch, wie es ihr überhaupt gelungen ist, das Sorgerecht zu teilen. Pheen gewinnen sonst wirklich nie in einem Prozess. Brauchen es gar nicht versuchen.«
    »Was fragst du mich denn! Ich bin die Letzte, die eine Ahnung hat von dem, was hier abgeht.«
    »Wahrscheinlich war ihr Anwalt ein ziemlich fähiger Freak«, sagte Ksü.
    Ich dachte, mich verhört zu haben. Ein Freak konnte kein Jurist sein, es passte nicht zusammen. »Ein Anwalt? Ich kenne keinen Anwalt.«
    »Vielleicht ist das ein Fehler. Er muss gut gewesen sein, wenn er diese Regelung für sie durchsetzen konnte. Vielleicht kann er dir helfen.«
    »Ich weiß nicht mal seinen Namen.«
    »Dann finde ihn doch heraus. Frag deinen Vater.«
    »Ha«, sagte ich. »Er wird mich sicher auf dem schnellsten Wege zu ihm fahren.«
    Ksü guckte erst mich an und dann wieder das Quadrum.
    »Unglaublich«, sagte sie. »Dass du hier schlafen kannst. Ich könnte kein Auge zutun.«
    »Ich schlaf hier sehr gut«, sagte ich. »Aber meine Großeltern könnten es auch nicht.«
    »Hast du eigentlich eine Ahnung, was für ein Glückspilz du bist?«, sagte Ksü mit einem Seufzer.
    »Ich?«, fragte ich fassungslos.
    Ksü schaute immer noch auf das gemalte Haus.
    Natürlich wusste ich, dass es ein schönes Quadrum war, aber wie Ksü sich jetzt verhielt, fand ich dann doch etwas übertrieben. Es war Leinwand, es waren Ölfarben, es war nicht mal ein einziger richtiger Mensch drauf. Man konnte es anfassen, es hatte einen schlichten Holzrahmen.
    »Du solltest lieber die anderen nicht sehen«, sagte ich. »Sonst drehst du mir hier noch total durch.«
    »Es gibt andere?«
    »Natürlich«, sagte ich. »Sie hat ja immer nur gemalt. Das war außer uns ihr einziger Lebensinhalt. Sie hat auf dem Dachboden gearbeitet, dort stehen die alle noch rum.«
    »Du willst nicht etwa sagen, dass ein Stockwerk über uns die ganzen Quadren sind?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Bis vor Kurzem waren sie jedenfalls da. Jetzt ist abgeschlossen, die Polizei hat angeblich den Raum verriegelt, als meine Mutter verschwunden war. Mit so einem Generalschlüssel, der zu allen Dachböden hier in der Straße passt.«
    »Die Polizei? Hat Lauras Quadren gesehen?« Ksü fegte aus dem Raum und zielsicher die Treppe hoch. Ich rannte hinterher.
    »Hier?«, fragte sie, unter dem Dach angekommen, vor der einzigen Tür, die etwas niedriger war als die anderen in dem Haus.
    Ich nickte.
    »Würdest du nicht schrecklich gern da rein?«, fragte Ksü, bückte sich und schaute durchs Schlüsselloch.
    »Ein bisschen schwierig ohne Schlüssel.«
    »Pillepalle.« Ksü steckte die Hand in die ausgebeulte Tasche ihrer Hosen, klimperte herum und zauberte einen Schlüsselbund mit Hausschlüsseln in unterschiedlichen Größen, irgendwelchen Metallsteckern und Schraubenschlüsseln hervor.
    Ich sah mit angehaltenem Atem zu, wie sie sich am Schlüsselloch versuchte, einen Schlüssel nach dem anderen ausprobierte, ins Schwitzen kam und sich plötzlich, wie von einem Geistesblitz getroffen, auf die Stirn schlug.
    »Deine Mutter ist doch eine Phee, oder?«
    »Hmm … wenn du es sagst.«
    »Hier, mach du das.«
    »Wieso?«
    »Mach«, sagte Ksü ungeduldig. Ein Schlüssel steckte bereits in der Tür und sie nahm meine Hand und legte sie auf den Schlüsselkopf. »Drehen.«
    »Kannst du das nicht selbst?« Aber dann drehte sich der Schlüssel, gegen den Ksü eben noch

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