Spiel der Magier
schlimmer, Belgarath«, versuchte Barak den Wind zu übertönen. »Wie weit ist es noch bis zu den Bäumen da unten?«
»Meilen«, antwortete Wolf und versuchte, seinen Mantel festzuhalten.
»Die Stute wird das nie schaffen«, sagte Hettar. »Wir müssen Schutz finden.«
»Es gibt keinen«, stellte Wolf fest. »Nicht, bis wir zu den Bäumen kommen. Hier oben gibt es nur nackte Felsen und Eis.«
Ohne zu wissen, warum er es sagte – ohne sich dessen überhaupt bewußt zu sein, bis er sprach –, machte Garion einen Vorschlag. »Wie wäre es mit der Höhle?«
Meister Wolf drehte sich um und sah ihn scharf an. »Welche Höhle?«
»Die in der Flanke des Berges. Es ist nicht weit.« Garion wußte, daß die Höhle dort war, aber er hätte nicht sagen können, woher er das wußte.
»Bist du sicher?«
»Natürlich. Hier entlang.« Garion wendete sein Pferd und ritt links den Abhang des Passes zu dem felsübersäten Gipfel hinauf. Der Wind zerrte an ihnen, und der Schnee nahm ihnen die Sicht. Garion bewegte sich jedoch zuversichtlich. Aus irgendeinem Grund schien ihm jeder Felsen hier vertraut, obwohl er keine Ahnung hatte, wieso. Er ritt gerade schnell genug, um den anderen voraus zu bleiben. Er wußte, daß sie ihm Fragen stellen würden, und er hatte keine Antworten. Sie umrundeten einen Vorsprung unter dem Gipfel und kamen auf einen breiten Felssims. Der Sims zog sich an dem Berg entlang und verlor sich in dem dichten Schneetreiben vor ihnen
»Wohin führt Ihr uns, Freund?« rief Mandorallen ihm zu.
»Es ist nicht mehr weit«, rief Garion über die Schulter zurück.
Der Sims wurde schmaler, während er sich um den drohend wirkenden Granitgipfel wand. Wo er um einen Vorsprung herumführte, war er kaum breiter als ein Fußpfad. Garion stieg ab und führte sein Pferd am Zügel. Der Wind blies ihm direkt ins Gesicht, und er mußte eine Hand vors Gesicht halten, damit ihn der Schnee nicht völlig blind machte. Aus diesem Grund sah er die Tür erst, als sie fast in Reichweite war.
Die Tür im Felsen war aus Eisen, schwarz und verbeult vor Rost und Alter. Sie war breiter als das Tor auf Faldors Farm, und ihre Oberkante war in dem dichten Schnee nicht zu sehen.
Barak, der dicht hinter ihm war, streckte die Hand aus und berührte die Tür. Dann schlug er mit seiner mächtigen Faust dagegen. Es klang hohl. »Hier ist eine Höhle«, sagte er über die Schulter zu den anderen. »Ich dachte schon, der Wind hätte dem Jungen den Verstand weggepustet.«
»Wie kommen wir hinein?« rief Hettar. Der Wind riß ihm die Worte regelrecht vom Mund.
»Die Tür ist so solide wie der Berg selbst«, meinte Barak und hämmerte mit der Faust dagegen.
»Wir müssen aus diesem Wind heraus«, erklärte Tante Pol, die schützend ihren Arm um Ce’Nedras Schultern gelegt hatte.
»Nun, Garion?« fragte Meister Wolf.
»Es ist ganz einfach«, antwortete Garion, »ich muß nur die richtige Stelle finden.« Seine Finger glitten über das eisige Metall, ohne recht zu wissen, wonach sie suchten. Er fand eine Stelle, die sich ein bißchen anders anfühlte. »Hier ist sie.« Er legte seine rechte Hand auf den Fleck und drückte leicht dagegen. Mit einem mächtigen, mahlenden Knirschen bewegte sich die Tür. Eine hauchdünne Linie, die vorher nicht einmal sichtbar gewesen war, erschien exakt in der Mitte der angegriffenen, eisernen Oberfläche, und rostiger Staub rieselte aus dem Spalt, um von dem Wind sogleich davongetragen zu werden.
Garion spürte eine seltsame Wärme in dem silbrigen Mal in seiner Handfläche, als er die Tür berührte. Neugierig hörte er auf zu drücken, aber die Tür schwang weiter auf – anscheinend als Reaktion auf die Berührung mit dem Mal in seiner Hand. Sie bewegte sich sogar noch weiter, als er sie völlig losgelassen hatte. Er schloß die Hand, und die Tür stand still.
Er öffnete seine Hand, und die Tür schwang knirschend weiter auf.
»Spiel nicht damit herum, Lieber«, sagte Tante Pol. »Mach sie einfach auf.«
In der Höhle hinter der riesigen Tür war es dunkel, aber in ihr herrschte nicht der muffige Geruch, der eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Sie traten vorsichtig ein und tasteten sich behutsam vorwärts.
»Einen Augenblick«, murmelte Durnik mit seltsam gedämpfter Stimme. Sie hörten, wie er eine seiner Satteltaschen aufknüpfte und dann das Schlagen von Feuerstein auf Stahl. Ein paar Funken stoben, dann glühte es schwach auf, als der Schmied auf seinen Zunder blies. Der Zunder flammte auf,
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