Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
hattest du das Gefühl,
dass ihn etwas belastet?«
    »Er war in den letzten Wochen oder sogar Monaten irgendwie
verändert. Er hat viel gegrübelt und war häufig abwesend, wenn
ich mit ihm sprach.« Mit einem Mal hielt sie inne, zog die rechte
Augenbraue hoch, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und
schaute Henning entschuldigend an. »Tut mir leid, aber ich hätte
euch das schon am Nachmittag sagen sollen. Da war was, als
ich ihm von meiner Schwangerschaft erzählte. Ich hatte den
Eindruck, dass er alles andere als erfreut darüber war. Er hat
mich angesehen wie nie zuvor, es war ganz komisch. Eben so, als
würde er sich überhaupt nicht freuen. Aber das dauerte nur ein
paar Sekunden, denn ich habe ihn gefragt, was mit ihm los sei,
worauf er sofort antwortete, gar nichts, er habe nur nicht mit einer
solch wunderbaren Nachricht gerechnet. Das war's eigentlich
schon. Aber jetzt im Nachhinein sehe ich noch ganz genau
sein Gesicht vor mir, vor allem seine Augen. Er hat sich nicht
gefreut, auch wenn er das immer wieder beteuert hat.«
    »Wieso immer wieder?«, wollte Santos wissen.
    »Na ja, ich habe ihn danach noch einige Male gefragt, ob er sich
freut, und er gab mir das Gefühl, sich zu freuen. Mein Gott,
was hat er bloß gemacht? Was wollte er an der Ostseehalle? Ich
begreif das alles nicht. Warum hat er mich angelogen?«
    »Wir hoffen das herauszufinden. Wir werden alle Telefonate
der vergangenen Monate, die er von hier und seinem Handy
aus geführt hat, überprüfen und natürlich auch die von seinem
Dienstapparat. Auch wenn es bitter für dich ist, aber es muss
etwas in seinem Leben gegeben haben, von dem du unter keinen
Umständen etwas wissen durftest. Es kann auch sein, dass
er dich einfach nur schützen wollte ...«
    »Und ich dachte immer, dass wir über alles sprechen würden.
Keine Geheimnisse, das hatten wir uns einmal geschworen.
Und jetzt das. Das ist so ungerecht. Was hat er bloß getan?«
    »Das finden wir heraus, das verspreche ich dir, denn das ist das
wenigste, was wir für dich tun können. War er in den vergangenen
Tagen, Wochen oder Monaten häufiger weg als früher?«
    »Was meinst du?«
    »Na ja, manche Männer kommen von der Arbeit nach Hause,
duschen, essen und verabschieden sich wieder, angeblich, weil
sie noch etwas Wichtiges oder Dringendes zu erledigen haben.
Sei bitte ehrlich, wenn du antwortest.«
    »Ich bin immer ehrlich. Nein, er war sehr viel zu Hause, außer
wenn er Dienst hatte.«
    »Was heißt sehr viel? War er doch hin und wieder unterwegs,
auch wenn er nicht im Dienst war?«
    »Schon, aber welcher Mann geht nicht ab und zu mal mit
Freunden etwas trinken?«
    »Dauerte der Dienst vielleicht manchmal länger als normal?«
    »Nein. Aber was ist in eurem Beruf schon normal? Manchmal
hat er acht Stunden gearbeitet, manchmal auch zehn oder
zwölf. Und wenn er Bereitschaft hatte ...«
    Henning beugte sich nach vorn. Er hatte die Hände gefaltet
und überlegte. Schließlich sagte er: »Dürfte ich bitte noch mal
die Uhr sehen, die Gerd dir zum Geburtstag geschenkt hat?«
    »Warum?«
    »Einfach so«, schwindelte er.
    »Sie liegt auf dem Sideboard. Ich verstehe zwar nicht ...«
    »Ich werde es dir gleich erklären«, sagte Henning, erhob sich
und holte die Uhr, die wieder ganz normal tickte. Er hielt sie
eine Weile in der Hand und betrachtete sie von allen Seiten -
die eingravierte Nummer, die dieser Uhr das Zertifikat des absolut
Persönlichen verlieh, das extrem aufwendig gestaltete
Zifferblatt, die Mondphasenanzeige. Alles Handarbeit, aus
Hunderten kleinster und winzigster Teile zusammengesetzt.
»Das ist eine Patek Philippe. Hast du auch nur die geringste
Ahnung, was eine solche Uhr kostet? Das ist ein kleines und
sehr feines und sehr, sehr teures Kunstwerk.«
    Nina holte tief Luft, trank von ihrem Bier und antwortete: »Ich
kenne mich mit Uhren nicht aus, aber ich habe ja schon heute
Nachmittag gesagt, dass ich glaube, dass sie nicht ganz billig
war. Gerd war manchmal verrückt, er hat mir teure Geschenke
gemacht und dabei vergessen, dass es Wichtigeres im Leben
gibt als materielle Güter. Aber so war er nun mal.«
    Henning hielt die Uhr in der Hand und sagte: »Mag sein. Doch
das hier ist nicht nur ein teures Geschenk, das ist Luxus pur.
Ich bin zwar auch kein Experte, aber ich vermute, dass sie mindestens
zwanzigtausend Euro gekostet hat.«
    Ninas schrilles Lachen erfüllte das ganze Zimmer. »Zwanzigtausend Euro?! Nie im

Weitere Kostenlose Bücher