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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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Sie sah Emily eindringlich an. »Vielleicht können die Bullen herausfinden, wer das eingerichtet hat?«
    Emily schüttelte den Kopf. »Du weißt aber, dass ich Ryan dann in ernste Gefahr bringen würde?«
    »Stimmt ja.« Sie schaute sich um. »Also los!«
    »Los was?« Emily verstand nicht.
    »Los zu unserer Expertin.« Sie schüttelte Emily leicht an der Schulter. »Mann, auf zu Lisa. Die weiß doch bestimmt wieder, was gemeint ist.«
    Sie holten Lisa auf dem Weg in die Bibliothek ein und suchten sich rasch einen freien Tisch.
    »Das könnte wieder mit Babylon zu tun haben«, sagte Lisa und zog hektisch einige Bücher aus den Regalen hinter sich heraus. Emily warf einen Blick darauf, es handelte sich wohl um vorantike Geschichtsbücher und eine Bibel.
    »Ging denn das babylonische Reich wirklich unter?«, wollte Emily wissen. »So wie Daniel das vorhergesagt hatte?«
    Sie hatte noch die Erzählung vom Koloss auf tönernen Füßen im Kopf. Dann das Citigroup Building, das tatsächlich aussah, als würde es auf tönernen Füßen stehen. Und dann sah sie Ryan, der sich mit einem Trick Einlass verschafft hatte. Ryan, ihr Held. Ryan, der jetzt in den Fängen dieses Psychopathen war.
    »Ja«, bestätigte Lisa. »Als Nebukadnezar starb, wurde sein Sohn Belsazar König. Dieser kümmerte sich nicht um die Weissagung Daniels und feierte trotz der Belagerung Babylons durch die Perser ein rauschendes Fest in einem seiner gigantischen Paläste. Da erschien plötzlich eine flammende Schrift an der Wand. Keiner seiner Schriftgelehrten konnte die Zeichen lesen. So ließ auch der junge König nach Daniel schicken.«
    »Vorher wollte er nichts von ihm wissen?«, fragte Julia.
    Lisa nickte. »Ist ja bei Experten oft so. Die ruft man erst, wenn es zu spät ist.« Sie rückte ihre Brille zurecht. »Und wieder konnte Daniel die Zeichen lesen, wie es ihm schon gelungen war, den Traum von Nebukadnezar zu deuten.«
    Emily schaute unterdessen unentwegt auf die Uhr. Noch siebzehn Minuten.
    »Und was sagte die Schrift an der Wand?« Julia beugte sich vor.
    »Die Schrift an der Wand lautete: Mene, Mene, Tekel, U-Parsin. «
    »Menetekel?«, hakte Emily nach. »Ist das nicht ein Begriff für ein schlechtes Zeichen, ein Omen, oder?«
    »So in etwa«, sagte Lisa. »Daniel übersetzte dem König die Bedeutung. Die Worte hießen: Gezählt, gezählt, für zu leicht befunden, den Persern übergeben. Gott hatte das babylonische Großreich gewogen und für zu leicht befunden. Babylon war in der Überlieferung vom Alten Testament und in der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament die Stadt des Größenwahns, die Stadt der Sünde und die Stadt der Übertreibung.«
    »Das sagt man doch auch über New York«, fiel Emily ein. »Also muss da doch ein Bezug sein!« Sie wünschte sich, dass Lisa schneller zur Sache kam. Die Zeit drängte. Noch fünfzehn Minuten.
    Julia nickte. »Darum hat es der Irre wahrscheinlich auch auserwählt. Er muss ja immer eine blöde Story erzählen, um allen zu zeigen, wie gebildet er ist. Damals Paradise Lost , jetzt der Untergang von Babylon.«
    »Passt möglicherweise auch zum elften September«, sagte Emily gehetzt. »Da sagten einige doch auch, dass das das Ende von New York sei. Vielleicht müssen wir da hingehen?«
    »Fast«, sagte Lisa. »Aber in diesem Fall war ein Großreich am Ende und wurde von einem jungen, aufstrebenden Großreich abgelöst. Babylon sollte vernichtet werden und an die zweite Großmacht übergehen, das persische Großreich. Dieses Großreich war der bronzene Torso aus dem Traum des Nebukadnezar, der dem goldenen Kopf von Babylon nachfolgte.«
    »Was passierte dann?«, fragte Julia. »Ich meine, mit dem König?«
    »Der feierte sein Festmahl erst einmal weiter«, erklärte Lisa. »Bis er merkte, dass Daniel recht hatte.«
    »Wir haben noch dreizehn Minuten«, sagte Emily, »wir müssen uns beeilen. Was ist die Lösung?«
    »Noch in derselben Nacht wurde Belsazar von seinen Knechten erschlagen. Babylon wurde erobert und dem Erdboden gleichgemacht«, fuhr Lisa fort.
    »Schöne Story«, sagte Julia. »Aufstieg und Fall großer Nationen. Da reden die Profs am King’s College auch immer von.«
    »Schön und gut«, meinte Emily, »aber wie gelangen wir zu diesem Festmahl? Ist das hier irgendwo in New York? Gibt es ein Haus, das nach diesem König benannt ist?«
    »Gib doch mal Belsazar oder Fest oder Belsazars Fest bei Google ein«, schlug Julia vor.
    »Was würden wir eigentlich machen, wenn es kein

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