Spiel der Magier
von Panik mitschwang, den Garion selbst verspürte.
»Ich muß mir hier die Augen verbinden«, antwortete Relg. Er trug ein seltsam gearbeitetes Hemd aus Stahlplättchen, das in der Taille von einem Gürtel zusammengehalten wurde und eine enganliegende Kapuze hatte, die nur sein Gesicht freiließ. Von seinem Gürtel hing ein schweres, gekrümmtes Messer, dessen bloßer Anblick Garion schon kalte Schauer über den Rücken jagte. Relg zog ein Stück Stoff unter seinem Panzerhemd hervor und band es sich sorgfältig vor das Gesicht.
»Warum machst du das?« fragte Durnik.
»In der nächsten Höhle liegt eine Quarzader«, erwiderte Relg. »Sie reflektiert das Sonnenlicht von draußen. Das Licht ist sehr hell.«
»Wie kannst du uns den Weg weisen, wenn du nichts mehr sehen kannst?« protestierte Silk.
»Der Stoff ist nicht so dicht. Ich kann durchaus noch etwas sehen. Gehen wir.«
Sie folgten einer Krümmung des Ganges, und plötzlich sah Garion Licht. Er widerstand der Versuchung, darauf zuzulaufen. Sie gingen weiter. Die Hufe der Pferde, die Hettar am Zügel führte, klapperten auf dem felsigen Grund. Die Höhle war riesig und erfüllt von schimmerndem kristallinem Licht. Ein funkelndes Quarzband zog sich über die Decke und erleuchtete die Höhle mit strahlendem Glanz. Große Felsnadeln hingen wie Eiszapfen von der Decke, andere wuchsen ihnen vom Boden aus entgegen. Inmitten der Höhle lag ein weiterer unterirdischer See, dessen Oberfläche von einem kleinen Wasserfall gekräuselt wurde. Das leise, unaufhörliche Geplätscher vereinte sich harmonisch mit dem weit entfernten, kaum noch hörbaren Gesang der Ulgoner. Garions Augen waren von der herrschenden Farbenfülle wie geblendet. Die Prismen des kristallinen Quarzes brachen das Licht in farbige Fragmente und füllten die Höhle mit dem vielfarbigen Schimmer des Regenbogens. Garion wünschte sich plötzlich, er könnte diese strahlende Höhle Ce’Nedra zeigen, und der Gedanke verblüffte ihn.
»Schnell«, drängte Relg, eine Hand über die Augen gelegt, als wollte er sie trotz des Tuches noch mehr schützen.
»Warum bleiben wir nicht hier?« schlug Barak vor. »Wir brauchen eine Rast, und hier scheint ein guter Platz zu sein.«
»Es ist der schlimmste Platz im ganzen Höhlensystem«, sagte Relg. »Schnell.«
»Vielleicht gefällt dir die Dunkelheit«, sagte Barak, »aber wir anderen sind nicht so glücklich darüber.« Er sah sich in der Höhle um.
»Schütze deine Augen, du Dummkopf«, fuhr Relg ihn an.
»Mir gefällt dein Ton nicht, Freund.«
»Wenn du es nicht tust, bist du blind, sobald wir die Höhle wieder verlassen. Deine Augen haben zwei Tage gebraucht, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Wenn du dich zu lange hier aufhältst, geht alles wieder verloren.«
Barak starrte den Ulgo einen Augenblick lang an. Dann grunzte er und nickte. »Tut mir leid«, sagte er. »Das hatte ich nicht verstanden.« Er wollte seine Hand entschuldigend auf Relgs Schulter legen.
»Faß mich nicht an!« schrie Relg und zuckte vor Baraks Hand zurück.
»Was ist los?«
»Faß mich nicht an niemals.« Relg eilte davon.
»Was hat er denn?« fragte Barak.
»Er will nicht, daß du ihn besudelst«, erklärte Belgarath.
»Ihn besudeln? Ihn besudeln?«
»Er nimmt seine persönliche Reinheit sehr ernst. So wie er es sieht, kann ihn jede Berührung beschmutzen.«
»Beschmutzen? Er ist dreckig wie ein Schwein.«
»Es geht um eine andere Art von Schmutz. Wir wollen weitergehen.«
Barak marschierte hinter den anderen her, wobei er wütend vor sich hin schimpfte. Sie kamen wieder in einen dunklen Gang. Garion warf sehnsüchtig einen Blick zurück auf die strahlende Höhle. Dann machte der Gang eine Biegung, und das Licht war nicht mehr zu sehen. In der murmelnden Dunkelheit war es unmöglich, den Lauf der Zeit zu bestimmen. Sie stolperten weiter und hielten nur hin und wieder, um zu essen oder zu ruhen, aber Garions Schlaf war von Alpträumen erfüllt, in denen Berge auf ihn niederstürzten. Er hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, jemals wieder den Himmel zu sehen, als er den ersten schwachen Hauch bewegter Luft auf seinem Gesicht spürte. Soweit er beurteilen konnte, war es ungefähr fünf Tage her, seit sie die spärlich erleuchteten Höhlen der Ulgos verlassen hatten und in die ewige Nacht abgestiegen waren. Im ersten Moment hielt er den leisen Windhauch für bloße Einbildung, aber dann roch er Bäume und Gras in der muffigen Luft der Höhlen, und er wußte, daß
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