Spiel der Magier
Mann nach einem Moment rätselhaft. »Nach all den Jahren des Suchens hier über sie zu stolpern!«
»Bist du sicher, daß sie die Richtige ist, Vater?«
»Sie muß es sein. Alles paßt gut zusammen – bis in die kleinste Einzelheit.« Er holte tief Luft und stieß sie dann explosionsartig wieder aus. »Seit tausend Jahren hat mir das Sorgen bereitet.« Plötzlich sah er ausgesprochen selbstzufrieden aus. »Wie bist du aus den Sklavenquartieren entkommen, Taiba?« fragte er freundlich.
»Ein Murgo hat vergessen, die Tür abzuschließen«, erzählte sie schläfrig. »Nachdem ich hinausgeschlüpft war, habe ich dieses Messer gefunden. Ich wollte Ctuchik suchen und ihn töten, aber ich habe mich verlaufen. Es gibt so viele Höhlen hier unten… so viele. Ich wünschte, ich könnte ihn töten, bevor ich sterbe, aber ich glaube, dafür besteht jetzt kaum noch Hoffnung.« Sie seufzte bedauernd. »Ich möchte jetzt gerne schlafen. Ich bin so schrecklich müde.«
»Wird es dir hier gutgehen?« fragte Tante Pol. »Wir müssen weg, aber wir kommen wieder. Brauchst du noch etwas?«
»Vielleicht etwas Licht.« Taiba seufzte. »Ich habe mein Leben im Dunkeln verbracht. Ich hätte gern etwas Licht, wenn ich sterbe.«
»Relg«, bat Tante Pol, »mach ihr etwas Licht.«
»Wir brauchen es vielleicht selbst noch.« Seine Stimme verriet noch immer seine Entrüstung.
»Sie braucht es nötiger.«
»Tu es, Relg«, befahl Belgarath dem Fanatiker mit fester Stimme.
Relgs Gesicht verfinsterte sich, aber er mischte etwas aus seinen Beuteln auf einem flachen Stein zusammen und tröpfelte Wasser darauf. Die breiartige Substanz begann zu glühen.
»Danke«, sagte Taiba schlicht.
Relg antwortete nicht, sah sie nicht einmal an.
Sie gingen durch den Gang zurück und ließen Taiba neben dem kleinen Teich mit dem schwachen Licht allein. Sie begann wieder zu singen, sehr leise und dem Schlaf schon nahe.
Relg leitete sie weiter durch die gewundenen Gänge, oft die Richtung wechselnd, aber immer aufwärts. Stunden vergingen, wenn auch Zeit hier in der ewigen Dunkelheit keine Bedeutung besaß. Sie erkletterten weitere glatte Wände und folgten den Gängen, die sich höher und höher durch die riesige Felsnadel wanden. Garion verlor die Orientierung und fragte sich manchmal, ob Relg überhaupt wußte, wo er hinging. Als sie um eine weitere Biegung in einen Gang bogen, schien eine leichte Brise ihre Gesichter zu streifen. Der Lufthauch brachte einen grauenhaften Gestank mit sich. »Was ist denn das?« fragte Silk naserümpfend.
»Wahrscheinlich die Sklavenquartiere«, meinte Belgarath. »In sanitären Dingen sind Murgos ziemlich lasch.«
»Die Quartiere befinden sich unterhalb von Rak Cthol, nicht wahr?« fragte Barak.
Belgarath nickte.
»Und sie haben Verbindung zu der Stadt selbst?«
»So weit ich mich erinnern kann, ja.«
»Du hast es geschafft, Relg«, sagt Barak und schlug dem Ulgoner auf die Schulter.
»Faß mich nicht an«, sagte Relg.
»Entschuldige, Relg.«
»Die Sklavenquartiere werden bewacht«, sagte Belgarath. »Wir müssen jetzt sehr leise sein.«
Sie schlichen den Gang entlang und achteten sorgfältig darauf, wo sie ihre Füße hinsetzten. Garion war nicht sicher, ab wann der Gang Zeichen menschlicher Bearbeitung aufwies. Schließlich kamen sie an eine halboffene eiserne Tür. »Ist jemand da?« fragte der alte Mann Silk flüsternd.
Der kleine Mann glitt zu der Türöffnung. Den Dolch hielt er bereit. Er warf einen Blick hinein, dann bewegte sich sein Kopf ruckartig zurück. »Nur ein paar Knochen«, sagte er leise.
Belgarath blieb stehen. »Diese tiefergelegenen Gänge sind wahrscheinlich aufgegeben worden«, sagte er flüsternd.
»Nachdem der Durchgang hier hinauf fertiggestellt war, hatten die Murgos keinen Bedarf mehr für die Tausende von Sklaven. Wir gehen jetzt weiter, aber seid leise und haltet die Augen offen.«
Schweigend folgten sie dem leicht ansteigenden Gang. Sie kamen an weiteren rostigen Eisentüren vorbei, die halb offen standen. Plötzlich machte der Gang eine scharfe Kurve, führte aber weiter aufwärts. Einige Worte in einer Schrift, die Garion nicht entziffern konnte, waren grob in die Wand geritzt.
»Großvater«, wisperte er und zeigte auf die Worte. Belgarath warf einen Blick auf die Buchstaben und grunzte. »Neunte Ebene«, murmelte er. »Wir sind noch immer ein gutes Stück unterhalb der Stadt.«
»Wie weit können wir noch gehen, ehe wir auf Murgos stoßen?« brummte Barak, mit der
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