Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel der Magier

Spiel der Magier

Titel: Spiel der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
Durnik.
    »Am oberen Ende des letzten Ganges ist eine Treppe«, antwortete Silk leise.
    »Ist sie bewacht?«
    »Jetzt nicht mehr.«
    Ein mit einer Kette gesichertes, eisenbeschlagenes Tor versperrte den Ausgang am oberen Ende der Treppe, aber Silk bückte sich, zog ein kleines metallenes Werkzeug aus seinem Stiefel und bearbeitete damit sekundenlang das Schloß. Dann grunzte er zufrieden, als das Schloß unter seinen Händen nachgab. »Ich werde mich etwas umsehen«, flüsterte er und schlüpfte hinaus.
    Hinter dem Tor konnte Garion die Sterne sehen und die finsteren Gebäude von Rak Cthol, die sich scharf gegen den Himmel abzeichneten. Ein Schrei echote gequält und verzweifelt durch die Stadt, nach einem Moment gefolgt von dem tiefen, hohen Dröhnen eines gewaltigen Gongs. Garion schauderte.
    Kurz darauf kam Silk zurück. »Es scheint niemand in der Nähe zu sein«, sagte er leise. »In welche Richtung gehen wir?«
    Belgarath wies die Richtung. »Dort entlang. Wir gehen über die Mauer zum Tempel zurück.«
    »Zum Tempel?« fragte Relg scharf.
    »Wir müssen durch ihn hindurch, um zu Ctuchik zu gelangen«, erklärte der alte Mann. »Wir müssen uns beeilen. Der Morgen ist nicht mehr weit.«
    Rak Cthol war anders als andere Städte. Die großen Häuser waren nicht so voneinander abgegrenzt, wie sie es woanders waren. Es schien, als hätten die Murgos und Grolims, die hier lebten, keinen Sinn für persönlichen Besitz, so daß ihren Gebäuden die Abgeschlossenheit des Privateigentums fehlte, die man in den Städten des Westens fand. Es gab keine Straßen im üblichen Sinn des Wortes, sondern nur miteinander verbundene Höfe und Wege, die zwischen den Häusern und oft genug auch mitten hindurch verliefen.
    Die Stadt wirkte verlassen, als sie durch die dunklen Höfe und Gänge schlichen, und doch lag eine Art drohender Wachsamkeit in den düsteren, schweigenden Mauern. Merkwürdig geformte Türmchen entsprangen an unerwarteten Stellen den Mauern, ragten hoch über den Höfen und blickten finster auf sie herab. Schmale Fenster starrten sie vorwurfsvoll an, und die gewölbten Türnischen waren voller lauernder Schatten. Eine bedrückende Atmosphäre des Bösen lastete auf Rak Cthol, und die Steine selbst schienen Garion und seine Freunde zu beobachten, als sie tiefer und tiefer in das dunkle Labyrinth der Grolim-Festung eindrangen.
    »Weißt du auch bestimmt, welchen Weg du gehen mußt?« wisperte Barak Belgarath nervös zu.
    »Ich war schon früher einmal hier und habe diesen Weg benutzt«, antwortete der alte Mann leise. »Ich behalte Ctuchik gern im Auge. Wir gehen diese Treppe hinauf. Sie bringt uns auf die Stadtmauer.«
    Die Treppe war eng und steil, mit massiven Wänden auf beiden Seiten und einer gewölbten Decke. Die Steinstufen waren in jahrhundertelanger Benutzung ausgetreten. Schweigend stiegen sie nach oben. Ein weiterer Schrei gellte durch die Stadt, und wieder ertönte der riesige eiserne Gong.
    Als sie die Treppe erklommen hatten, standen sie oben auf der äußeren Stadtmauer. Sie war breit wie eine Straße und umschloß die gesamte Stadt. Eine Brüstung verlief an ihrem Außenrand und markierte die Kante des furchtbaren Abgrundes, der eine Meile oder mehr zu der Felswüste am Fuß des Basaltturms abfiel. Sobald sie aus dem Schutz der Gebäude heraus waren, spürten sie wieder die Kälte, und die schwarzen Bodenplatten und roh behauenen Blöcke der Brüstung glitzerten im kalten Licht der Sterne vor Frost.
    Belgarath betrachtete das offene Gelände vor ihnen auf der Mauer und die dahinterliegenden, in tiefe Schatten gehüllten finsteren Gebäude. »Wir verteilen uns besser«, flüsterte er.
    »Zu viele Leute auf einem Fleck erregen in Rak Cthol Aufmerksamkeit. Wir werden immer zu zweit gehen. Geht ganz normal, nicht zu schnell und nicht zu langsam. Versucht auszusehen, als gehörtet ihr hierher. Gehen wir.« Er ging mit Barak zielstrebig, aber scheinbar ohne Eile voraus. Nach kurzer Zeit folgte Tante Pol mit Mandorallen.
    »Durnik«, flüsterte Silk. »Garion und ich gehen als nächste. Komm mit Relg in ungefähr einer Minute nach.« Er betrachtete Relgs Gesicht, das von einer Murgokapuze tief beschattet wurde. »Bist du in Ordnung?« fragte er.
    »Solange ich nicht zum Himmel hochschaue, ja«, antwortete Relg steif. Seine Stimme klang, als ob er die Zähne zusammenbisse.
    »Dann komm, Garion«, murmelte Silk.
    Es erforderte Garions ganze Selbstherrschung, um in normalem Tempo über die frostglitzernde

Weitere Kostenlose Bücher