Spiel der Magier
Hand am Schwert.
Belgarath zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen. Ich schätze, daß nur die obersten zwei oder drei Ebenen benutzt werden.«
Sie folgten dem Gang, bis er wieder scharf abbog, und wieder standen einige Worte in der fremden Schrift an der Wand.
»Achte Ebene«, übersetzte Belgarath. »Weiter.«
Der Geruch der Sklavenquartiere wurde stärker, je weiter sie in den aufsteigenden Gängen vordrangen.
»Licht voraus«, warnte Durnik, unmittelbar ehe sie die Biegung zur vierten Ebene erreichten.
»Wartet hier«, wisperte Silk und schob sich um die Ecke, den Dolch griffbereit.
Das Licht war nur schwach und schien auf und ab zu tanzen. Als die Zeit verstrich, wurde es allmählich heller. »Jemand mit einer Fackel«, murmelte Barak.
Der Fackelschein flackerte plötzlich auf und warf kreisende Schatten. Dann wurde er ruhig und tanzte nicht mehr. Einen Augenblick später kam Silk zurück und wischte sorgfältig seinen Dolch sauber. »Ein Murgo«, erzählte er. »Ich glaube, er hat etwas gesucht. Die Zellen hier sind noch leer.«
»Was hast du mit ihm gemacht?« fragte Barak.
»Ich habe ihn in eine der Zellen geschleift. Sie werden erst über ihn stolpern, wenn sie nach ihm suchen.«
Relg verschleierte die Augen.
»Selbst das bißchen Licht?« fragte Durnik.
»Es ist die Farbe«, erklärte Relg.
Sie gingen um die Ecke in die vierte Ebene und dann weiter aufwärts. Nach etwa hundert Metern war eine Fackel in einen Spalt in der Wand geklemmt, wo sie ruhig brannte. Als sie näherkamen, konnten sie die frischen Blutspuren auf dem unebenen, schmutzigen Boden erkennen.
Belgarath blieb vor der Zellentür stehen und kratzte sich den Bart. »Was hatte er an?« fragte er Silk.
»Eines dieser Kapuzengewänder«, antwortete Silk. »Warum?«
»Hol es.«
Silk sah ihn kurz an, dann nickte er. Er ging in die Zelle und kehrte einen Augenblick später mit einem schwarzen Murgogewand zurück. Er reichte es Belgarath.
Belgarath hob das Gewand hoch und betrachtete kritisch den langen Schnitt im Rücken. »Mach das nächste Mal möglichst nicht so große Löcher«, bat er den kleinen Mann.
Silk grinste ihn an. »Tut mir leid. Ich war wohl etwas zu übereifrig. Von jetzt an werde ich vorsichtiger sein.« Er sah Barak an. »Möchtest du mitkommen?« fragte er einladend.
»Natürlich. Kommst du, Mandorallen?« Der Ritter nickte feierlich und löste sein Schwert aus der Scheide.
»Dann warten wir hier«, sagte Belgarath. »Seid vorsichtig, und braucht nicht länger als unbedingt nötig.«
Die drei Männer schlichen durch den Gang auf eine dritte Ebene zu.
»Kannst du abschätzen, wie spät es ist, Vater?« fragte Tante Pol leise, nachdem sie verschwunden waren.
»Ein paar Stunden nach Mitternacht.«
»Werden wir vor Morgengrauen noch genügend Zeit haben?«
»Wenn wir uns beeilen.«
»Vielleicht sollten wir den Tag hier unten abwarten und erst hinaufgehen, wenn es wieder dunkel ist.«
Er runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht. Ctuchik hat etwas vor. Er weiß, daß ich komme, das spüre ich schon seit einer Woche, aber er hat noch nichts unternommen. Wir wollen ihm nicht mehr Zeit geben, als sein muß.«
»Er wird gegen dich kämpfen, Vater.«
»Das ist ohnehin lange überfällig«, antwortete er. »Ctuchik und ich schleichen jetzt schon seit Jahrtausenden umeinander herum, weil nie ganz der richtige Zeitpunkt war. Jetzt ist es endlich soweit.« Er blickte gedankenverloren in die Dunkelheit, sein Gesicht war finster. »Wenn es losgeht, möchte ich, daß du dich da heraushältst, Pol.«
Sie betrachtete den grimmigen alten Mann lange, dann nickte sie. »Wie du willst, Vater.«
26
D as Murgogewand war aus grobem schwarzem Tuch, in das ein seltsames rotes Emblem, direkt über Garions Herz, eingewebt war. Es roch nach Rauch und etwas sehr Unangenehmem. Unter der linken Achsel war ein kleines ausgefranstes Loch, und der Stoff um das Loch herum war steif und feucht. Garion wich innerlich vor dieser Feuchtigkeit zurück.
Sie bewegten sich schnell durch die Gänge der letzten drei Ebenen. Die tief herabgezogenen Kapuzen der Murgogewänder verbargen ihre Gesichter. Obwohl die Gänge von rußenden Fackeln erhellt waren, begegneten sie keinen Wachen, und die Sklaven, die hinter den verschlossenen, rostfleckigen Türen lagen, gaben keinen Laut von sich, als sie vorbeihasteten. Garion konnte die entsetzliche Angst spüren, die hinter diesen Türen herrschte.
»Wie kommen wir in die Stadt hinauf?« wisperte
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